Vergleich von Hilde Domin, „Vorsichtige Hoffnung“ und Günter Kunert, „Häuser an der Spree“ (Mat6177)

Worum es hier geht:

Weil dieser Vergleich im Abitur 2021 eine Rolle gespielt hat, schauen wir mal, was man auf die Schnelle dazu sagen kann:

Zunächst das Gedicht von Hilde Domin

Das Gedicht haben wir hier gefunden.

  1. Zunächst muss man den Titel ernst nehmen, der die Aussage weitgehend bestimmt: Es geht um „Hoffnung“, auch wenn sie noch mit Vorsicht zu genießen ist.
  2. Am Anfang geht es um so etwas wie Krieg und Zerstörung.
  3. Dem wird der Kontrast der Friedenstauben entgegengesetzt.
  4. Diese werden rein animalisch gesehen, sie tun was, was ihrer Natur entspricht, und nisten auch auf menschlichen Gräbern.
  5. Dann geht es um den ständigen Neuaufbau, der zum menschlichen Leben gehört wie die Zerstörung.
  6. Dabei wird deutlich, was die überaus fleißigen Menschen von den Tauben unterscheidet: Sie bauen Häuser, die keine Rücksicht nehmen auf Tauben, also die Natur. Und die Menschen vergessen immer das, was am Wichtigsten ist, „die äußerste Stunde“, das, was im Leben wirklich wichtig ist und wo man alles braucht, um sie zu bewältigen.
  7. Die vorsichtige Hoffnung besteht dann darin, dass die Tauben zumindest die Ruinen nutzen können, dort haften ihre Füße nämlich dann – und dann Kinder zumindest verstecken spielen können in den Trümmern.
  8. Endlich sind Mensch und Tier friedlich vereint.
Nun zu dem Prosatext von Kunert:

Wir haben ihn mit der Aufgabenstellung für den Vergleich hier gefunden.

  1. Ausgangspunkt ist das „Sprechen der Steine“ zum Ich-Erzähler.
  2. Das beschränkt sich aber auf die „von Erfahrung brüchigen“
  3. Selbst die Trümmer werden als „Zeichen gelebten Lebens“ gesehen und gewürdigt.
  4. Was für den Menschen bleibt, ist dieser kurze Kontakt der Begegnung und der gegenseitigen Würdigung, was letztlich ein Abschiednehmen ist, da der „Umbau und Verschleiß der Welt“ sich ständig beschleunigt.
Vorläufiger Vergleich:
  1. In beiden Texten geht es um „Brüchigkeit“:
    • bei Domin ist es eine offensichtlich unnötige, möglicherweise durch Krieg und andere falsche Entscheidungen herbeigeführt.
    • bei Kunert ist es eine, die zum Leben gehört und sich gar nicht vermeiden lässt.
  2. Bei Domin gibt
    • es die Hoffnung, dass sich nach dem Verfall und angesichts der Ruinen wenigstens etwas Menschlichkeit bzw. Natürlichkeit durchsetzt – mit ungewisser Zukunft.
    • Bei Kunert geht es eher um das Erleben, die Geschichte der Menschen und Häuser. Er bedauert, dass die alten Häuser als Zeichen gelebten Lebens jetzt durch Beton ersetzt werden und man eben Abschied nehmen muss von diesen Gebäuden und dem in ihnen sichtbaren Leben.
  3. Insgesamt
    • sieht Domin wohl eher das Fehlverhalten des Menschen und hofft auch etwas, das überbleibt, wobei die Tauben als Vertreter der Natur sicherlich mehr Zukunft haben als Kinder, die in Trümmern spielen und nichts haben als ihre Jugend.
    • Bei Kunert geht es eher um den Gegensatz zwischen dem Alten, von Erfahrung und Leben Gesättigten, und dem Neuen, das nur grau und von Beton ist. Aber im Abschied steckt eben auch etwas Positives, nämlich die Wahrnehmung. Es ist ein Plädoyer für Achtsamkeit, weniger eines der Kritik.

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