„Der Richter und sein Henker“ – schnelle Einführung in den Inhalt und wichtige Schlüsselzitate (Mat2158)

Worum es hier geht:

Dürrenmatts Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“ ist eine beliebte Schullektüre. Es geht nämlich in ihr nicht nur um einen Mord, der aufgeklärt werden muss. Vielmehr kommt dazu noch eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern, die an Grundfragen des Rechts und der Moral rühren.

Dazu gibt es auch ein Video, das auf Youtube unter der folgenden Adresse zu finden ist:

Videolink

 https://youtu.be/3K0eFaYbXnc

Hier kann man interessante Stellen im Video gleich direkt anspringen:

0:00 Thema 0:49 Schaubild 1:35 Ausgangssituation: Mord an Schmied 1:52 Untersuchung 2:53 Konkurrenz in der Täterfrage 3:32 Gemeinsamer Besuch bei Gastmann 4:59 Anwalt verteidigt Gastmann 5:48 Gastmann bei Bärlach: Rückblick auf Wette 8:08 Tschanz will an Gastmann ran 8:40 Drohung von G. und Gegendrohung von B. 9:26 Tschanz tötet Gastmann 9:53 B. bei der Leiche Gastmanns: „Jäger“ und „Wild“ 10:25 Auflösung des Falles 11:50 Korrektur: Tschanz hat immer rumgejammert 12:45 Dokumentation

Außerdem kann hier die Dokumentation heruntergeladen werden, die alle wichtigen Infos des Videos enthält.

Die Seitenangaben beziehen sich auf die Reclam-EBook-Ausgabe, die man zum Beispiel hier bekommen kann.

Mat2158 Dürrenmatt Richter und Henker Video-Doku

Kurze Zusammenfassung der Detai-Übersicht

Der Mordfall und die Ermittler

Der Roman beginnt mit einem Mord an Polizeileutnant Schmied. Kommissär Bärlach, alt und krank, leitet die Untersuchung und erhält Unterstützung vom Polizisten Tschanz.

Bärlachs unkonventionelle Methoden

Bärlach zeigt ungewöhnliche Ermittlungsmethoden, indem er an Zufälle glaubt und behauptet, den Mörder bereits zu kennen.

Gastmann als Verdächtiger

Die Ermittlungen führen zu Gastmann, einem wohlhabenden Mann mit politischen Verbindungen.

Die Vorgeschichte: Bärlach und Gastmann

Es stellt sich heraus, dass Bärlach und Gastmann eine 40-jährige Geschichte haben, die auf einer Wette über die Möglichkeit des perfekten Verbrechens basiert.

Der Kampf um Beweise

Gastmann entwendet wichtige Beweise aus Bärlachs Büro, während Tschanz zunehmend frustriert wird.

Bärlachs Plan

Bärlach enthüllt Gastmann seinen Plan, ihn für ein Verbrechen zu überführen, das er nicht begangen hat.

Die Ermordung Gastmanns

Tschanz erschießt Gastmann eigenmächtig, was zunächst als Notwehr interpretiert wird.

Die Wahrheit kommt ans Licht

Bärlach offenbart Tschanz, dass er ihn als Werkzeug benutzt hat, um Gastmann zu richten.

Das tragische Ende

Tschanz begeht Selbstmord, nachdem er die Wahrheit erfahren hat. Die offizielle Version der Ereignisse verschleiert die tatsächlichen Geschehnisse.

Moralisches Dilemma

Der Roman wirft die ethische Frage auf, ob es gerecht ist, jemanden für ein nicht begangenes Verbrechen zu bestrafen, um frühere unaufgeklärte Taten zu sühnen.

