Schnell durchblicken: Die alten Römer – ein Volk sorgt tausend Jahre für Ordnung (Mat8594-6)

1       Die alten Römer – ein Volk sorgt tausend Jahre für Ordnung

1.1       Wie man sich seiner Vorgänger entledigt …

Die Geschichte der Römer beginnt gewissermaßen mit dem Radiergummi. Es wurde zu einer richtigen römischen Spezialität, sich der Geschichte zu entledigen bzw. sie im eigenen Sinne umzuschreiben. Lange vor den Römern gab es nämlich ein sehr interessantes Volk in Mittelitalien, die sogenannten Etrusker, von denen noch der Name „Toskana“ übrig geblieben ist.

Von ihnen übernahmen die Römer viel – dafür ließen sie ihnen fast nichts als ihre unterirdischen Begräbnisstätten, die wir heute noch bewundern.

1.2       Der Staat – neuerdings für alle da

Im weiteren Verlauf zeigten sie dann aber, dass die Römer auch ganz eigene Dinge schaffen konnten. Die von den Etruskern übernommenen Könige jagten sie um 500 v. Chr. davon und schufen etwas ganz Neues, die „Republik“, die „Sache aller“.

An die Spitze wurden gleichzeitig zwei Konsuln gestellt, damit keiner zu mächtig wurde, auch wenn das dazu führen konnte, dass der eine als Heereschef an einem Tag nach Norden marschierte – und der andere am nächsten Tag – mit der gleichen Armee – wieder nach Süden.

1.3       Immer größer – immer stärker

Das kann aber nicht zu häufig vorgekommen sein, sonst hätte der kleine Stadtstaat am Tiber nicht innerhalb weniger Jahrhunderte nicht nur die ganze italienische Halbinsel unter seine Kontrolle gebracht, sondern auch den gefährlichsten Konkurrenten, das Reich von Karthago, ausgeschaltet. Und das hatte immerhin einen so genialen Feldherrn wie Hannibal, der von seinem Zug mit den Elefanten über die Alpen bekannt ist.

Wie es berühmten Heerführern in Handelsrepubliken schon mal gehen kann: Sie verlieren die Unterstützung, wenn sie zu viel und zu teuer gesiegt haben. Das Ende ist bekannt: Nicht nur Hannibal musste vorzeitig sterben, sondern auch Karthago wurde dem Erdboden gleichgemacht und die Römer waren Herren des Mittelmeers.

1.4       Militärisch top

Wie lernfähig die Römer waren, kann man daran sehen, wie sie die Überlegenheit der Karthager zur See ausglichen: Sie versahen ihre Schiffe einfach mit Enterbrücken, die ließ man herunterfallen – und schon konnten die Soldaten auf das Nachbarschiff hinübermarschieren.

Bei Cannae in Süditalien erfanden sie übrigens in einer berühmten Schlacht auch eine militärische Taktik, die in die Geschichte einging. Man lässt den Gegner in der Mitte vorrücken und umgeht ihn an den Seiten, um ihn dann einzukesseln und zu vernichten.

1.5       Schon wieder was Neues: Statt der Republik jetzt ein Kaiser

Aber jeder Fortschritt hat auch seine Schattenseiten: Die ständigen Kriege machten die Bauern immer ärmer und schließlich kam es zum Bürgerkrieg, aus dem Cäsar als Sieger hervorging. Das half ihm aber auch nicht viel, denn die letzten Verteidiger der Republik konnten ihn umbringen – sein Nachfolger, Augustus, war klüger, er strebte das gleiche Ziel an wie Cäsar, die Alleinherrschaft, nur tat er alles, dass das nicht auffiel. Am Ende hatten die Römer nicht wieder einen König, dafür aber eben einen Kaiser, abgeleitet von dem Namen des Mannes, den sie dafür umgebracht hatten, Cäsar.

