Robert Seethaler „Der Trafikant“ – Opfertod des Roten Egon (Mat1713-11)
Worum es hier geht:
Wir wollen den Roman von Robert Seethalter möglichst so vorstellen, dass man
gleich weiß, worum es geht,
Durchblick beim Inhalt
und beim Aufbau des Romans hat,
Hinweise zum Verständnis bekommt
und zur Frage, was man damit anfangen kann.
Opfertod des Roten Egon und Nazi-Propaganda
In dieser Episode geht es um den „Roten Egon“, einen Vertreter der Arbeiterbewegung, der die letzte Rede des österreichischen Regierungschefs, bevor Hitler in Österreich einmarschieren lässt, zum Anlass nimmt, ein ganz persönliches Zeichen zu setzen.
Er entrollt auf dem Dach seines Hauses ein Transparent für die Freiheit Österreichs und stürzt sich dann, bevor er festgenommen werden kann, vom Dach in den Tod.
Anregung: Diskutieren könnte man sein Verhalten direkt vor der Aktion (143)
„Er stand auf und trat zu seinem Kleiderkasten hinüber. Für einen Moment betrachtete er seine hagere Gestalt im Spiegelbild der angedunkelten Glastür, zupfte seinen Krawattenknopf zurecht und zog mit ein bisschen Spucke auf der Zeigefingerspitze seine linke Augenbraue nach.“
Warum achtet ein Mann so auf sein Äußeres, der damit rechnen muss, dass er kurz darauf nach seinem Sturz vom Dach zerschmettert auf der Straße liegt.
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Ab S. 146 bespricht der Trafikant dann kritisch den entsprechenden Bericht in der Zeitung „Reichspost“, der ganz im Sinne der NS-Propaganda geschrieben ist:
„Feiger Anschlag vereitelt! Wie erst gestern bekannt wurde, konnte durch das mutige Eingreifen eini- ger Wiener und Wienerinnen ein hinterhältiger Anschlag auf die neue Geistesfreiheit unseres Reiches vereitelt werden.“ Besonders über die angeblich vorhandene „Geistesfreiheit“ regt sich der Trafikant auf.
Ansonsten widmet sich Franz seinen Träumen und notiert sie sich auch, wie es ihm der Professor Freud empfohlen hat. Man merkt deutlich, wieviel Sprachbewusstsein in diesem jungen Mann steckt, wie er auch selbst feststellt (150):
„Er musste ein bisschen kichern. Seit er das Salzkammergut verlassen hatte, quetschte er Gedanken aus sich heraus, von denen er nie angenommen hätte, dass sie in ihm stecken könnten. Das meiste davon war wahrscheinlich ein unglaublicher Blödsinn. Aber irgendwie interessant.“
Anregung: Hier könnte man überlegen, wie es zu dieser Veränderung bei Franz gekommen ist und inwieweit so etwas nicht auch bei heutigen Schülern in bestimmten Situationen möglich sein könnte.