Sachtexte: „Absicht“ – Aussage – „Intention“ erkennen (Mat5346)

Worum es hier geht:

Kurzinfo:

  1. Was im Text ausgesagt wird, muss nicht zugleich das sein, woran der Autor denkt.
  2. Beispiel 1: eine missglückte Entschuldigung
  3. Beispiel 2: Werbeschreiben
  4. Beispiel 3: Rollengedicht

Zu den Unterschieden

  • Viele Leute glauben, dass das, was jemand sagt oder schreibt, auch seine Absicht zeigt.
  • Das kann natürlich sein: Wenn sich jemand in einer Mail entschuldigt, dann ist hoffentlich das, was im Text steht, auch das, was der Betreffende meint.
  • Aber Vorsicht:
    • Zum einen kann ein Textschreiber nett sein wollen – und sein Text sagt etwas Anderes aus:
      • Nehmen wir das Beispiel der Entschuldigungsmail. Die Absicht des Schreibers ist wirklich, ein Problem aus der Welt zu schaffen.
      • Die Mail aber sieht so aus:
        „Hi Ben, tut mir leid wegen gestern. Aber ich war wirklich richtig sauer. Immer tust du so, als ob ich überhaupt nichts leistest. Und als du dann gestern auch noch gesagt hast: ‚Du bist der typische Versager, der das nicht einsehen will.‘ Da ist bei mir die Sicherung durchgebrannt. Dabei machst du doch auch ständig Fehler …“
      • Und in dem Stil geht es weiter.
      • Übrigens ist es ganz normal, dass das, was man sagen will, nicht immer übereinstimmt mit dem, was der Text aussagt. Sonst gäbe es nicht so viele Missverständnisse.
      • Halten wir also fest: Die Autorenabsicht muss nicht identisch sein mit der „Absicht“ des Textes.
  • Nun passt das Wort hier nicht so ganz:
    • Ein Text kann weder sehen noch absehen. Also sprechen wir lieber von den „Aussagen“ des Textes. Das ist die einfachste Formulierung.
    • Es gibt auch ein schönes Fremdwort, nämlich „Intention“ oder „Intentionalität“. Das kommt vom lateinischen Wort für „Aufspannen“, wie wenn man ein „tent“ (Zelt) aufbaut. Da zeigt sich dessen Form zunehmend, wenn man es eben beim Aufbau größer werden lässt.
    • Wir sprechen auch gerne von „Zielspannung“.
  • Nehmen wir ein zweites Beispiel:
    • Eben ging es darum, dass ein Text für den Autor unbewusst etwas ganz anderes aussagt.
    • Es geht aber noch krasser: Man denke nur an Werbung.
    • Bei einem Werbetext ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Verfasser nur ein einziges Ziel hat: einen guten Text schreiben, der zu Verkäufen führt.
    • Im Extremfall weiß der Verfasser ziemlich genau, dass das Produkt nicht viel taugt – und er nutzt es auch selbst lieber nicht. Aber er möchte verständlicherweise seinen Job behalten oder sogar Karriere machen in dieser Firma mit schwachen Produkten, aber gut bezahlten Posten.
  • Übrigens: Bei literarischen Texten, zum Beispiel Gedichten, ist der Unterschied zwischen „Absicht“ des Autors und „Absicht“ = Aussage des Textes noch größer.
    • In der Regel will der Autor in erster Linie erfolgreich sein mit seinem Gedicht. Es kann sogar sein, dass er einfach ein „Rollengedicht“ schreibt, also eins, in dem er sich spielerisch in die Rolle einer bestimmten Figur versetzt.
      Näheres hierzu zum Beispiel auf dieser Seite.
    • Außerdem entsteht der Sinn eines Gedichtes sowieso aus dem, was der Leser mit dem Text macht. Der stellt nur ein Angebot dar – und bei literarischen Texten eben ein spielerisches. Da muss man nicht selbst dahinterstehen, aber vielleicht liest das Gedicht jemand, der sich genau durch diese Rollenlyrik angesprochen fühlt.

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