Schnell durchblicken: Die Vorgeschichte – als die Menschen noch nicht schreiben konnten (Mat8594-3)

Worum es hier geht:

Da Geschichte ganz viel mit Zeit zu tun hat – und diese nun mal für uns in einer Richtung abläuft, werden wir ihr auch grundsätzlich chronologisch folgen – und das heißt, dass wir zunächst einmal einen Riesenschritt rückwärts machen.

1.1       Nur ein kurzer Hinweis auf fast 200.000 Jahre

Die Geschichte des Menschen reicht weit in die Vergangenheit zurück – auch wenn die ca. 160.000 Jahre, seit denen es den Homo sapiens gibt, angesichts der 4,6 Milliarden Jahre, die die Erde schon auf dem Buckel hat, natürlich nur ein Katzensprung sind.

1.2       Spannend wird es mit der Sesshaftwerdung der Menschen

Man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen, um welche Zeiträume es sich hier handelt. Aktuell werden 50 Jahre Fußball-Bundesliga gefeiert. Diesen Zeitraum müsste man 3.200 mal in die Geschichte verlängern, bis man bei den oben angegebenen 160.000 Jahren wäre – und bis zu den ersten Höhlenmalereien  in der Cueva de El Castillo in Spanien müsste man noch 800 mal diese Zeitstrecke zurücklegen.

1.2.1     Der große Sprung der Menschheit: Die Sesshaftwerdung

Auf diese riesigen Zeiträume, in denen fast nichts für uns interessant Erscheinendes überliefert ist, gehen wir hier nicht weiter ein – wir springen gleich zu dem Entwicklungsschritt vor etwa 10.000 Jahren, bei dem die Menschen sesshaft wurden – mit ungeheuren Folgen.

Übrigens: Wer in unserer Bundesliga-Zeitrechnung bleiben möchte, der muss die 50-Jahres-Einheit immerhin noch 200 Jahre ablaufen lassen, um den interessanten Zeitpunkt zu erreichen. Was geschah also, als aus Jägern und Sammlern Ackerbauern und Viehzüchter wurden? Zunächst einmal mussten die Menschen begreifen, was ein Acker und was Vieh überhaupt ist.

1.2.2     Nobelpreisverdächtig: Die Menschen durchschauen den Wachstumszyklus der Pflanzen

Vielleicht haben irgendwelche eigentlich nobelpreisverdächtigen Urmenschen ein Jahr nach einer Lagerfeuer-Szene irgendwo diesen Ort wieder aufgesucht und sich die Frage gestellt, warum sich dort bestimmte Getreidesorten häuften. Dann ist jemand auf die Idee gekommen, gezielt etwas von den kostbaren Körnern „wegzuwerfen“ und möglichst noch mit etwas Erde zu bedecken – und nach einem Jahr war dann noch mehr da – und irgendwann konnten sie an diesem Ort länger bleiben und schützten  die Kornpflanzen mit einem Zaun.

Sicher – eine einfache Theorie – aber eine, die zumindest deutlich macht, was die „Neolithische Revolution“, den Übergang von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit ausgemacht hat: Beobachtung, Reflexion, Experiment, Nutzung mit ständigen Optimierungsideen.

1.2.3     Noch komplizierter: Wie aus wilden Tieren Haustiere werden

Bei den späteren „Viehzüchtern“ werden es wohl Jäger gewesen sein, die aus irgendeinem Grund das Jungtier eines erlegten Beutetiers nicht gleich mit verzehrt haben, sondern mit sich nahmen. Irgendwann wurde es dann mit sehr viel mehr Fleisch geschlachtet – und noch später kam man auf den Gedanken, mit dem Schlachten lieber zu warten, bis das „Haustier“ seinerseits nun wieder Jungtiere geworfen hatte. Man merkt hier schnell, wie viel mehr an Ideen nötig war, um diesen komplexen Prozess einschließlich der Vermehrung von Tieren zu durchschauen. Aber vielleicht haben die späteren Vieh-züchter die „Nachkommenproduktion“ einfach bei sich selbst abgeschaut und dann übertragen.

1.2.4     Die sozialen Folgen der Sesshaftwerdung: Von der Arbeitsteilung bis zur Kriminalität

Viel wichtiger als die biologischen Prozesse sind die sozialen Folgen: Mit der Sesshaftwerdung begann sowohl ein unaufhaltsamer Aufstieg der Möglichkeiten  – als auch ein unaufhaltsamer Abstieg der zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn Neid und Hass konnten sich in der Altsteinzeit nur auf das richten, was man unbedingt zum Leben brauchte – es gab keine Sklaverei, es gab auch keine Kriminalität mit dem Ziel, den anderen um seinen Besitz zu bringen. All das machte erst Sinn, als die Menschen mehr hatten, als sie unbedingt zum Leben brauchten. Und das war erst möglich, als sie in der Jungsteinzeit als Ackerbauern und Viehzüchter Überschüsse produzierten – für die sich dann andere interessierten.

Interessant sind in diesem Zusammenhang übrigens Forschungen, auf die Lina Nienhaus in einem zusammenfassenden Artikel in der FAS vom 27.4.2014 hinweist. Die zeigen, dass Kulturen mit Besitzwerten durchaus „dummes“ Verhalten fördern können. Der Hintergrund dafür ist, dass Menschen dazu neigen, dem, was sie besitzen, einen höheren Wert zuzumessen, als eigentlich gerechtfertigt wäre. Demgegenüber schätzen Gesellschaften, die der Jäger-und-Sammler-Zeit noch näherstehen, die Chancen eines Tausches sehr viel realistischer ein.

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