Worum es hier geht:
- Fontane hat hier eine besondere Variante der Schauerballade geschrieben.
- Über das traurige Geschehen wird nämlich nur sehr distanziert gesprochen .
- Viel bleibt der Fantasie überlassen.
Theodor Fontane
Die zwei Raben
Strophe 1:
Ich ging übers Heidemoor allein,
Da hört ich zwei Raben kreischen und schrein;
Der eine rief dem andern zu:
„Wo machen wir Mittag, ich und du?“
- Das Lyrische Ich stellt seine Erzählsituation dar, „allein“ und „Heidemoor“ – das klingt schon mal nach Schauerballade.
- Das Schaurige wird dann zwei Raben angedichtet, die sich darüber unterhalten, wo sie mittags speisen wollen. Das ist entweder märchenhaft – oder aber das Lyrische Ich stellt sich das nur vor.
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Strophe 2:
„Im Walde drüben liegt unbewacht
Ein erschlagner Ritter seit heute nacht,
Und niemand sah ihn in Waldesgrund
Als sein Lieb und sein Falke und sein Hund.
- Hier wird die eben aufgetauchte Frage beantwortet,
- indem einer der Raben auf die Leiche eines Ritters hinweist, die in der Nähe unbewacht liege.
- Auf den letzten Aspekt wird noch genauer eingegangen, indem von drei Wesen die Rede ist, die ihn zuletzt lebend gesehen habe
- – was normalerweise jeden Kommissar froh stimmen würde 😉
Strophe 3:
Sein Hund auf neuer Fährte geht,
Sein Falk auf frische Beute späht,
Sein Lieb ist mit ihrem Buhlen fort, –
Wir können speisen in Ruhe dort.
- In dieser Strophe geht es darum, was die letzten Zeugen anschließend getan haben.
- Interessant ist die Einbeziehung eines „Buhlen“, d.h. die Frau hatte einen Geliebten, der möglicherweise was mit dem Tod des Ritters zu tun hat. Das bleibt aber offen.
- Die Schlusszeile gehört wieder ganz den beiden Raben und ihrer Vorfreude auf ihr Fressen.
Strophe 4:
Du setzest auf seinen Nacken dich,
Seine blauen Augen sind für mich,
Eine goldene Locke aus seinem Haar
Soll wärmen das Nest uns nächstes Jahr.
- In dieser Strophe werden recht drastisch die Verzehrpläne der beiden Raben besprochen – immerhin geht es um einen toten Menschen.
- Außerdem wird hier auch schon an die Zukunft gedacht, indem der tote Ritter ungewollt der Rabengattung beim Überleben hilft.
Strophe 5:
Manch einer wird sprechen: ich hatt‘ ihn lieb!
Doch keiner wird wissen, wo er blieb,
Und hingehn über sein bleich Gebein
Wird Wind und Regen und Sonnenschein.“
- Spätestens hier wird deutlich, wie sehr diese Raben vermenschlicht werden,
- denn hier zeigt sich ja so was wie Mitgefühl mit dem toten Ritter.
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Anmerkungen
Es handelt sich um eine Ballade,
- weil es ein Gedicht ist,
- in dem erzählt wird.
- Außerdem ist die Handlung zumindest ansatzweise dramatisch.
Äußere Form:
- 5 Strophen
- mit jeweils vier Verszeilen
- zwei aufeinanderfolgende Paarreime
- unregelmäßiger Rhythmus: keine ständige Abfolge von betonten und unbetonten Silben
Zusammenfassung der Aussage der Ballade:
Die Ballade zeigt …
- die Nähe von schauriger Gegend und schaurigem Geschehen,
- vielleicht auch, wie sehr die Gegend die Fantasie anregen kann
- die Nähe der Tiere zu den Menschen – vielleicht sogar ihre größere Natürlichkeit:
- Sie kümmern sich um ihre Alltagssorgen und denken sogar an die Zukunft,
- während die Menschen, die mit dem Tode des Ritters zu tun haben, wohl nur an sich denken
- – und auch der Hund und der Falke sind anscheinend von dieser Atmosphäre der Lieblosigkeit angesteckt und trauern ihrem Herrn auch nicht nach.
- die Vergänglichkeit des Menschen,
- vor allem unter diesen besonderen Bedingungen .- ohne die Teilnahme von Angehörigen oder Freunden.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Balladen – allgemeine Themenseite: Infos, Tipps und Materialien
https://textaussage.de/balladen-infos-tipps-materialien
— - Balladen – spezielle Themenseite: Übersicht über Balladen zu verschiedenen Themen
https://textaussage.de/die-richtige-ballade-finden-thematische-uebersicht
— - Ebook zum Thema „Balladen“
https://textaussage.de/alles-zusammen-tipps-und-hilfen-zum-thema-balladen-in-einem-ebook
—- - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos