Rezepte gegen Schulfrust, bsd. beim Übergang in die Oberstufe (Mat8138)

Worum es hier geht:

  • Viele Schülis leiden unter der Schule. Besonders auch die, gerne mehr, aber vor allem anders lernen würde.
  • Diese Tipps waren ursprünglich für die Schülis erstellt worden, die gerade auf dem Weg in die Oberstufe sind.
  • Aber wir denken, dass vieles auch schon vorher gilt und vor allem möglich ist.
  • Jeder mag selbst entscheiden, inwieweit diese Rezepte für ihn schon gelten. Selbst wenn es erst nur eins ist: Besser als nichts – und man kann die anderen ja im Auge behalten 😉

Zum Ursprung des Textes:
Wir haben mal eine erfahrene Lehrkraft gefragt, was er seinen Schülis in der Klasse 10 rät im Hinblick auf die Oberstufe.

Daraus ist das Folgende geworden – kann man unten auch als PDF-Datei anschauen bzw. herunterladen.

Man kann es als eine Art „Rezept gegen Oberstufen-Schulfrust“ verstehen Und wir erweitern es jetzt mal auf „Rezepte gegen Schulfrust“ 😉

Die Rezepte

Liebe Schülerinnen und Schüler,
Endlich habt ihr die Sekundarstufe I hinter euch gebracht – seid nicht mehr an Klassenstrukturen gebunden,
könnt euch eure Fächer weitgehend frei wählen. Viel mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung sind möglich – aber sind sie auch selbstverständlich?

Leider erlebt man es immer wieder, dass sich außer organisatorischen Veränderungen nicht viel tut.
Das ist aber sehr schade, denn die letzten drei Jahre der Schule können schon sehr stark ein Stück Vorbereitung auf das wirkliche Leben sein.

Es geht also um eine Veränderung der Perspektive: Nicht mehr nur allein als Objekte des Schulsystems alles mehr oder weniger klaglos über sich ergehen lassen, sondern eigene Akzente setzen und die Zeit für sich und seine Ziele nutzen.

Die folgenden Überlegungen und Tipps sollen dabei helfen:

Man sieht hier deutlich: Es gibt viele Wege aus dem „Schulfrust“. Sie sind im einzelnen sehr unterschiedlich – und jeder sollte sich das für ihn Passende ausprobieren.

Auf jeden Fall sieht das Schulleben bald anders aus, wenn man das mal für sich ausprobiert.

Im Folgenden gehen wir auf die 10 Auswege etwas genauer ein.

Wir sind auch gerne bereit, auf Nachfrage, das eine oder andere genauer zu erläutern. Wichtig ist nur, dass man den Willen entwickelt und sich seinen Ausweg aussucht, mit dem man anfangen möchte.

Fragen und Anregungen können auf dieser Seite abgelegt werden:
https://textaussage.de/schnelle-hilfe-bei-aufgaben-im-deutschunterricht