Details: Handlungsschritte und Zitaten

  1. „Der Richter und sein Henker“ ist ein Kriminalroman – und deshalb steht am Anfang auch ein Mord – und zwar an einem Polizeileutnant namens Schmied, der in seinem Auto erschossen wird.
  2. Die Untersuchung führt Kommissär (Schweizer Variante für Kommissar) Bärlach, schon ziemlich alt und auch krank.
  3. Er schaut sich gleich mal die Wohnung des ermordeten Polizeileutnants an und nimmt von dort eine Mappe mit dessen Unterlagen mit.
  4. Deshalb bittet er den Untersuchungsrichter Lutz, ihm den Polizisten Tschanz als Unterstützung zu geben. Der Richter ist damit sehr einverstanden, denn, „Tschanz ist ein Mann, der immer bemüht ist, kriminalistisch auf der Höhe zu bleiben.“ (15) [Seitenzahlen entsprechen der Ebook-Ausgabe des Reclam-XL-Heftes, siehe Dokumentation] Da sieht der Richter deutliche Defizite bei Bärlach.
  5. Vor allem glaubt der alte Kommissär an den Zufall (17), zum Beispiel, als er am Tatort mit dem Schuh plötzlich an eine Kugel stößt, die er dann als Beweisstück mitnimmt.
  6. Bei einem ersten Treffen zeigt sich Tschanz sehr gut informiert, während Bärlach eigentlich nur sagt, dass er schon eine Idee habe, wer der Mörder sei. Näheres erfährt Tschanz nicht: „Wenn der, den ich verdächtige, der Mörder ist, werden Sie selbst auf ihn stoßen, freilich im Gegensatz zu mir auf eine einwandfreie, wissenschaftliche Weise.“ (22)
  7. Bärlach geht sogar so weit, zu sagen, dass der Mörder „muß die Beweise, daß er es gewesen ist, noch liefern.“ (21)
  8. Gemeinsam fahren sie dann die Strecke ab, auf der der Polizeileutnant tot aufgefunden worden ist. Die führt zu einem einsamen Anwesen, auf dem ein Herr Gastmann große Gesellschaften gibt. Dessen Name passt zu einem G, das man im Kalender des toten Polizeileutnants mehrfach gefunden hat.
  9. Als Bärlach das Haus umschleicht, wird er von einem großen Hund angefallen, es scheint ihm allerdings nicht viel auszumachen, dass der sich in seinen linken Arm verbeißt. Er sieht „nach dem Tier, unerschrocken, aber gebannt. So hatte ihn das Böse immer wieder in seinen Bann gezogen, das große Rätsel, das zu lösen ihn immer aufs neue verlockte.“ (34)
  10. Gerettet wird Bärlach durch Tschanz, der das Tier erschießt. Später erfahren wir vom Erzähler, dass der Kommissär offensichtlich vorbereitet gewesen ist. Der linke Arm war umwickelt und einen Revolver hatte er auch dabei. Anscheinend war es ihm recht, dass Tschanz geschossen hat.
  11. Es gibt dann einigen Ärger, weil der der Polizeileutnant die Gesellschaften von Gastmann unter falschem Namen besucht hat. Der fühlt sich ausspioniert und er hat wegen seiner Verbindungen zum Ausland mit dem Nationalrat von Schwendi einen mächtigen Freund. Der sagt zum Untersuchungsrichter Lutz ganz cool: „“Gastmann ist für die Polizei ganz ungefährlich‘, antwortete von Schwendi, ‚und ich möchte auch nicht, daß du dich mit ihm abgibst oder sonst jemand von der Polizei. Es ist dies sein Wunsch, er ist mein Klient, und ich bin da, um zu sorgen, daß seine Wünsche erfüllt werden.“ Der Richter findet das zwar dreist, will aber keinen Ärger und sagt die Erfüllung des Wunsches zu.
  12. Am interessantesten ist das Kapitel 11, denn da sieht sich der Kommissär nach der Rückkehr von der Beerdigung des Polizeileutnants plötzlich in seinem Arbeitszimmer dem Mann, der sich jetzt Gastmann nennt, gegenüber und es stellt sich heraus, dass sie sich seit 40 Jahren kennen und immer wieder mal begegnet sind.
  13. Verbunden sind sie durch eine seltsame Wette: Gastmann bezeichnet sich nämlich als „Abenteurer“ (66), der damals eine Wette mit dem aufstrebenden Kriminalisten Bärlach abgeschlossen hat: Der glaubt nämlich, dass „die menschliche Unvollkommenheit“ (66) und der „Zufall“ (66) dazu führen, dass so ziemlich jedes Verbrechen schließlich aufgedeckt wird.
  14. Gastmann hält dagegen und behauptet, perfekte Verbrechen seien möglich. Und zum Beweis stößt er bei der nächsten Gelegenheit einen Kaufmann von einer Brücke. Und tatsächlich kann er für den Mord nicht bestraft werden. Der Kaufmann war nämlich verschuldet und betrügerisch – und so sah es nach Selbstmord aus.
  15. In der Zeit danach betrieben sie eine Art Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Bärlach aber seinen Gegner für seine Verbrechen nie festnageln konnte: „Die Dummköpfe konntest du besiegen, aber ich besiegte dich.“ (69/70)
  16. Bärlach ist überrascht, dass Gastmann von seiner schweren Krankheit weiß, als er sagt: „Gib es auf, Freund, es hat keinen Sinn. Der Tod wartet auf dich.“ (71) Bärlach aber glaubt, dass er noch eine Chance hat: „“Und jetzt ist die letzte Gelegenheit.“ (72)
  17. Aber erst mal zeigt Gastmann sich als der Stärkere und besser bewaffnet, so kann er Bärlach mitten aus seinem Arbeitszimmer die Mappe des toten Polizeileutnants entwenden, in der sich Beweise gegen ihn finden.
