Schnell durchblicken: Der lange Weg zu den ersten Hochkulturen (Mat8594-4)

1       Der lange Weg zu den ersten Hochkulturen

1.1       Kriminalität als Voraussetzung der Entstehung von Staaten

1.1.1     Sobald sich Unterschiede im Besitz ergeben – gibt es auch Diebe und Räuber!

Wenn mehr produziert wird, als man zum Leben braucht, gibt es nicht nur Kriminalität, sondern auch die Versuche, die Ordnung zu erhalten. Das führte letztlich zur Entstehung von Staaten. Interessanterweise sind die ersten Hochkulturen alle an großen Strömen entstanden – dort gab es nämlich gemeinsame Aufgaben der Bewässerung und des Hochwasserschutzes – denn was hilft es einem, wenn man einen schönen Wassergraben zieht und der Nachbar einem regelrecht „das Wasser abgräbt“. Auch ein Hochwasserschutzdamm schützt niemanden, wenn nebenan einer eine Lücke gelassen hat.

1.1.2     Vor- und Nachteile von Herrschaft

Die These von der Kriminalität ist in diesem Zusammenhang natürlich etwas reißerisch – aber sie macht doch deutlich, wie sehr eine wachsende und auf Arbeitsteilung sowie Abmachungen zwischen den Menschen beruhende Gesellschaft einer regelnden Hand bedurfte. Viele der so an die Macht kommenden Herrscher hatten sicher Gutes im Sinn – aber in der Regel zunächst vor allem für sich selbst – mit nicht immer so positiven Folgen für die Beherrschten. Die Erfahrung zeigt, dass Macht korrumpiert, d.h. dass die, die an die Macht gekommen sind, sich immer mehr von den anderen entfernen – allein schon, weil sie brutale Methoden anwenden müssen, um sich selbst an der Macht zu halten.

1.1.3     Demokratie als beste aller möglichen Staatsformen auf Dauer?

Es bleibt abzuwarten, ob auf Dauer bessere Herrschaftsformen wie die Demokratie sich nicht nur durchsetzen, sondern auch auf eine Weise weiter ausbilden, die für möglichst viele Menschen Freiheit und Sicherheit garantieren.

Die aktuellen Erfahrungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind da leider nicht so positiv: Kaum waren die großen Kriege zwischen Staaten und Völkern zu Ende gegangen, begann mit dem Terror gewissermaßen der „Krieg des kleinen Mannes“. Natürlich gab es Terror schon früher – aber zu einer grundsätzlichen Bedrohung für empfindliche moderne Gesellschaften ist er erst in den letzten Jahren geworden. Auf der anderen Seite ist die Macht der Staaten und ihrer Geheimdienste gewachsen, wie die Affäre um Edward Snowden, den Whistleblower (Enthüller) mit der größten politischen Durchschlagskraft, zeigt.

Ganz am anderen Ende der Problemskala zeigt die Euro-Rettung, wie die demokratisch gewählten Volksvertretungen immer mehr ihrer Bedeutung beraubt werden. Was hat das noch mit Demokratie im herkömmlichen Sinne zu tun, wenn die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nur wenige Stunden Zeit haben, um Tausende von Seiten eines Euro-Rettungspakets durchzuarbeiten – oder sich die Unterlagen sogar irgendwoher selbst besorgen müssen.

Aber man kann sich wahrscheinlich mit dem englischen Staatsmann Churchill trösten, der sinngemäß Folgendes zur Verteidigung der Demokratie gesagt hat: „Sie ist nicht die beste aller Staatsformen, aber die einzige, in der man Regierungen ohne Blutvergießen wieder los wird.“ Ein bisschen Hoffnung bleibt also.

1.1.4     Verzicht auf Herrschaft als Alternative?

Nur am Rande sei hier erwähnt, dass es natürlich auch „Anarchisten“ gibt, also Menschen, die glauben, ganz auf Herrschaft verzichten zu können. Es gibt aber keinen Fall, der das überzeugend belegen würde. Zumindest nicht, wenn man annimmt, dass das menschliche Zusammenleben Spielregeln braucht und diese auch durchgesetzt werden müssen. Am besten macht man sich das am Beispiel eines Fußballspiels klar: Natürlich kann man es ohne Schiedsrichter spielen – aber spätestens dann funktioniert das nicht mehr gut, wenn es um etwas geht, zum Beispiel Ruhm oder Geld.

1.2       Die gute Nachricht: Immer mehr Arbeitsteilung in der Gesellschaft

Vergessen wir mal für einen Moment die negativen oder zumindest problematischen Folgen der Sesshaftwerdung und dann der Entstehung von Staaten, dann bleibt vor allem das wunderbare Phänomen der Arbeitsteilung:

1.2.1     Töpfern und Schmieden als wichtige neue berufliche Fertigkeiten

Dadurch dass Bauern und Viehzüchter mehr produzieren, als sie selbst verbrauchen, können weitere spezialisierte Fertigkeiten entstehen, die wiederum die Erträge der Landwirtschaft erhöhen. Eine entscheidende Qualifikation ist die des Töpferns, schließlich brauchte man Gefäße für das Speichern und Transportieren der Überschüsse. Ein anderer wichtiger neuer Beruf ist der des Schmieds, ganz gleich, ob es sich um Kupfer, Bronze oder Eisen handelt. Wer den Acker tiefer und mit weniger Materialverschleiß umpflügen kann, der kann einfach mehr Lebensmittel produzieren.

1.2.2     Aber auch Kultur wird möglich – und nötig!

Aber die Arbeitsteilung geht weit über den Bereich der Landwirtschaft hinaus. Man fängt auch an, sich kulturell mehr zu leisten – Tempel, Priester und vor allem ein Schriftsystem, das penibel festhält, ob auch alle Steuern gezahlt worden sind. Damit hat sich dann allerdings der Kreis geschlossen: Der moderne Staat zeichnet sich in seinen schönen und nicht so schönen Zügen ab.

Auch hier mag man sich trösten – in diesem Falle damit, dass die Schrift-Künstler auch eine Menge bereitstellen, was das Leben erträglicher macht: von schönen Gedichten und Liebesliedern bis hin zu den Menschen tief bewegenden Tragödien. Vor allem gibt es auch Komödien, bei denen man sich als Zuschauer gewissermaßen lachend von den Peinigungen des Lebens befreien kann.

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