  1. Sucht euch „euer Fach“ bzw. „euer Thema“
    • Sagt nicht „Schule ist doof“ – sondern allenfalls „Schule ist manchmal doof“ und sucht euch dann Fächer und Themen, in denen ihr euch engagiert und wo ihr dann auch ein positives Feedback bekommt.
    • Manchmal reicht es, nur ein bisschen mehr über den Stoff des Unterrichts nachzudenken und sich (oder auch in der nächsten Stunde den Mitschülern oder dem Lehrer) die Frage zu stellen, was man damit anfangen kann bzw. welche Bedeutung es für einen selbst haben könnte.
  2. Lasst euch hin und wieder auf das „Abenteuer der Recherche“ ein!
    • Manchmal reicht es aber auch, in einem Fach oder einem Thema auf eine eigene Recherche-Reise zu gehen.
    • Das Schöne daran ist, dass man in der Regel bald an einer Stelle ist, an der man sich dann besser auskennt als der Lehrer – und sei es auch nur, dass man eine Frage gefunden hat, die der nicht gleich beantworten kann.
    • Ein kluger Lehrer wird dann nie sagen: „Das gehört hier nicht hin“, sondern er wird schauen, was man damit anfangen kann.
    • Auf jeden Fall verändert sich so das Verhältnis zwischen
      Lehrer und Schüler bzw. Schülerin zumindest etwas.
    • Noch eine Ergänzung: Auch mir als Lehrer ist es immer wieder so gegangen, dass ich eine Zwangslektüre zum Beispiel anfangs schrecklich fand.
    • Es gibt den Satz: „Der Appetit kommt beim Essen!“ Das gilt natürlich nicht immer – aber viel öfter, als man denkt.
    • Und dann noch ein zweiter Satz: „Man sieht nur, was man weiß!“ Es ist also ganz normal, wenn man bei einem Thema anfangs wenig Interessantes sieht – das kann sich aber ändern. Einfach mal an entsprechende eigene Erfahrungen denken.
      Auch wenn ich hier nur ein bisschen recht haben sollte: Es lohnt sich, die Frustfaktoren in der Schule zumindest ein bisschen zu reduzieren 😉
  3. Denkt häufiger an den „Untergrund-Lehrplan“
    • Leider ist es so, dass der Staat junge Menschen zu einer sehr „allgemeinen“ Hochschulreife führen will – und das heißt, dass man Dinge lernen muss, die man zu 80 bis 100 % später nur braucht, wenn man bei Jauch Millionär werden will.
    • Da die meisten in der Oberstufe noch gar nicht wissen, was sie später werden wollen, können sich viele auch nicht mit dem Gedanken motivieren: Na ja, das Fach x brauche
      ich später nicht, da mache ich nur das Nötigste, aber im Fach y und im Fach z haue ich rein.
    • Aber es gibt etwas, was nie verkehrt ist: Natürlich braucht man ein gewisses Maß an Allgemeinbildung.
    • Aber die wirklich wichtigen Dinge können kaum per Lehrplan gelernt werden, an die muss man als Schüler und Schülerin selbst denken:
    • Es geht darum, jede Gelegenheit zu nutzen, in der man Wahrnehmungen, Informationsverarbeitung, Kommunikation, Rhetorik und Interaktion trainieren kann.
      Schauen wir uns das einmal genaue an:
  4. Trainiert Wahrnehmung und Informationsverarbeitung
    • Also: Ärgert euch nicht (nur), wenn ihr in manchen Fächern scheinbar langweilige Texte lesen müsst, sondern fragt entweder nach anderen oder nutzt sie, um den Umgang mit Texten zu trainieren.
    • Dann könnt ihr jederzeit auch die wirklich wichtigen und interessanten Texte schneller wahrnehmen und
      verarbeiten.
    • Ähnliches gilt natürlich auch für vergleichbare Dinge in anderen Medien und Fächern.
  5. Redet mit –
    • auch Hin-und-wieder-Niederlagen bringen euch weiter
    • Nutzt in allen Fächern, in denen euch das leicht möglich ist, jede Gelegenheit zum Mitdenken und Mitreden
    • – erst jahrelanges Training macht Lehrer zu den relativen Schnelldenkern und Schnellreagierern, mit denen sie in Diskussionen und Debatten in der Schule meistens „die Nase vorn“ haben.
  6. Nutzt jede Gelegenheit, „Bühnenpräsenz“ zu trainieren!
    1. Reißt euch immer wieder um den Job, die Ergebnisse eurer Gruppe vorzutragen – und macht daraus eine kleine Show – nicht in dem Sinne, dass ihr aus allem Comedy macht.
    2. Es geht vielmehr darum, seine Präsenz und sein „Ankommen“ bei anderen Leuten zu üben.
    3. Also beginnt nicht immer mit dem Satz, den alle an der Stelle erwarten, sondern überrascht eure Mitschüler und Lehrer hin und wieder mit einem originellen Einstieg oder einer überraschenden Skizze an der Tafel.
    4. Die anderen werden staunen und ihr macht das Gleiche, was jeder tut, der einen guten Gedanken hat – er „bringt ihn an“.
  7. Mit kleinen Fragen beginnt die „schmerzlose“ Beteiligung
    • Vielleicht tut ihr euch noch schwer in einer Gruppe oder gar in einem großen Kurs:
    • Das wird aber nicht besser dadurch, dass ihr euch zurückzieht.
    • Natürlich ist es nicht leicht, mit dem „Sich-Einmischen“ zu beginnen, wenn man vorher als Beteiligungs-Nullnummer agiert hat.
    • Aber zumindest mit einer Frage kann man beginnen, wenn man noch keine Antworten weiß.
    • Wenn man nicht gerade mit einer blöden Frage sein neues Beteiligungsleben beginnen will, kann man sie vielleicht vorher bei einer guten Freundin oder einem guten Kumpel testen.
  8. Schließt zu den Lehrern auf – sie sind euch nur zeitlich voraus!
    • Das Wichtigste vielleicht noch kurz zum Schluss:
      Vergesst eure Angst vor den Lehrern, weil die angeblich sowieso alles besser wissen und können.
    • Natürlich gibt es einen bestimmten Abstand in bestimmten
      Bereichen, der mit Studium und Lebensalter zu tun hat.
    • Aber nehmt euch vor, diesen Abstand zu verringern.
  9. Mehr „Schulnutzung“ heißt nicht unbedingt: weniger Privatleben
    • Ach ja, vielleicht doch noch ein wichtiger Hinweis:
      Es geht bei all diesen Vorschlägen nicht darum, dass ihr mehr tun sollt und noch weniger Freizeit habt.
    • Fangt doch einfach damit an, die Schul-Frustzeiten abzubauen.
    • Euer „eigenes Leben“ dürfte deutlich mehr Spaß machen, wenn ihr gerade aus dem einen oder anderen Erfolgserlebnis sogar in der Schule herauskommt.
    • Mit dem entsprechenden Schwung fährt es sich noch lange leichter.
  10. Nutzt die kostenlose Schule – später wird es teuer!
    • Und nun der allerletzte Punkt: Wenn ihr erst mal auf einem guten Weg seid:
      Bleibt dran, lasst euch doch einfach von eurem Handy zu bestimmten Zeiten dran erinnern, was ihr da für euch tun könntet.
    • Denn: Ein kurzer Blick auf Internetseiten zeigt, dass es jede Menge Leute gibt, die mit dem Coaching anderer Leute viel Geld verdienen.
    • Schule ist im Unterschied zum Studium noch umsonst – sorgt mit dafür, dass es nicht in zu hohem Maße „vergeblich“ ist und euch zu wenig bringt.

      Lars Krüsand,
      für das Team von schnell-durchblicken.de

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