Worum es hier geht â kleine Geschichte
- Hinterher ist man noch schlauer đ
- Da veröffentlicht man am Vorabend des schriftlichen Abiturs im Fach Deutsch in NRW noch einmal letzte Tipps in einem Video auf Youtube
- Tipps zur optimalen Vorbereitung auf eine Deutsch-Abiturklausur: Beispiel: Uhland, âReisenâ
- 3.936 Aufrufe 29.04.2021
- Noch heute kann man sich die realen Termine anschauen:
Freitag, 30.04.2021 Deutsch X X
- Als Beispiel nimmt man einfach das erste Gedicht aus einer eigenen Liste mit Reisegedichten.
- Leider wird alles erst so gegen 18 Uhr am Vorabend veröffentlicht.
- Am nĂ€chsten Tag dann die ersten RĂŒckmeldungen: Eine Menge Leute hatten die Hinweis-Mail von Youtube noch genutzt â andere waren verstĂ€ndlicherweise nicht so begeistert, dass sie erst nach der Klausur auf das Video von anderen SchĂŒlis aufmerksam gemacht wurden.
- SpÀter bekommt man dann mit, dass das Gedicht von Uhland wohl auch Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen dran gekommen ist.
- So etwas ist natĂŒrlich ein reiner GlĂŒcksfall, zeigt aber vielleicht, dass sogar die Abi-Aufgaben-Ersteller auf unsere Webseiten zugreifen und dann gleich das erste nehmen đ
- Dies nur als kleine Vorgeschichte, um zu zwei Dingen zu motivieren:
- unsere Tipps zum Abitur zu nutzen
- und unseren Youtube-Kanal zu abonnieren und dann auf jeden Fall spĂ€testens am Abend vor der PrĂŒfung noch mal nachzuschauen, ob es von uns was Neues gibt.
- Wir werden uns aber MĂŒhe geben, in 2024ff rechtzeitig diese letzten Tipps zu geben. Wir können ja auf diese Seite zurĂŒckgreifen â und uns einfach noch ein neues Gedicht suchen.
Nun zu dem Gedicht von Uhland
Das folgende Gedicht wirft ein sehr interessantes Licht auf eine zunĂ€chst scheinbar reisefeindliche Haltung. WĂ€hrend zunĂ€chst der Eindruck erweckt wird, die Heimat halte alles bereit, was man fĂŒr Erlebnisse braucht, wird das am Ende doch als SchwĂ€rmerei abgetan und man möchte neue Erlebnisse fernab vom Gewohnten.
Gefunden haben wir das Gedicht z.B. hier.
Inzwischen gibt es ein Video dazu, das zeigt, wie man bei einer Klausur möglichst die maximale Punktzahl herausholt â bis hin zu Zusatzpunkten:
Video und Dokumentation
Letzte Tipps vor dem Abitur
- Aufgabe sorgfĂ€ltig lesen und in Teilaufgaben zerlegen â zum Abhaken
- UngefÀhren Zeitplan aufstellen
- ĂuĂere Form erst mal weglassen â aber Platz lassen und Merkzettel!
- Einleitungssatz: Platz fĂŒrs Thema lassen, evtl. spĂ€ter eintragen
- Analyse der Strophen: AktivitÀten des lyrischen Ichs im PrÀsens
keine reine Wiedergabe - KĂŒnstlerische Mittel und Stoff fĂŒr Aufgabe 2 sammeln
evtl. schon beim Inhalt erwĂ€hnen, wenn bsd. wichtig - Zusammenfassung der Aussagen: Hilfsformulierung: Das Gedicht zeigt âŠ
- KĂŒnstlerische Mittel möglichst zusammenfassend und mit UnterstĂŒtzung der Aussagen
- Auf mögliche Zusatzpunkte achten: Verbinden mit anderen Ergebnissen des Unterrichts, evtl. ĂŒber das Gedicht hinausgehen, z.B. kreative Idee
- Am Ende Klausur noch mal sorgfĂ€ltig lesen, dafĂŒr ist der Zeitplan da.