1.6       Jahrhunderte der Stabilität – wenn auch mit einigen Schönheitsfehlern

In der Folgezeit gab es noch ein bisschen mehr Ausdehnung, wobei die Germanen im Teutoburger Wald im Jahre 9 n. Chr. eine eindeutige Grenze zogen. Aber im Wesentlichen blieb das Römische Reich noch für gut 300 Jahre stabil, auch wenn manche „Kaiser“ mit ihren Marotten nur schwer zu ertragen waren. Einer zündete sogar die Stadt Rom an, um sie neu aufbauen zu können, ein anderer machte ein Pferd zum Konsul und ganz allgemein ging der Trend in die Richtung, dass die Kaiser spätestens nach ihrem Tod zu Göttern wurden, manchmal auch schon vorher, was sie in Konflikt mit einer neuen Religionsgemeinschaft aus dem östlichen Mittelmeer brachte – oder diese mit ihnen.

1.7       Warum ist das Römische Reich „untergegangen“? Parallelen zu heute?

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen des Jahres 2015 wird die Frage besonders spannend, warum große Reiche mit langer Geschichte und vielfältigen kulturellen Leistungen eigentlich untergehen?

Schauen wir uns dazu einmal den entsprechenden Wikipedia-Artikel an und prüfen ihn unter dem Gesichtspunkt, wie man als Nicht-Fachhistoriker am besten damit umgeht.

Gut ist zunächst einmal die Differenzierung in vier Ursachenbereiche:

Das Problem der „Dekadenz“

Die Vorstellung, die Römer seien am Ende „dekadent“ gewesen, also satt und nicht mehr in der Lage, sich zu verteidigen, wird als überholt betrachtet. Tatsächlich ist es schwer vorstellbar, dass dieses „Volk“ Jahrhunderte stark war und dann irgendwie abschlaffte – zumal sich der endgültige Zusammenbruch im Oströmischen Reich noch um ein Jahrtausend verhindern ließ. Vergleicht man den Prozess mit der Entwicklung Europas, so sieht das ganz anders aus. Hier vollzieht sich der Prozess einer Art von Selbstaufgabe in sehr viel kürzerer Zeit und mit zunehmend rasender Geschwindigkeit. Menschen aus anderen Kulturen, die sich in Lebensgefahr befinden oder auch nur woanders ihr Glück machen wollen – wogegen nichts einzuwenden ist – werden auf seltsam beglückte Art „willkommen“ geheißen, ohne sie sich genauer anzuschauen. Es dürfte ein einmaliger Vorgang in der Weltgeschichte sein, dass Grenzen mehr oder weniger aufgemacht werden, ja Leute sogar von fremden Küsten abgeholt werden, obwohl die Kapazitäten des eigenen Landes bereits an ihre Grenzen gekommen sind, was die „ordnungsgemäße“ Aufnahme der Menschen angeht.

Dazu kommt der wohl einmalige Vorgang, dass die Teile der eigenen Bevölkerung, die auf Grund von Alltagserfahrungen und noch vorhandener historisch-politischer Kenntnisse Kritik an diesem Prozess üben oder auch nur Sorgen äußern, mehr oder weniger mundtot gemacht werden. Dazu gehört auch der unglaubliche Ansatz in Politik und Medien, unangenehme Realitäten zu verschweigen oder zu beschönigen. Man kann sich aus menschlichen Erwägungen heraus dazu entschließen, alle von Krieg und Verfolgung traumatisierten Menschen aufzunehmen und zu therapieren – aber man kann nicht gleichzeitig behaupten, sie würden uns in absehbarer Zeit „bereichern“.

