Video: Gedicht schnell und sicher verstehen: Hofmannsthal, „Erlebnis“ (Mat7450)

Aus Hofmannsthals Gedicht ein positives Analyse-Erlebnis machen

Hierzu gibt es auch ein Video

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Worum es uns hier geht

  • •Dieses Gedicht haben wir heute erst kennengelernt
  • und es hat uns gleich interessiert, weil man nicht gleich darauf kommt, was das Ganze soll und worauf es hinausläuft.—
  • Wir wollen jetzt mal zeigen, wie man „induktiv“ zum Ziel kommt, nämlich das Gedicht schnell und möglichst sicher zu verstehen.
  • Induktiv heißt;
    • dass man nicht gleich dem ersten Einfall folgt, das kann in die Irre gehen,
    • sondern man schaut sich Zeile für Zeile an, was das lyrische Ich da von sich gibt,
    • und beschreibt dann, was es da eigentlich macht.
  • Das schauen wir uns jetzt mal im ersten Teil an.

Das Gedicht

Zu finden ist es zum Beispiel hier.

Hugo von Hofmannsthal
Erlebnis

1.Mit silbergrauem Dufte war das Tal
2.Der Dämmerung erfüllt, wie wenn der Mond
3.Durch Wolken sickert. Doch es war nicht Nacht.
4.Mit silbergrauem Duft des dunklen Tales
5.Verschwammen meine dämmernden Gedanken,
6.Und still versank ich in dem webenden,
7.Durchsichtgen Meere und verließ das Leben.
8.Wie wunderbare Blumen waren da,
9.Mit Kelchen dunkelglühend! Pflanzendickicht,
10.Durch das ein gelbrot Licht wie von Topasen
11.In warmen Strömen drang und glomm. Das Ganze
12.War angefüllt mit einem tiefen Schwellen
13.Schwermütiger Musik. Und dieses wußt ich,
14.Obgleich ichs nicht begreife, doch ich wußt es:
15.Das ist der Tod. Der ist Musik geworden,
16.Gewaltig sehnend, süß und dunkelglühend,
17.Verwandt der tiefsten Schwermut.
18.Aber Seltsam!
19.Ein namenloses Heimweh weinte lautlos
20.In meiner Seele nach dem Leben, weinte,
21.Wie einer weint, wenn er auf großem Seeschiff
22.Mit gelben Riesensegeln gegen Abend
23.Auf dunkelblauem Wasser an der Stadt,
24.Der Vaterstadt, vorüberfährt. Da sieht er
25.Die Gassen, hört die Brunnen rauschen, riecht
26.Den Duft der Fliederbüsche, sieht sich selber,
27.Ein Kind, am Ufer stehn, mit Kindesaugen,
28.Die ängstlich sind und weinen wollen, sieht
29.Durchs offne Fenster Licht in seinem Zimmer –
30.Das große Seeschiff aber trägt ihn weiter,
31.Auf dunkelblauem Wasser lautlos gleitend
32.Mit gelben, fremdgeformten Riesensegeln.

Zusammenfassung/Ergebnis:
•Signal 1 = Dämmerungsort
•Signal 2 = Dämmerung auch im Bewusstsein
•Signal 3 = verlässt das alte Leben
•Signal 4 = neue Fantasiewelt
•Signal 5 = Schwermut, Todesbewusstsein (altes Leben), mit Sehnsucht
•Signal 6: Heimweh im Moment des Abschieds
•Signal 7: Erinnerung an Kindheit. sieht sich selbst vor offenem Fenster
•Signal 8: Gegenwart = Bild des Seeschiffs = Aufbruch in neues Leben, voller Erwartungen, auch wenn vieles noch fremd ist.

1.Thema = in Frageform als Antwort auf die Aussagen
2.Also erst Aussagen: Das Gedicht zeigt das Erlebnis, bei dem einem bewusst wird, dass man dabei ist, ein altes Leben zu verlassen und zu neuen Ufern aufzubrechen.
3.Dahinterliegende Frage: Wie ergeht es jemandem im Moment des Abschieds von Kindheit und Vaterstadt und Aufbruch in eine neue, weite Welt.

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