Auszug aus der Dokumentation
ĂuĂere Form
Reim: zwei Kreuzreime nacheinander, dementsprechend ein Wechsel von mĂ€nnlichen und weiblichen VersschlĂŒssen
Strophe 1
â
â
Strophe 2
â
Strophe 3
â
Anmerkungen zur 3. Strophe
Diese Strophe beschĂ€ftigt sich mit dem Ende des Tages und macht deutlich, dass die GefĂŒhle nicht mit der Sonne untergehen. Offensichtlich geht es bei den âFabelhaften Inselnâ um innere Welten der Fantasie. Am Ende geht das Lyrische Ich sogar noch einen Schritt weiter, indem es von einer âGötterbahnâ spricht, d.h. das innere Erleben geht sogar ĂŒber das rein Irdische hinaus.
Strophe 4
Anmerkungen zur 4. Strophe
Zusammenfassung â Intention
KĂŒnstlerische Mittel:
- 1,3: Das Bild der engen Gleise (Metapher)
- 1,6: Das Motiv des Versenkens in die Heimat
- 1,8: Wiederholung als Betonung und Vertiefung
- 2,1u2: Anapher in den ersten beiden Zeilen, ebenfalls zur Betonung und VerstÀrkung
- 2,8: Andeutung, die dem Leser SpielrÀume eröffnet
- 3,8: Neologismus, der das Reisen in göttliche SphÀren erhebt
- 4,1u2: GegensÀtze, die aber hier zusammengedacht werden, was den Eindruck des Allumfassenden vermitteln soll
- 4,6: Aufforderung und zugleich Wiederaufnahme dessen, was die Freunde in der ersten Strophe schon gesagt haben
- 4,8: SchlĂŒsselbegriff des âSchwĂ€rmensâ, das der realistischeren Situation des Reisens entgegengesetzt wird
NachtrÀge zu Frage-Aspekten des Abiturs 2021
Wir gehen jetzt noch auf Aufgabenteile der realen AbiturprĂŒfung ein, die wir selbst natĂŒrlich erst nach der ersten Veröffentlichung kennengelernt haben đ
Die Innen- und die AuĂenwelt im Gedicht:
- In der ersten Strophe bieten die Freunde ĂŒber das Reisen die AuĂenwelt an,
- wĂ€hrend das lyrische Ich sich âin die Heimat versenktâ.
- In der zweiten Strophe fĂŒhlt es sich durch die Umgebung gerĂŒhrt
- und die âSchattenâ der Erinnerung bewegen es zusĂ€tzlich.
- In der dritten Strophe fĂŒhrt das âHerzâ das lyrische Ich von der realen Umgebung zu einer inneren Welt der Fantasie.
- Dann geht es âhinanâ, in eine immer âtiefre Ferneâ â aber auch das geschieht alles innerlich.
- In der letzten Strophe geht es um âaltâ und neue JugendtrĂ€umeâ, also auch etwas Innerliches, âuferlose HimmelsrĂ€umeâ sind auch letztlich nur im Bewusstsein vorstellbar.
- â
- Dann nimmt das lyrische Ich Abstand von all dem: Es hat gemerkt, dass das âHerzâ davon âschwĂ€rmtâ, also in einer inneren Bewegung ist, die zwar schön ist, aber zunehmend auch belastet.
- Deshalb will es doch mit den Freunden in die AuĂenwelt, will sich echte âStraĂeâ und âZielâ weisen lassen, nicht mehr nur so etwas im Inneren groĂ werden lassen.
- â
- Kurz gesagt: Das Gedicht prĂ€sentiert eine tiefe innere Erfahrung mit viel Fantasie, die das lyrische Ich aber anscheinend so ĂŒberwĂ€ltigt, dass es seine Anfangsablehnung gegenĂŒber dem âreisenâ aufgibt und mitgeht.