Auch kann man sich angesichts des weitgehenden Scheiterns von Multikulti, immerhin im Oktober 2010 von einer leibhaftigen Bundeskanzlerin festgestellt (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/integration-merkel-erklaert-multikulti-fuer-gescheitert-a-723532.html), sich nicht der Frage entziehen, was besser werden soll, wenn noch mehr Kulturen ins Land geholt werden, deren Verhältnis zum Grundgesetz erst mal mühsam und ehrlich geklärt werden müsste. Es erscheint völlig aberwitzig, von den „Fremden“ mit ihrem eigenen kulturellen Hintergrund einfach zu verlangen, unser christlich geprägtes Grundgesetz aus der Zeit direkt nach den beiden stark europäisch geprägten Kriegen zu übernehmen.

Interessant ist auch der Roman „Unterwerfung“ des französischen Autors Michel Houellebecq aus dem Frühjahr 2015, der auf beeindruckende Art und Weise genau die „Dekadenz“ der westlichen politischen Kultur beschreibt, die man dem Römischen Reich nicht zutraut.

Interessant ist übrigens, in welchem Ausmaß völlig „unaufgeklärt“ und nicht differenzierend auf Bilder der Not reagiert wird, die fast im Stil der Werbearbeit von Hilfsorganisationen inzwischen auch die Sendeminuten und Zeitungsspalten der sogenannten „Qualitätsmedien“ füllen. Natürlich ist jeder im Mittelmeer ertrunkene oder in einem Schleuser-LKW qualvoll erstickte Mensch eine Katastrophe – nur müssten diese Ereignisse zu einer in sich stimmigen und überlegten Politik der Verantwortlichen führen. Es ist an Fahrlässigkeit nicht zu überbieten, dass die Frage nach der Zahl der Flüchtlingen in den nächsten Jahren auch nicht annähernd genau so sorgfältig angegangen wird wie die Gefahr des Klimawandels. Wenn man sich die aktuellen Bilder vom September 2015 anschaut, hat man den Eindruck einer zwar friedlichen Invasion, aber einer Entwicklung, in der die Staaten Europas ihre Souveränität aufgeben und „Fremden“ mehr Rechte zubilligen als den eigenen Staatsbürgern.

Da spätestens hier von den aktuellen Meinungsführern der veröffentlichten Meinung der Verdacht der „Fremdenfeindlichkeit“ geäußert wird, ist es notwendig auf diesen Begriff näher einzugehen.

Zunächst einmal ist er an Undifferenziertheit nicht zu überbieten. Weder sind „Fremde“ eine einheitliche Gruppe – noch dürfen Kritik und Widerstand gegen die aktuelle Masseneinwanderung als einfach „feindlich“ bezeichnet und damit aus dem Bereich der „political correctness“ herausgeworfen werden. Es ist schlimm genug, dass die Öffentlichkeit nicht mehr über Probleme einwanderungsbedingter Kriminalität informiert wird. Die hat nichts mit dem Charakter anderer Menschen zu tun, wohl aber mit den Umständen – auf die wird ja manchmal zumindest beschönigend hingewiesen. Wie will man aber zum Beispiel die zunehmende Zahl von Wohnungseinbrüchen bekämpfen, wenn man nicht alle Ursachen thematisiert. Der schrecklichste Fall eines unverantwortlichen Umgangs mit „Fremden“ hat sich im englischen Rotherham abgespielt. wo zwischen 1997 und 2013 mehr als 1000 Kinder sexuell ausgebeutet wurden. Sogar in der linksliberalen Wochenzeitung „Die Zeit“ gab es hier einen „Aufschrei“ gegen Blindheit und Gewährenlassen aus Angst vor dem Vorwurf der „Fremdenfeindlichkeit“ (http://www.zeit.de/2014/37/ideologie-multikulturalismus-rotherham).