  18. Tschanz drängt immer mehr darauf, Gastmann als Mörder festzunehmen. Er will unbedingt einen Ermittlungserfolg:
    ‚Jahrelang bin ich im Schatten gestanden, Kommissär‘, keuchte er. ‚Immer hat man mich übergangen, missachtet, als letzten Dreck benutzt, als besseren Briefträger.'“ (85)
    „‚Das gebe ich zu, Tschanz‘, sagte Bärlach, unbeweglich in das verzweifelte Gesicht des Jungen starrend, ‚jahrelang bist du im Schatten dessen gestanden, der nun ermordet worden ist.'“ (85) „‚Und jetzt‘, schrie Tschanz, ‚da ich einmal eine Chance habe, soll alles wieder für nichts sein, soll meine einmalige Gelegenheit hinaufzukommen in einem blödsinnigen diplomatischen Spiel zugrunde gehen! Nur Sie können das noch ändern, Kommissär, sprechen Sie mit Lutz, nur Sie können ihn bewegen, mich zu Gastmann gehen zu lassen.'“ (85). Aber Bärlach hält sich an die Anordnung des Untersuchungsrichters: „Nein, Tschanz […] ich kann das nicht. […] Du musst dir selber helfen.“ (86)
  19. Stattdessen sieht sich Bärlach, als er ein Taxi bestellt, plötzlich in dem Auto Gastmann gegenüber, der ihm droht: „“Es ist noch jeder umgekommen, der sich mit mir beschäftigt hat, Bärlach.“ (98) Zu seinem Erstaunen erklärt der Kommissär ihm: „“Es ist mir nicht gelungen, dich der Verbrechen zu überführen, die du begangen hast, nun werde ich dich eben dessen überführen, das du nicht begangen hast.“ (100) Und dann kommt es noch härter für seinen alten Widersacher: „Ich habe dich gerichtet, Gastmann, ich habe dich zum Tode verurteilt.
    Du wirst den heutigen Tag nicht mehr überleben. Der Henker, den ich ausersehen habe, wird heute zu dir kommen. Er wird dich töten, denn das muß nun eben einmal in Gottes Namen getan werden.“ (100)
  20. Und so kommt es auch, Tschanz ist so auf Gastmann fixiert, dass er ihn eigenmächtig auf seinem Grundstück aufsucht und ihn erschießt.
  21. Für den Untersuchungsrichter ist die Sache jetzt klar: Tschanz hat den Mörder des Polizeileutnants in Notwehr erschossen und soll dafür befördert werden.
  22. Bärlach dagegen schaut sich Gastmanns Leiche an und der Erzähler kommentiert das so: „“So trafen sie sich zum letzten Male, der Jäger und das Wild, das nun erledigt zu seinen Füßen lag […] und nun war dem Alten nichts mehr geblieben als ein müdes Zudecken als eine demütige Bitte um Vergessen, die einzige Gnade, die ein Herz besänftigen kann, das ein wütendes Feuer verzehrt.“ (109)
  23. Tschanz aber muss sich bei einem gemeinsamen Essen mit Bärlach anhören, welches Spiel der Kommissär mit ihm getrieben hat. Er wollte eigentlich Gastmann mit Hilfe des Polizeileutnants überführen: „Aber dann bist du gekommen, Tschanz, mit deinem lächerlichen, verbrecherischen Ehrgeiz, und hast mir meine einzige Chance vernichtet [das heißt: Du hast den Polízeileutnant aus Neid auf dessen Erfolg ermordet, um an seine Stelle rücken zu können].Da habe ich dich genommen, dich, den Mörder,  und habe dich in meine furchtbarste Waffe verwandelt, denn dich trieb die Verzweiflung, der Mörder mußte einen anderen Mörder finden. Ich machte mein Ziel zu deinem Ziel.“ Tschanz muss erkennen, was der Titel des Romans aussagt: „“‚Dann waren Sie der Richter, und ich der Henker‘, keuchte der andere.
    ‚Es ist so‘, antwortete der Alte.“ […] Ich werde dich nicht verraten. Aber geh! Irgendwohin! Ich will dich nie mehr sehen. Es ist genug, daß ich einen richtete. Geh! Geh!“ (117)
  24. Am nächsten Tag erfährt Bärlach,
    • dass Tschanz sich selbst gerichtet hat, indem er sich im Auto seines Opfers von einem Zug hat überfahren lassen.
    • Er hat den Polizeileutnant erschossen, weil er auf ihn neidisch war und seine Position haben wollte.
    • Deshalb musste er Gastmann als angeblichen Mörder erschießen, um selbst davonzukommen.

Und Bärlach nutzte das,

    • um Gastmann für all die Taten zu bestrafen, die er ihm nicht nachweisen konnte.
    • Und am Ende machte er Tschanz so viel Angst, dass der sich selbst umbrachte.

Nach außen

    • schien jetzt alles klar zu sein:
    • Gastmann hatte den Polizeileutnant getötet,
    • er wurde von Tschanz in Notwehr erschossen –
    • und der Held kam dann durch einen Unfall ums Leben.

In Wirklichkeit

    • hatte Bärlach erst den Polizeileutnant auf Gastmann angesetzt,
    • Tschanz durchkreuzte das aus eigenen Motiven –
    • und so wurde er zur Waffe, die Gastmann tötete.
    • Der wurde also in gewisser Weise für eine Tat bestraft, die er gar nicht begangen hatte
    • und büßte für den Kommissär damit all die unaufgedeckten früheren Taten.
    • Damit steht die Frage im Raum: Ist es gerecht,, wenn ein Täter für die falsche Sache bestraft wird?

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