Mini-Klausur: Aufgabe mdl. Abiturprüfung: Auszug aus Goethes „Faust“, Szene „Marthens Garten“ (Mat807)

Worum es hier geht:

Wir präsentieren hier ein Beispiel, wie man aus einer ursprünglich mehrstündigen Klausur zu einer kompletten Szene aus Goethes Faust eine Aufgabe für die mündliche Abiturprüfung machen kann.
Da die Schüler da nur 30 Minuten Vorbereitungszeit haben, muss zum einen der Text entsprechend gekürzt werden – zum anderen muss auch die zweite Aufgabe in so kurzer Zeit zu bewältigen sein.

Aufgabenstellung

Aufgabe für den 1. Prüfungsteil einer möglichen mündlichen Prüfung im Fach Deutsch
(Goethe, Faust, Szene: Marthens Garten)

Aufgabenstellung:

  1. Analysieren Sie den gegebenen Textauszug, indem Sie
    1. ihn kurz in den Handlungsablauf einordnen
    2. aus dem Gespräch zwischen Gretchen und Faust zusammenfassend herausarbeiten, wie Mephisto jeweils eingeschätzt wird.
    3. und dann klären, wie sich Mephisto und Faust anschließend zu der Begegnung äußern.
  2. Nehmen Sie kurz Stellung zu der These, dass das einfache Mädchen Gretchen sich hier im Hinblick auf Faust als zumindest gleichwertige Partnerin zeigt.

 

Text der Mini-Klausur

Margarete: Es tut mir lange schon weh,
3470: Dass ich dich in der Gesellschaft seh.

Faust: Wieso?

Margarete: Der Mensch, den du da bei dir hast,
Ist mir in tiefer innrer Seele verhasst;
Es hat mir in meinem Leben
So nichts einen Stich ins Herz gegeben
3475: Als des Menschen widrig Gesicht.

Faust:
Liebe Puppe, fürcht ihn nicht!

Margarete: Seine Gegenwart bewegt mir das Blut.
Ich bin sonst allen Menschen gut;
Aber wie ich mich sehne, dich zu schauen,
3480: Hab ich vor dem Menschen ein heimlich Grauen,
Und halt ihn für einen Schelm dazu!
Gott verzeih mir’s, wenn ich ihm unrecht tu!

Faust: Es muss auch solche Käuze geben.
Margarete: Wollte nicht mit seinesgleichen leben!
3485: Kommt er einmal zur Tür herein,
Sieht er immer so spöttisch drein
Und halb ergrimmt;
Man sieht, dass er an nichts keinen Anteil nimmt;
Es steht ihm an der Stirn geschrieben,
3490: Dass er nicht mag eine Seele lieben.
Mir wird’s so wohl in deinem Arm,
So frei, so hingegeben warm,
Und seine Gegenwart schnürt mir das Innre zu.

Faust: Du ahnungsvoller Engel du!

3495: Margarete: Das übermannt mich so sehr,
Daß, wo er nur mag zu uns treten,
Mein ich sogar, ich liebte dich nicht mehr.
Auch, wenn er da ist, könnt ich nimmer beten,
Und das frisst mir ins Herz hinein;
3500: Dir, Heinrich, muss es auch so sein.

Faust: Du hast nun die Antipathie!

Margarete: Ich muss nun fort.
(Vor ihrem Abgang bekommt sie noch das Fläschchen für die Mutter.)
 (…)

Mephistopheles tritt auf. Mephistopheles: Der Grasaff! ist er weg?

Faust: Hast wieder spioniert?

Mephistopheles: Ich hab’s ausführlich wohl vernommen,
Herr Doktor wurden da katechisiert;
Hoff, es soll Ihnen wohl bekommen.
3525 Die Mädels sind doch sehr interessiert,
Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch.
Sie denken: duckt er da, folgt er uns eben auch.

Faust: Du Ungeheuer siehst nicht ein,
Wie diese treue liebe Seele
3530: Von ihrem Glauben voll,
Der ganz allein
Ihr seligmachend ist, sich heilig quäle,
Dass sie den liebsten Mann verloren halten soll.

Mephistopheles: Du übersinnlicher sinnlicher Freier,
3535: Ein Mägdelein nasführet dich.

Faust: Du Spottgeburt von Dreck und Feuer!

Mephistopheles: Und die Physiognomie versteht sie meisterlich:
In meiner Gegenwart wird’s ihr, sie weiß nicht wie,
Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn;
3540: Sie fühlt, dass ich ganz sicher ein Genie,
Vielleicht wohl gar der Teufel bin.
Nun, heute nacht –?

Faust: Was geht dich’s an?

Mephistopheles: Hab ich doch meine Freude dran!

Erwartungshorizont

Hier wird beschrieben, wie eine ideale Lösung der beiden Aufgaben aussehen könnte:

https://schnell-durchblicken.de/mini-klausur-loesung-mdl-abiturpruefung-auszug-aus-goethes-faust-szene-marthens-garten

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