Während der im September 2015 tot an die türkische Küste gespülte dreijährige Ailan Kurdi sicher zu Recht als Zeichen für ein großes menschliches Problem im Gedächtnis bleiben wird, spricht von den Christen, die bei einer Schlepperfahrt über das Mittelmeer über Bord geworfen wurden, weil sie in ihrer Angst anfingen entsprechend ihrer Religion zu beten, kein Mensch mehr. Man hat zwar von Festnahmen gehört, aber dann ist der Fall in der Versenkung verschwunden. Auf jeden Fall fragt bei der heutigen pauschalen „Willkommenskultur“ kein Mensch danach, welche Leute möglicherweise auch dabei sind. Und während unser Staat bereits zugibt, mit der Masse der möglichen Unterstützung des IS-Terrorstaates kaum noch zurechtzukommen, können Tausende von Menschen kaum registriert, auf jeden Fall nicht überprüft ins Land kommen. Dass die andere Seite sogar solche „Schläfer“, d.h. jederzeit aktivierbare mögliche IS-Attentäter ankündigt, wird kaum diskutiert, geschweige denn in die Sicherheitsüberlegungen einbezogen. http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-05/irak-syrien-islamischer-staat-terrorismus

Noch ein anderes Thema muss in diesem Zusammenhang angesprochen werden, das bereits in dem zu Unrecht fast in Vergessenheit geratenen Roman „Das Heerlager der Heiligen“ von Jean Raspail schon 1973 thematisiert wurde, nämlich die Unfähigkeit, sich in extremen Situationen überhaupt noch gegenüber ankommenden Massen von Menschen zu verteidigen.

Während es sich hier um eine literarische „Antizipation“ handelte, also das Durchspielen eines fiktiven, aber möglichen Falles, hat es durchaus reale schon eine angeblich friedliche, aber deswegen nicht weniger aggressive Masseninvasion gegeben. Sie ging von Marokko aus, dessen König 1975 einen „Grünen Marsch“ von Zivilisten in Richtung der damals noch spanischen West-Sahara organisieren ließ. Dieser Einsatz – oder sollte man besser sagen: Missbrauch – von Massen von Zivilisten gegen einen anderen Staat wird übrigens von amerikanischen Forschern ganz ungeniert als „Invasions-Waffe“ bezeichnet. Interessant auch ein filmisch aufbereiteter Fall von ökologisch bedingter Masseneinwanderung aus dem Jahre 1990. Das hier beschriebene fiktive Geschehen endet noch mit der Abwehrbereitschaft der europäischen Staaten. Aber es gibt schon das Zitat der europäischen Kommissarin: „Aber wir sind noch nicht bereit für euch, ihr müsst uns noch mehr Zeit geben.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Marsch_%28Film%29 Inzwischen sieht die politische und menschliche Situation ganz anders aus.

Schon das Errichten eines Zauns an der ungarisch-serbischen Grenze wird heftig kritisiert, obwohl das EU-Land dort nichts anderes tut als entsprechend dem Schengen-Abkommen die Außengrenze der EU zu verteidigen. Bei jedem Einsatz von Polizisten gegen Menschen, die ihren Anweisungen nicht folgen, ist die internationale Presse mit Nahaufnahmen dabei. Diese Bilder haben sicher nichts oder nur wenig mit neutraler Berichterstattung zu tun und schwächen die europäischen Staaten bei der Durchführung ihrer verfassungsmäßigen Aufgaben.

Eine ganz andere Haltung nimmt Australien ein, wie man einem denkwürdigen Interview mit dem sozialdemokratischen Parlamentsabgeordneten und ehemaligen Minister Gary Johns entnehmen kann – allerdings nur in der kritisch beäugten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (Ausgabe vom 21. August 2015). Dort wird ganz eindeutig das Interesse des eigenen Staatsvolkes in den Vordergrund gestellt – übrigens entsprechend auch dem Amtseid der Bundeskanzlerin – und zudem auf die zurückgehende Zahl von Todesfällen bei der gefährlichen Überfahrt über das Meer. Wie lange Australien mit seiner relativ kleinen Zahl an Einwohnern das angesichts der weltweiten Demografie wird durchhalten können, ist eine andere Frage. Aber auf jeden Fall gibt es dort noch eine Politik, die diesen Namen verdient – und nicht einfach nur ein einfaches „Laufenlassen“ wie in EU-Europa.

