Nicht abgesandter Brief an Sabrina Eisele – oder die Frage: Was tun nach dem ersten Erfolg beim Schreiben?

Was tun nach dem ersten Erfolg beim Schreiben?

Das ist eine Frage, die sich in vielen Fällen nicht stellt. Da hat jemand bei einem Verlag etwas veröffentlicht – und wenn es gut läuft, kommen die Fragen: Was schreiben Sie als nächstes? Was haben Sie für Schreib-Pläne? Wann können wir wieder etwas von Ihnen veröffentlichen.

Was ist aber, wenn jemand bei einem lokalen Schreibwettbewerb erfolgreich ist und der Text später sogar in Schulbüchern erscheint – und man liest nichts mehr von ihm.

Was kann man tun. Man kann sich an den Verlag wenden – hier gibt es aber möglicherweise keinen.

Also schreibt man einen Brief, den man nicht abschicken kann (wohin auch?), den man aber veröffentlichen kann. Vielleicht erfährt man auf diese Weise noch etwas oder Frau Eisele nimmt das als Anlass, doch noch mal wieder einen Text zu veröffentlichen.

Wir würden uns freuen.

Nun der Brief

Sehr geehrte Frau Eisele,

ich hoffe, dieser Brief erreicht Sie wohlbehalten.

Mein Name ist Lars Krüsand, und ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Arbeit. Als Autor und Lehrer habe ich Ihre preisgekrönte Kurzgeschichte „Momente“ mit Begeisterung gelesen und schon oft im Unterricht behandelt.

Als ich mich dann für weitere Texte von Ihnen zu interessieren begann, ist mir aufgefallen, dass von Ihnen keine neuen Veröffentlichungen mehr zu finden sind.

Als jemand, der Ihr Talent sehr schätzt, bin ich natürlich neugierig und ein wenig besorgt. Haben Sie mit dem Schreiben aufgehört? Falls ja, würde ich gerne verstehen, warum ein so vielversprechendes Nachwuchstalent wie Sie sich vom literarischen Schaffen zurückgezogen hat.

Um Ihnen die Antwort zu erleichtern, habe ich eine Liste möglicher Gründe zusammengestellt. Vielleicht finden Sie sich in einem oder mehreren davon wieder? Bitte kreuzen Sie einfach an, was zutrifft.

Und sollte nichts davon zutreffen oder mehr dazu zu sagen sein, freue ich mich natürlich auf eine entsprechende Antwort.

□ Berufliche Verpflichtungen lassen momentan keine Zeit zum Schreiben
□ Familiäre Umstände haben Priorität
□ Eine kreative Pause zur Neuorientierung
□ Verlust der Inspiration oder Schreibblockade
□ Unzufriedenheit mit dem Literaturbetrieb
□ Fokus auf ein größeres Projekt, das noch nicht veröffentlicht wurde
□ Wechsel zu einem anderen künstlerischen Medium
□ Entdeckung einer neuen Leidenschaft außerhalb des Schreibens
□ Gesundheitliche Gründe
□ Reisen oder Auslandsaufenthalt
□ Sonstiges: ________________________________

Natürlich respektiere ich vollkommen, wenn Sie nicht antworten möchten. Ich wollte lediglich meine Wertschätzung für Ihr Werk zum Ausdruck bringen und mein aufrichtiges Interesse an Ihrem weiteren Werdegang bekunden.

Falls Sie doch noch schreiben oder in Zukunft wieder damit beginnen möchten, würde ich mich sehr freuen, wieder von Ihnen zu lesen. Gerade jemand, der sich schon früh mit einem Text an die Öffentlichkeit gewagt haben, stellen Sie eine Ermutigung für alle Schülerinnen und Schüler dar, die auch Ideen haben, aber zu wenig Mut, auch etwas zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für Ihre Zukunft,

Lars Krüsand

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