5-Minuten-Tipp zu: Thomas Kling, „Manhattan Mundraum“

Gefunden haben wir dieses interessante Gedicht hier:

Lyrik nach 1945, Erarbeitet von Norbert Schläbitz, Schöningh 2007, S. 120
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3140223799

Auf eine zweite Variante
„Manhattan Mundraum II“
gehen wir hier ein – einschließlich eines Vergleichs:
https://schnell-durchblicken.de/thomas-kling-manhattan-mundraum-ii-mit-vergleich

Was einem beim Verständnis helfen kann:

  • Das Gedicht „Manhattan Mundraum“ 1996 veröffentlicht.
  • Es handelt sich um ein experimentelles, sprachkritisches Gedicht, das sich mit der Stadt Manhattan als Sprachraum auseinandersetzt.
    • Das heißt: Hier spielt ein Schriftsteller mit einem Thema und mit Sprache herum.
    • Er will sich damit als besonders kreativer Künstler zeigen.
  • Äußere Form:
    • freie Versen ohne feste Metrik oder Reimschema.
    • Besonderheit: Extreme Nutzung von
      • Enjambements (Zeilensprünge)
      • ungewöhnlichen Worttrennungen („aufgeschmol- / zner“)
      • und visueller Gestaltung: Erreicht wird damit das Veranschaulichen einer zersplitterten.
  • Das lyrische Ich stellt Manhattan als einen „Mundraum“ dar (Z. 1–2), in dem die Sprache eine zentrale Rolle spielt („die zunge, textus“, Z. 2). Die Stadt wird mit einer „Stadtzunge“ aus Granit verglichen (Z. 3), was eine Verbindung von Architektur und Sprache nahelegt.
  • Die Metaphern von geschmolzenem und wieder erstarrtem Material („geschmolzener und / wieder aufgeschmol- / zner text“, Z. 4–6) deuten auf eine dynamische, sich ständig verändernde Sprachlandschaft hin. Die Stadt wird nicht nur als physischer Raum, sondern als Sprachraum gedacht.
  • Sprachliche Begriffe wie „gezählt“ (Z. 12) und „Zähnung“ (Z. 10) könnten auf die Archivierung, das Festhalten und Strukturieren von Sprache anspielen. Gleichzeitig gibt es eine Gegenbewegung: „zu bergn, zu ver- / bergn!“ (Z. 11–12), was auf das Verdrängen oder Verschwinden von Sprache hinweisen könnte.
  • Die Stadt wird durch Begriffe wie „gesperrtn“ (Z. 15) und „maulsperre“ (Z. 16) mit Restriktion und Kontrolle in Verbindung gebracht. Dies könnte eine Kritik an Zensur oder an der Eingrenzung des Sprechens in der modernen Welt sein.
  • Mögliche Aussagen: Das Gedicht zeigt …
    • dass Manhattan als Sprachraum verstanden werden kann, in dem Sprache wie ein Baustoff fungiert.
    • Die Stadt ist nicht nur ein geografischer Ort, sondern ein Ort der
      • Sprachproduktion
      • der Speicherung
      • und der Veränderung.
    • Gleichzeitig verweist das Gedicht auf Begrenzungen, die mit Sprache und Kommunikation verbunden sind.
  • Sprachliche und rhetorische Mittel:
    • Metaphern: Die Stadt als Mundraum, die Zunge als Text (Z. 1–2).
    • Enjambements und Worttrennungen: Erzwingen ein stockendes Lesen, was die Thematik von unterbrochener Sprache verstärkt (Z. 5–6, „aufgeschmol- / zner“).
    • Neologismen und Zusammensetzungen: „stadtzunge“ (Z. 3), „maulsperre“ (Z. 16) – zeigen die Verschmelzung von Stadt und Sprache.
    • Ellipsen und Verkürzungen: Die fragmentierte Syntax unterstützt den Eindruck einer zersplitterten Sprachlandschaft („die gesperrtn“, Z. 15).
  • Kommentar – unsere Meinung:
    • Das Gedicht fordert die Lesis dazu auf, über die Verbindung von Stadt und Sprache nachzudenken.
    • Die ungewöhnliche Form und Sprachverwendung machen es zu einem Beispiel für experimentelle Lyrik, die sich nicht leicht entschlüsseln lässt.
    • Experten werden sicher sagen:
      Die Qualität des Gedichts liegt in seiner sprachlichen Dichte und seinem innovativen Umgang mit Stadtmetaphorik.
    • Deutlich wird hier die Spannung zwischen vom Autor gewollter experimenteller Sprachkunst
    • und den Lesebedürfnissen derer, denen dieses Gedicht präsentiert wird.
    • Fazit: Interessant, aber im Unterricht mit Hinweis zu versehen: Kein Klausurstoff, sondern Material, um selbst mal mit Sprache zu spielen.

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