Noch ein weiterer Punkt, der den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit gegenüber dieser Politik der sachlichen Gesetzmäßigkeit und der Verantwortung entkräftet: Würde man den Prozess der Einwanderung aktiv mitgestalten, statt sich auf ein gefährliches Experiment einzulassen, könnte man sehr schnell all die Menschen, die zu uns kommen und uns wirklich beruflich und kulturell bereichern können, das an Geld mit erarbeiten lassen, was man für die Menschen braucht, die entsprechend dem Asyl-Grundsatz des Grundgesetzes bei uns bedingte Hilfe erhalten sollten. Stattdessen führt die aktuelle unüberlegte Pseudo-Willkommens-Kultur dazu, dass entweder massiv mehr Schulden gemacht werden müssen – oder es werden die Steuern erhöht. Außerdem werden immer mehr Menschen bald merken, dass es eben auch „Flüchtlinge“ gibt, die auf vielfältige Art und Weise zum Problem werden – man denke an die Warnung vor No-go-Areas durch Polizeivertreter. Dann allerdings kann es zu Auseinandersetzungen zwischen Alt- und Neu-Bevölkerung kommen, die dieses Land zumindest in bestimmten Regionen in bürgerkriegsähnliche Zustände versetzen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es im Nahen Osten eine Todfeindschaft zwischen Sunniten und Schiiten gibt – auch hier hat sich anscheinend nur Pegida Sorgen gemacht – von den Verantwortlichen kein Wort dazu. Das gilt sicher nicht für alle Menschen dieser Glaubensrichtungen – wer beugt aber möglichen Hasspredigten vor? Auch Probleme zwischen Kurden und Türken werden sich möglicherweise vermehren. All das vorherzusehen und dem vorzubeugen wäre Aufgabe der Regierung.

Das Problem der „Katastrophe“

Sehr viel mehr Anhänger als die Dekadenz-Theorie soll im Hinblick auf die Römer die „Katastrophen-Theorie“ unter den Althistorikern haben. Gemeint ist damit die zum Teil gewaltsame Völkerwanderung, die vor allem das Weströmische Reich immer mehr in Schwierigkeiten brachte – bis hin zum Untergang. Während Dekadenz schwer messbar ist, ist die Eroberung Roms durch die Westgoten eine historische Tatsache.

Die Masseneinwanderung von Flüchtlingen geschieht bis jetzt glücklicherweise ohne Gewalt – allerdings mehren sich die Zeichen für Missachtung von Gesetzen und Ansätze von Gewalt – sowohl zwischen verschiedenen Flüchtlingsgruppen als auch gegenüber der Polizei. Nicht von ungefähr müssen gleich 10 oder 15 Streifenwagen anrücken, während ein „altdeutscher“ Autofahrer schon innerlich zusammenbricht, sobald er als Autofahrer bei einer Verkehrsübertretung nur eine Polizeikelle sieht.

Kein Mensch weiß, sie sich viele vor allem junge, dynamische und selbstbewusste Flüchtlinge, die auf ihrem Fluchtweg viel erlebt und viel im Sinne des Überlebenwollens geleistet haben, verhalten, wenn sie in solchen Kämpfen unerfahrenen deutschen Behördenmitarbeitern gegenüberstehen. Was ist eine Polizei wert, die zwar Waffen trägt, diese aber natürlich nicht einsetzen will und kann, wenn – wie es der sozialdemokratische Bezirksbürgermeister Buschkowsky eindrucksvoll beschrieben hat – sie sich plötzlich 50 Menschen gegenübersehen, die sich sofort auf die Seite dessen stellen, der aus ihrer Sicht von der Polizei bedroht wird. Übrigens wünscht man sich als Alt-Deutscher möglicherweise genauso viel Solidarität von anderen Menschen, wenn man plötzlich spätabends an einem U-Bahnsteig von randalesüchtigen Jugendlichen (ganz gleich, welcher Herkunft) angegriffen wird. Es käme also auf eine offene, faire, aber auch selbstbewusste Auseinandersetzung mit bei uns ungewohntem Sozialverhalten an. Der überaus richtigen Devise „Wehret den Anfängen!“ wird zumindest hier nicht gefolgt.

Was wird also geschehen, wenn eines Tages eine kritische Masse erreicht ist? Dann können die staatlichen Organe nur noch zurückweichen – einen ersten Vorgeschmack präsentieren die Bilder aus Ungarn, wo Flüchtlinge ganz selbstherrlich entscheiden, ob sie ein Lager aufsuchen. Diese Lager übrigens als KZ zu bezeichnen ist eine ungeheuerliche Verharmlosung der Situation, in der Menschen sich dort damals befunden haben. Flüchtlingslager heute sind nicht in alle Richtungen abgeriegelt – und man darf nicht vergessen: Wer als Flüchtling in die Bundesrepublik kommt, hat als letztes Land davor keine Diktatur erlebt. Das heißt nicht, dass man kein Verständnis für diese Menschen hat, die für sich und ihre Familie nur das Beste wollen – so wie wir auch. Aber das ist eben der Punkt: Es wird zu wenig über die kurz- und langfristigen Konsequenzen einer einfachen Einlass-für-alle-Politik nachgedacht.

Massen-Probleme zeigen sich auch, wenn Stadtwerke bei Flüchtlingen darauf verzichten, von ihnen einen Fahrschein zuverlangen, obwohl ihnen das Geld dafür vorher ausgezahlt worden ist. Viele Discount-Läden sind auch schlecht vorbereitet darauf, wenn spätabends plötzlich viele Menschen im Laden stehen und ihn zumindest teilweise ausrauben, während zwei oder drei ein beruhigendes Gespräch mit der verängstigten Kassiererin führen. Damit es auch hier kein Missverständnis gibt: Das Problem liegt weniger bei den Flüchtlingen, die bestimmte Überlebenstechniken anwenden mussten, sondern bei unserem Staat, der sich wenig Gedanken macht, wie man sie ihnen in unserem Land „abtrainieren“ kann. Nichts ist schwerer als die Änderung eingefahrener Verhaltensweisen – das müsste man zumindest in Rechnung stellen.

Übrigens kann es ein kleiner Kiosk-Besitzer schon als „Katastrophe“ empfinden, wenn er auf die beschriebene Weise mehrfach heimgesucht worden ist. Und Versicherungen werden auch nicht lange Einbrüche finanziell ausgleichen.

Das Problem der Transformation

Natürlich hat jede Krise auch ihr Chance-Potenzial. Wir sprachen schon davon, dass unter den Flüchtlingen viele Verhaltensweisen auch sehr vorbildlich sein können. Man denke nur an das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Füreinander-Einstehen. Auch lohnt es sich gewiss, von vielen Einwanderern etwas zu lernen über Verhaltensweise von Authentizität bis hin zu Selbstbewusstsein.

Wenn Letzteres allerdings mit einem „Ehrgefühl“ verbunden ist, das dem Bruder die Tötung der Schwester befiehlt, wenn diese entsprechend dem Herkunftskodex „Schande“ über die Familie bringt, wird die ganze Multikulti-Mentalität zu einer gefährlichen Angelegenheit. Die erfordert nämlich eigentlich sowohl die eigenen Vorstellungen als auch die der Einwanderer kritisch auf den Prüfstand zu stellen – mit dem Ziel, in einer wirklichen Synthese eine neue, bessere Gemeinsamkeit zu erarbeiten. Dem dient es kaum, wenn evangelische Pastöre ihren eigenen Amtsbruder wegen Volksverhetzung verfolgen lassen, wenn der entsprechend der eigenen Glaubenstradition nicht seinen Gott mit Alllah oder gar Buddha auf einer Stufe sehen will. Es ist nicht schlimm, wenn deutsche Politiker keine Ahnung mehr haben von wirklicher religiöser Überzeugung. Aber vielleicht sollten sie sich dann aus diesem Bereich heraushalten.

