Simon Dach, „Annchen von Tharau“ (Mat9477)

Gefunden haben wir das Gedicht hier

Es wird dort so vorgestellt:
Simon Dach (1605 – 1659), deutscher Dichter der Barockzeit
(übertragen von Johann Gottfried Herder)

  • Das Gedicht „Annchen von Tharau“ wurde von Simon Dach (1605–1659), einem Dichter der Barockzeit, verfasst
  • und später von Johann Gottfried Herder übertragen.
  • Es ist ein Liebesgedicht, das die innige und beständige Liebe des lyrischen Ichs zu einer Frau namens Ännchen thematisiert.

Simon Dach

Annchen von Tharau

  1. Annchen von Tharau ist, die mir gefällt,
  2. Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
  3. Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz
  4. Auf mich gerichtet in Lieb‘ und in Schmerz.
  5. Annchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut,
  6. Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
  • Strophe 1: Das lyrische Ich erklärt Annchen von Tharau zu seinem Lebensinhalt und hebt ihre zentrale Bedeutung hervor („mein Leben, mein Gut und mein Geld“, V.2).
  1. Käm‘ alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, []zu schlagen]
  2. Wir sind gesinnet bei einander zu stahn. [zu stehen]
  3. Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
  4. Soll unsrer Liebe Verknotigung sein. [Soll uns wie ein Seil verknoten]
  5. Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn,
  6. Mein Leben schließ‘ ich um deines herum.
  • Strophe 2: Es betont die Beständigkeit der Liebe trotz widriger Umstände („Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein“, V.9).
  1. Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,
  2. Je mehr ihn Hagel und Regen anficht; [angreift]
  3. So wird die Lieb‘ in uns mächtig und groß
  4. Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Not. [Kreuz = Symbol des Leidens]
  5. Annchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut,
  6. Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
  • Strophe 3: Die Liebe wird mit einem Palmenbaum verglichen, der trotz Widrigkeiten wächst (V.13–16).
  1. Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
  2. Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt;
  3. Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer,
  4. Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer.
  5. Was ich gebiete, wird von dir getan, [„befehle“: Interessant, aber auch fragwürdig]
  6. Was ich verbiete, das lässt du mir stahn. [stehen]
  • Strophe 4: Das lyrische Ich beteuert, dass es Ännchen überallhin folgen würde, selbst durch extreme Gefahren („durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer“, V.22).
  1. Was hat die Liebe doch für ein Bestand, [für eine Dauer]
  2. Wo nicht Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand?
  3. Wo man sich peiniget, zanket und schlägt, [gegenseitig peinigt, streitet]
  4. Und gleich den Hunden und Katzen beträgt? [Bild der Feindschaft]
  5. Annchen von Tharau, das woll’n wir nicht tun;
  6. Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn. [Huhn?]
  • Strophe 5: Kritik an einer Beziehung ohne Harmonie und Eintracht; es wird ein Idealbild der Liebe gezeichnet („Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand“, V.26).
  1. Was ich begehre, ist lieb dir und gut;
  2. Ich lass den Rock dir, du lässt mir den Hut! [Man nimmt Rücksicht]
  3. Dies ist uns Annchen die süßeste Ruh,
  4. Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.
  5. Dies macht das Leben zum himmlischen Reich,
  6. Durch Zanken wird es der Hölle gleich.
  • Strophe 6: Das harmonische Zusammenleben wird als „himmlisches Reich“ beschrieben, während Streit und Uneinigkeit zur „Hölle“ führen (V.35–36).

4. Aussagen des Gedichts

Das Gedicht zeigt:

  • Die unerschütterliche Liebe des lyrischen Ichs zu Ännchen.
  • Die Überzeugung, dass wahre Liebe Widrigkeiten übersteht.
  • Die Ablehnung von Streit und Zwietracht in einer Beziehung.
  • Die Vorstellung einer idealen, harmonischen Partnerschaft.

Sprachliche und rhetorische Mittel

  • Metaphern und Vergleiche: Die Liebe wird mit einem Palmenbaum verglichen (V.13), der trotz Widrigkeiten wächst – ein Symbol für Beständigkeit.
  • „Mein Leben schließ‘ ich um deines herum“ (V.12) verdeutlicht die enge Verbundenheit.
  • Wiederholung von „Annchen von Tharau“ in fast jeder Strophe verstärkt die emotionale Intensität.
  • Gegensatzpaare: „himmlisches Reich“ vs. „Hölle“ (V.35–36) betont den Kontrast zwischen einer harmonischen und einer streitbeladenen Beziehung.

Bedeutung des Gedichts

  • Das Gedicht kann als Idealbild romantischer Liebe betrachtet werden.
    Hier ist „romantisch“ aus heutiger Sicht zu verstehen.
    Interessant könnte die Frage sein, ob dieses Gedicht auch in die Epoche der Romantik passen würde.
  • Es vermittelt eine Vorstellung von absoluter Treue und Beständigkeit in der Partnerschaft.
  • In seiner Zeit spiegelt es zudem barocke Vorstellungen von Standhaftigkeit und göttlicher Fügung wider.
  • Das Gedicht überzeugt durch seine klare Struktur, die eingängige Sprache und die starke Bildhaftigkeit. Es ist ein klassisches Beispiel für barocke Liebeslyrik und bleibt durch seine emotionale Kraft zeitlos ansprechend.

Persönliche Erst-Reaktion von Mia

Hier präsentieren wir eine Reaktion aus der Sicht einer heutigen Jugendlichen. Das kann anregend sein für eigene Kommentare oder auch Diskussionen.

  • Das Gedicht wirkt sehr romantisch und idealistisch.
  • Die ständige Wiederholung von „Annchen von Tharau“ macht es einprägsam, aber auch etwas monoton.
  • Die Idee, dass Liebe trotz aller Schwierigkeiten bestehen bleibt, ist schön.
  • Manche Formulierungen („mein Fleisch und mein Blut“) wirken heute vielleicht etwas übertrieben.
  • Der Vergleich mit dem Palmenbaum finde ich besonders interessant.
  • Die Reime und der Rhythmus machen das Gedicht leicht verständlich.
  • Die Vorstellung einer perfekten, konfliktfreien Beziehung erscheint unrealistisch.
  • Es ist beeindruckend, wie stark das lyrische Ich seine Liebe betont.
  • Die Gegensätze von „Himmel“ und „Hölle“ am Ende sind sehr wirkungsvoll.
  • Das Gedicht zeigt, wie sich Liebesvorstellungen über die Jahrhunderte verändert haben.

Weitere Infos, Tipps und Materialien