Video 2: Beispiel für ein optimales Statement: Beantwortung der Frage: Ist Josef K in Kafkas Roman schuldig? (Mat2080-sfs)

Worum es hier geht:

Wir zeigen hier, wie man ein optimales Statement abgeben kann – zur Frage der Schuld in Kafkas Roman „Der Prozess“

Das Video ist hier zu finden:
https://youtu.be/UELpG7Re3Lo

Hier die direkten Sprungmöglichkeiten zu einzelnen Clips:
0:01 Einstieg – Rückblick auf erstes Video zur Schuldfrage 0:44 Verweis auf Video 1 (Entwicklungsschritte & Goethe als Gegenstück) 1:32 Vorstellung des „optimalen Statements“ für Prüfung & Klausur 1:58 Ausgangssituation: Verhaftung ohne Schuldnachweis 2:23 Bedeutung der Verhaftung – keine äußere Freiheitsbegrenzung 2:56 Schuld als vom Gericht unabhängig festgestellt 3:00 Figurenanalyse: Titorelli und der Geistliche im Dom 3:35 Schuld als universales Schicksal – Hypothese: „Das Leben selbst ist Schuld“ 3:53 Hinrichtung „wie ein Hund“ – Verlust der Sonderstellung des Menschen 5:05 Schuldverständnis als existenzielle Bedingung – Bezug zum Existentialismus 5:58 Vergleich mit Kafkas Erzählungen („Schlag ans Hoftor“, „Die Verwandlung“) 6:28 Klassik-Vergleich: Goethe und „Das Göttliche“ 7:05 Zusammenfassung – Kurzfassung vs. Langvideo 7:21 Erklärung des Schaubilds: Sicherheit, Absturz, Gericht, Hinrichtung 9:01 Ergänzung: Parabel „Vor dem Gesetz“ – verpasste Aktivität als Alternative 9:51 Weitere Perspektive: Göttliche Alternative bei Goethe 10:09 Hinweis auf Doku, Korrekturen, Ergänzungen & Austausch 10:28 Abschluss – Einladung zu Fragen, Kommentaren, Abo & Weiterempfehlung

Und hier ist die Dokumentation:
Mat2080-sfs unb Kafka Prozess Schuldfrage Statement

Das Video 1 mit der ausführlichen Darstellung ist hier zu finden:

https://schnell-durchblicken.de/kafka-der-prozess-ist-josef-k-schuldig-oder-zeigt-sein-schicksal-kafkas-sicht-auf-die-situation-des-menschen-in-der-welt