Es ist schwer erträglich, wenn dem Islam ganz allgemein ein Persilschein ausgestellt wird, während gleichzeitig fast in allen muslimisch geprägten Ländern Christen mehr oder weniger verfolgt werden. Wieso lässt es sich nicht durchsetzen, dass Deutsche in Saudi-Arabien natürlich ein Kettchen mit Kreuz tragen können, wenn das im umgekehrten Fall natürlich bei uns ganz selbstverständlich ist. Zumindest müsste man in muslimisch geprägten Ländern drum kämpfen – und in Deutschland darauf achten, wen man sich mit welchen Überzeugungen ins Land holt. Man möchte schon ganz gerne wissen, wieviele Muslime in Deutschland der Meinung ist, dass man das Grundgesetz so lange gelten lässt, wie man es nicht ändern kann – und zwar im fundamentalen Bereich der ersten Artikel. Aber mit denen ist es ja schon jetzt nicht mehr weit her. Die Meinungsfreiheit ist auf das Politisch-Korrekte zusammengestrichen worden – und die Versammlungsfreiheit ist auch nur noch gewährleistet, soweit gewählte und für alle zuständige Stadtoberhäupter einverstanden sind und nicht mehr oder weniger heimlich sogar Gegendemonstranten unterstützen – etwas, was laut Versammlungsgesetz eindeutig strafbar ist. Wie soll eine Wertegemeinschaft sich verteidigen, wenn sie schon selbst ihre Werte nicht mehr achtet.

All das heißt nicht, dass unsere Kultur sich nicht weiterentwickeln und auch verändern muss. Aber das sollte ehrlich, differenziert und manchmal auch kämpferisch geschehen – auf jeden Fall auf der Basis von Selbstbewusstsein. Brücken zwischen Kulturen können nur gebaut werden, wenn beide Seiten auf sicheren Pfeilern ruhen.

Das Problem des Bürgerkriegs

Was wir bereits haben, ist ein geistiger Bürgerkrieg. Da können fast zwei Dritter aller Deutschen Verständnis für die Forderungen von Pegida haben. Das hindert Regierungsmitglieder nicht daran, von Schande zu sprechen – und Hass zu sehen – ohne vorher genau hingesehen zu haben. Man kann Pegida viel vorwerfen, aber  sich nicht, dass sie pauschal fremdenfeindlich oder „islamophob“ ist. Interessant war und ist ja, wie im Qualitätsfernsehen die Attribute wechseln, wie sie einem gerade in den Sinn kommen oder opportun erscheinen. Heute sind sie „islamkritisch“, morgen „islamfeindlich“, als wäre das dasselbe. Man kann nur hoffen, dass der Grundansatz von Pegida, keine Auseinandersetzungen fremder Kulturen bzw. Religionen auf dem eigenen Boden zu bekommen, nicht aus der Rückschau als überaus „vor-sichtig“, sprich: „vorhersehend“ erscheint.

Auf jeden Fall muss Schluss sein mit der Spaltung der eigenen Bevölkerung in „Lichtgestalten“, auch wenn sie andere Demonstranten an ihrem Grundrecht hindern, und einem „Dunkeldeutschland“, bei dem nicht unterschieden wird, zwischen schwerstkriminellen „Flammenwerfern“ in Asylbewerberheime und Menschen, die anderer Meinung sind als Regierung und in diesen Fragen manchmal kaum noch zu unterscheidende Presseorgane.

Ansonsten sollten sich beide mal endlich systematisch mit den neuen Gefahren kollektiven Zusammenlebens beschäftigen, wenn das aufgegeben oder zerstört worden ist, was früher mal als Identitäts-Grundlage einer Gemeinschaft verstanden wurde.

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