Quellen im Geschichtsunterricht – ihre Grenzen und mögliche Hinweise auf breitere Blicke in die Vergangenheit

Lars Krüsand,

Quellen im Geschichtsunterricht sind wichtig – aber man braucht für einen Gesamteindruck mehr als Felsspitzen im Nebelmeer

Es gab mal eine besondere Art von Geschichtsbuch. Es bestand nur aus mehr oder weniger kleinen Quellenhäppchen. Man glaubte eben, so könnte man die Schüler und Schülerinnen am besten an geschichtliche „Wahrheit“ heranführen – in Form von „entdeckendem“ Lernen.

Nur: Was konnte man an solchen Quellenhäppchen entdecken, die aus jedem Zusammenhang gerissen, aber sorgfältig komponiert worden waren. Es waren nicht die Quellen, die Erkenntnis auslösten, sondern es war das Darstellungsinteresse der Schulbuchmacher, die die Quellensammlung auslöste.

Halten wir fest: Quellen sind mehr oder weniger zufällige Überreste aus der Vergangenheit – oder Darstellungen, die bewusst für die Nachwelt verfasst wurden, um eine bestimmte Sicht der Dinge durchzubringen.

Wenn man im Nebel auf einer Aussichtsplattform steht, sieht man nur Bergspitzen, vielleicht die Türme einer Burg oder den oberen Teil einer Stadt. Die Landschaft darunter kann man nur erahnen oder sich von einem anderen Besucher der Plattform erzählen lassen. Hat man dann die „Wahrheit“?

Nie vergessen werde ich die das Erlebnis, als ich von Gordon A. Craig „seine“ „Deutsche Geschichte von 1866-1945“ las – es war eine bestimmte Perspektive auf die geschichtliche Entwicklung, aber es war die eines Historikers, dem man andere Sichtweisen entgegensetzen konnte.

Welchen Wert haben demgegenüber geschichtliche Darstellungen in Schulbüchern, die verständlicherweise meist von Nicht-Wissenschaftlern verfasst und von Regierungen genehmigt werden.

Fazit: Quellen im Geschichtsunterricht „Ja“ – aber die geschichtliche Landschaft sich nicht von anderen Besuchern auf der Plattform im Nebelmeer erklären lassen, sondern über Bücher in die ganze Breite der vergangenen Gegenwart einsteigen. Übrigens kann man ein Buch in einer Klasse oder in einem Buch auch aufteilen – und schon hat man mehr Möglichkeiten für Austausch und Diskussion.

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