Hier die komplette Statement-Fassung

  1. Das Problem des Romans zeigt sich schon gleich am Anfang: Josef K. wird verhaftet, er weiß von keiner Schuld, glaubt, verleumdet zu sein, und ihm wird auch kein Grund für die Verhaftung genannt.
  2. Im weiteren Verlauf zeigt sich dann, dass es hier nicht nur um eine ermittlungstaktische Kleinigkeit geht, sondern Josef K auch im weiteren Verlauf im unklaren gelassen wird, während die Verhaftung nicht zu einer äußerlichen Begrenzung seiner Freiheit führt.
  3. Im Laufe der Zeit ergeben sich allerdings einige Präzisierung. Die erste ist, dass vom Gericht gesagt wird, es werde von einer Schuld angezogen. Das kann man so verstehen, dass diese Schuld unabhängig vom Verhalten oder vom Bewusstsein des verhaften, einfach für das Gericht vorliegt.
  4. Vom Gerichtsmaler Titorelli erfährt K., dass es keine „wirklichen Freisprüche“ gibt. Das Gericht hält grundsätzlich an der Schuld des Angeklagten fest, möglich sind nur Scheinfreisprüche oder Verschleppungen. → Schuld wird als unabwendbar gezeigt.
  5. Im Gespräch mit dem Geistlichen wird es noch schärfer: Wer seine Unschuld beteuert, liefert damit gerade den Beweis seiner Schuld. → Hier kippt die Logik vollends ins Absurde, und Schuld ersheint als universales Schicksal.
    • Auf die eingeschobene Parabel „Vor dem Gesetz“ müsste man noch genauer eingehen.
    • Denn dort entsteht der Eindruck, dass der Bittsteller nicht kritisch genug gewesen ist und wenigstens den Eintritt versucht hat.
    • Andererseits kam es Kafka wohl mehr auf die Absurdität der Schlusssituation an. Denn besonders tragisch ist es, wenn einem gesagt wird, man habe das verfehlt oder nicht erreicht, was eigentlich das Ziel gewesen iste.
  6. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass am Ende Josef K hingerichtet wird und das Gefühl hat, wie ein Hund zu sterben. Daraus lässt sich die Hpothese entwickeln, dass hier ein Mensch seine Sonderstellung über alle anderen Lebewesen verliert
  7. Wichtig ist nur noch, dass am Ende Josef K. nicht nur sein Schicksal akzeptiert, sondern es sogar bejaht und nur beklagt, dass er nicht den Mut gehabt hat, die Tötung an sich selbst zu vollziehen. Hintergrund: Sein Leben und Aktivsein reicht schon für Fehlentscheidungen und damit Schuld
  8. Damit hat sich immer mehr der Eindruck verstärkt, dass es auch im Roman der Prozess gar nicht um eine konkrete Schuld geht, sondern um ein Grundverständnis der Situation des Menschen: Er ist hineingeworfen in eine Existenz, die jederzeit brüchig werden oder sogar außer Kontrolle geraten kann.
  9. Zum Vergleich heranziehen kann man etwa die Erzählung “Der Schlag ans Hoftor”, wo ein ähnliches Schicksal über den Erzähler hereinbricht. In “Die Verwandlung” geschieht etwas ähnliches, nur dass man bei dem Handlungsreisenden Gregor Samsa eine Beziehung herstellen kann zwischen einem schon vorher falschen Leben, das dann in einer Käferexistenz ihm brutal deutlich gemacht wird.
  10. Man kann eine Beziehung herstellen, zwischen der Abhängigkeit von einem willkürlichen, unerbittlichen Schicksal, das Goethe in seinem Gedicht “Das Göttliche” beschreibt. Der Ausweg dort ist, dass man “edel, hilfreich und gut” ist – und damit positiv Göttliches in die Welt und das menschliche Leben hineinbringt.

Realistischere Kurzversion

  • Ausgangssituation: Gleich am Anfang des Romans wird das zentrale Problem sichtbar: Josef K. wird verhaftet, ohne von einer Schuld zu wissen oder einen Grund genannt zu bekommen.

  • Verlauf: Die Unklarheit bleibt – allerdings kann K. sein normales Leben weiterführen, allerdings im Schatten des Prozesses.

  • Gerichtsperspektive: Das Gericht wird „von Schuld angezogen“. → Schuld erscheint unabhängig vom Verhalten des Angeklagten.

  • Wichtige Figuren:
    Titorelli: Keine wirklichen Freisprüche möglich, Schuld ist unabwendbar.
    Geistlicher im Dom: Wer Unschuld beteuert, beweist gerade seine Schuld. → Schuld wird als universales Schicksal entlarvt.
    – Die eingeschobene Parabel lässt offen, ob mehr Aktivität etwas gebracht hätte – oder sich ein noch größerer tragischer Zynismus zeigt.

  • Ende: Josef K. wird hingerichtet „wie ein Hund“. → Verlust der Sonderstellung des Menschen, Sterben als Teil einer übergeordneten Ordnung.

  • Deutung: Der Roman thematisiert nicht eine konkrete Schuld, sondern die existenzielle Lage des Menschen: hineingeworfen in eine brüchige Existenz, der er sich nicht entziehen kann.

  • Vergleiche (optional, zur Abrundung):
    – Kafka: Schlag ans Hoftor, Die Verwandlung → ähnliche Erfahrung von Ausgeliefertsein.
    – Goethe: Das Göttliche → Schicksal ist unerbittlich; möglicher Ausweg: „edel, hilfreich und gut“ leben.

Weitere Infos, Tipps und Materialien