- Letztlich ist das Reisen oder auch das Wanders anscheinend fĂŒr die Romantiker auch Flucht aus zuviel Innerlichkeit.
NachtrÀge zu Frage-Aspekten des Abiturs 2021
Novalis und das Weltall
- âWir trĂ€umen von Reisen durch das Weltall:
- ist denn das Weltall nicht in uns?
- Die Tiefen unseres Geistes kennen wir nicht. â
- Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg.
- In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.
- Die AuĂenwelt ist die Schattenwelt, sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich.
- Jetzt scheint es uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos,
- aber wie ganz anders wird es uns dĂŒnken, wenn diese Verfinsterung vorbei, und der Schattenkörper hinweggerĂŒckt ist.
- Wir werden mehr genieĂen als je, denn unser Geist hat entbehrt.â
ErlÀuterungsversuch:
- Novalis geht aus von dem Traum des Menschen, in fernstmögliche Welten , nÀmlich durch das Weltall aufzubrechen .
- Das stellt er radikal in Frage, indem er die wohl rhetorische Frage stellt, ob das Weltall nicht in uns Menschen ist.
- Er spricht von âTiefen des Geistesâ in uns.
- Und er schlĂ€gt statt der âFernstreisenâ eine Wanderung in das eigene Innere vor.
- Alles, behauptet er, sei eigentlich in uns Menschen selbst.
- Er wertet die AuĂenwelt sogar als âSchattenweltâ ab und stellt ihr das eigene Lichtreich entgegen.
- Zur Zeit leben wir fĂŒr Novalis in einer Scheinwelt, die uns das Wahre verbirgt.
- Er deutet eine Zukunft an, in der der âSchattenkörperâ weggerĂŒckt ist
- und wir mehr âgenieĂenâ werden als wir jetzt ĂŒberhaupt vermissen.
- Das passt natĂŒrlich zum Gedicht, denn dort wird ja auch der innere Reichtum beschrieben und
- als belastend empfunden.
- Wenn man Novalis ernstnimmt, ist der Aufbruch mit den Freunden am Ende nur eine Scheinlösung, die nicht von Dauer sein kann.
- Das wirklich Wichtige steckt im Menschen selbst.
â - Kritische Anmerkung: Das erinnert zum Teil an eine Art himmlische Erlösung in höhere Welten hinein.
- Zum anderen ĂŒbersieht Novalis völlig, in welche AbgrĂŒnde Menschen auch blicken können, wenn sie zu sehr in sich hineinblicken.
- Auf jeden Fall hat er aber recht, dass reine Flucht-TrÀume ins Weltall hinein keine Erlösung darstellen, denn man nimmt sich selbst immer mit.
- Die Wahrheit liegt also in der Mitte: Das Gedicht ĂŒbertreibt mit dem Leiden am Inneren â Novalis ĂŒbertreibt mit dem Genuss des Inneren.
Anregung:
Vergleichen kann man das Gedicht zum Beispiel mit diesem vom gleichen Autor:
Gefunden haben wir das folgende Gedicht hier:
Auf die Reise
- Um Mitternacht, auf pfadlos weitem Meer,
- Wann alle Lichter lÀngst im Schiff erloschen,
- Wann auch am Himmel nirgends glÀnzt ein Stern,
- Dann glĂŒht ein LĂ€mpchen noch auf dem Verdeck,
- Ein Docht, vor WindesungestĂŒm verwahrt,
- Und hÀlt dem Steuermann die Nadel hell,
- Die ihm untrĂŒglich seine Richtung weist.
- Ja! wenn wirâs hĂŒten, fĂŒhrt durch jedes Dunkel
- Ein Licht uns, stille brennend in der Brust.
Das Gedicht ist interessant, deshalb werden wir auf einer eigenen Seite noch genauer darauf eingehen.
https://schnell-durchblicken.de/ludwig-uhland-auf-die-reise
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Reisegedichte â unterwegs sein
https://textaussage.de/reisegedichte-themenseite
â - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos