Storm, „Schimmelreiter“ Teil 2: Inhalt, wichtige Textstellen, Interpretation (Mat2114-teil2)

Worum es hier geht:

Theodor Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ zeigt, wie ein Junge aus einfachen Verhältnissen sich bis zum Deichgrafen hocharbeitet. Allerdings gerät er mit einem großen Deichprojekt in Konflikt mit der Gesellschaft. Schließlich gibt er einmal zu oft nach – und es kommt zur Katastrophe. Nur in der sagenhaften Erzählung von einem gespenstischen Schimmelreiter bleibt er im Bewusstsein – und das durch seinen Deichbau gewonnene Land bleibt am Ende auf Dauer erhalten.

Hier geben wir eine Übersicht über den 2. Teil der Novelle:

  • Inhalt
  • dramatische Entwicklung
  • wichtige Textstellen
  • und Interpretationshinweise

Teil 2: ab der Beziehung zu Elke

29-59: Die Entwicklung der Liebesbeziehung Hauke und Elke

  • 29: Hauke wird Kleinknecht beim Deichgrafen und von dessen Großknecht Ole Peters ziemlich gepeinigt.
  • Elke, die Tochter des Deichgrafen, versucht das zu mildern.
  • „Man mag wohl fragen, was mitunter ganz fremde Menschen aneinander bindet; vielleicht – sie waren beide geborene Rechner, und das Mädchen konnte ihren Kameraden in der groben Arbeit nicht verderben sehen.“ (29)
  • Hauke bringt den alten Deichgrafen dann mit Beobachtungen und Vorschlägen so auf Trab, dass er vom Oberdeichgrafen sehr gelobt wird.
  • Elke wiederum schreibt das Hauke Haien zu: (36ff)
  • »Der Herr Oberdeichgraf hat den Wirt gelobt!«
  • »Den Wirt? Was tut das mir?«
  • »Nein, ich mein, den Deichgrafen hat er gelobt!«
  • Ein dunkles Rot flog über das Gesicht des jungen Menschen. »Ich weiß wohl«, sagte er, »wohin du damit segeln willst!«
  • »Werd nur nicht rot, Hauke, du warst es ja doch eigentlich, den der Oberdeichgraf lobte!«
  • Hauke sah sie mit halbem Lächeln an. »Auch du doch, Elke!« sagte er.
  • Aber sie schüttelte den Kopf: »Nein, Hauke; als ich allein der Helfer war, da wurden wir nicht gelobt. Ich kann ja auch nur rechnen; du aber siehst draußen alles, was der Deichgraf doch wohl selber sehen sollte; du hast mich ausgestochen!«
  • »Ich hab das nicht gewollt, dich am mindsten«, sagte Hauke zaghaft, und er stieß den Kopf einer Kuh zur Seite. »Komm, Rotbunt, friss mir nicht die Furke auf, du sollst ja alles haben!«
  • »Denk nur nicht, dass mir’s leid tut, Hauke«, sagte nach kurzem Sinnen das Mädchen; »das ist ja Mannessache!«
  • Da streckte Hauke ihr den Arm entgegen: »Elke, gib mir die Hand darauf!«
  • Ein tiefes Rot schoß unter die dunkeln Brauen des Mädchens. »Warum? Ich lüg ja nicht!« rief sie.
  • Hauke wollte antworten; aber sie war schon zum Stall hinaus, und er stand mit seiner Furke in der Hand und hörte nur, wie draußen die Enten und Hühner um sie schnatterten und krähten.
  • Man sieht hier deutlich, wie sich zwei junge Menschen annähern, Vertrauen zueinander fassen, woraus dann später mehr werden kann.
  • Ab S. 37 geht die Geschichte dann im Rahmen eines Eisboseln-Winterfestes weiter. Elke sorgt dafür, dass der Großknecht Hauke nicht ausschließen kann und sie freut sich mit ihm, als Hauke schließlich den entscheidenden Wurf zum Sieg beiträgt. Interessant, dass auch andere der Meinung sind, Hauke sei eigentlich schon der echte Deichgraf. (39)
  • Was den anschließenden Tanz angeht, so nimmt Elke Rücksicht auf Hauke:
    „Elke tanzte an diesem Abend nicht mehr, und als beide dann nach Hause gingen, hatten sie sich Hand in Hand gefaßt; aus der Himmelshöhe funkelten die Sterne über der schweigenden Marsch; ein leichter Ostwind wehte und brachte strenge Kälte; die beiden aber gingen, ohne viel Tücher und Umhang, dahin, als sei es plötzlich Frühling worden.“
  • Hauke besorgt dann schon mal einen Goldring, kann ihn aber zunächst noch nicht unterbringen.
  • Seine Chancen steigen aber, als sein Vater ihm kurz vor seinem Tod mitteilt, dass er einiges an Land dazugewonnen habe.
  • Vorerste aber sieht es so aus, als käme Ole Peters weiter:
    „Eine Reihe von Gesichtern ging vor seinem innern Blick vorüber, und sie sahen ihn alle mit bösen Augen an; da faßte ihn ein Groll gegen diese Menschen: er streckte die Arme aus, als griffe er nach ihnen, denn sie wollten ihn vom Amte drängen, zu dem von allen nur er berufen war. Und die Gedanken ließen ihn nicht; sie waren immer wieder da, und so wuchsen in seinem jungen Herzen neben der Ehrenhaftigkeit und Liebe auch die Ehrsucht und der Haß. Aber diese beiden verschloß er tief in seinem Innern; selbst Elke ahnte nichts davon.“ (57)
  • Als es dann auch mit Elkes Vater langsam zu Ende geht, gibt Hauke ihr doch noch den Ring, auch wenn sie ihn erst mal nur heimlich tragen will.

59ff: Elke setzt sich im richtigen Moment für Hauke ein …

  • Als Elkes Vater schließlich stirbt und damit das Amt des Deichgrafen frei wird, ist es Elke, die im entscheidenden Momente den Oberdeichgrafen auf den Gedanken bringt, Hauke für diese Stelle vorzusehen. (63/64).
  • Entscheidend ist neben seiner Fähigkeit dazu, dass Elke erklärt, Hauke heiraten zu wollen und ihm dafür schon mal ihren ererbten Besitz zu übertragen (65).
  • Als der Oberdeichgraf dann erklärt, „dass ein Deichgraf von solch junger Jungfer gemacht wurde, das ist das Wunderbare an der Sache!“ antwortet Elke selbstbewusst: „einem rechten Manne wird auch die Frau wohl helfen dürfen!“ Dann ging sie in den anstoßenden Pesel und legte schweigend ihre Hand in Hauke Haiens.“

Ein böses Wort treibt Hauke Haien um …

„Ole Peters lachte. »Ja, Marten Fedders, das ist nun so bei uns, und davon ist nichts abzukratzen; der alte wurde Deichgraf von seines Vaters, der neue von seines Weibes wegen.« Das Gelächter, das jetzt um den Tisch lief, zeigte, welchen Beifall das geprägte Wort gefunden hatte.

Aber es war an öffentlicher Wirtstafel gesprochen worden, es blieb nicht da, es lief bald um im Geest- und unten in dem Marschdorf; so kam es auch an Hauke. Und wieder ging vor seinem inneren Auge die Reihe übelwollender Gesichter vorüber, und noch höhnischer, als es gewesen war, hörte er das Gelächter an dem Wirtshaustische. »Hunde!« schrie er, und seine Augen sahen grimmig zur Seite, als wolle er sie peitschen lassen.

Da legte Elke ihre Hand auf seinen Arm: »Laß sie; die wären alle gern, was du bist!«

– »Das ist es eben!« entgegnete er grollend.

»Und«, fuhr sie fort, »hat denn Ole Peters sich nicht selber eingefreit?«

»Das hat er, Elke; aber was er mit Vollina freite, das reichte nicht zum Deichgrafen!«

– »Sag lieber: er reichte nicht dazu!« Und Elke drehte ihren Mann, so daß er sich im Spiegel sehen mußte, denn sie standen zwischen den Fenstern in ihrem Zimmer. »Da steht der Deichgraf!« sagte sie; »nun sieh ihn an; nur wer ein Amt regieren kann, der hat es!«

»Du hast nicht unrecht«, entgegnete er sinnend, »und doch… Nun, Elke; ich muß zur Osterschleuse, die Türen schließen wieder nicht!«

Sie drückte ihm die Hand: »Komm, sieh mich erst einmal an! Was hast du, deine Augen sehen so ins Weite?«

»Nichts, Elke, du hast ja recht.«“

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