Worum es hier geht:
Seit längerem gibt es schon ein Video zum 1. Teil des Romans „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink.
https://schnell-durchblicken.de/video-kapitel-uebersicht-roman-der-vorleser
Jetzt kommen wir endlich dazu, auch den zweiten Teil in einem Video zu beschreiben.
Hier schon mal eine Vorschau auf die Kapitel-Übersicht.
Darunter dann die Dokumentation, die auch den ersten Teil beschreibt.
Das Video selbst ist hier zu finden:
Sprungmöglichkeit zu den einzelnen Clips:
0:00 Thema 0:52 Rückblick auf Video Teil 1 1:10 Voraussetzungen von Teil 2 4:42 Kap 1: Abnabelungsversuch 6:40 Kap 2: Seminar mit Prozess 8:27 Kap 3: Konfrontation mit Hanna im Gerichtssaal 9:10 Kap 4: Hannas Verhalten und Michaels Reaktion 11:45 Kap 5: Anklage: Selektion und Bombennacht 12:52 Kap 6: Hannas Verhalten 13:48 Kap 7: Konflikt mit Mit-Angeklagten 15:21 Kap 8: Lektüre des Buches der Tochter 18:18 Kap 9: Streit um Bericht, Hannas Kapitulation 19:32 Kap 10: Hannas Geheimnis und seine Bedeutung 21:00 Kap 11: Michael wird zum „Mitentscheider“ 22:52 Kap 12: Gespräch mit dem Vater – Verantwortung 24:15 Kap 13: Zwischen Erinnerung und Fantasie/Medien 26:15 Kap 14: Besuch KZ Struthof – Autofahrer – Offizier 27:15 Kap 15: Besuch 2 KZ – Mann mit dem Holzbein 29:30 Kap 16: Gespräch mit dem Richter statt mit Hanna 32:10 Kap 17: Urteil und Hannas Reaktion 33:00 Abspann und Dokumentation
Hier nun die Dokumentation:
Mat7211-2 Kapitel-Übersicht Roman Der Vorleser Schlink Teil 2 pcf2
Schritt 1: Die Voraussetzungen aus Teil 1
- Hanna Schmitz kümmert sich fürsorglich um den 15-jährigen Michael Berg, als dieser einen Anfall von Gelbsucht erleidet.
- Zwischen Hanna und Michael entwickelt sich eine sexuelle Beziehung.
- Michael ist beeindruckt von Hannas Weltvergessenheit.
- Die Beziehung der beiden ist sehr unterschiedlich: Michael ist verliebt, während Hanna aus der Situation herauslebt.
- Hanna ist gegen Michael Schulschwänzen und verhält sich sehr autoritär.
- Ein neues Ritual entsteht: Michael liest Hanna vor.
- Hanna ist Analphabetin und überlässt deswegen Michael die Organisation von gemeinsamen Unternehmungen.
- Hanna wird als die Stärkere in der Beziehung dargestellt, Michael ordnet sich unter.
- Im Laufe der Zeit wendet sich Michael seiner Klasse und Sophie zu und beginnt, Hanna zu verraten.
- Hanna merkt, dass die Beziehung sich verändert und die beiden keine gemeinsame Lebenswelt haben.
- Hanna kündigt ihre Stelle bei den Straßenbahnen, da ihr der Posten einer Fahrerin angeboten wurde, was für sie als Analphabetin jedoch problematisch ist.
- Am Ende des ersten Teils des Romans ist Hanna weg und Michael fühlt sich schuldig.
Auswertung Kapitel 1:
Erscheinungsbild Hannas: Nach Hannas Weggang aus der Stadt benötigt Michael Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass sie nicht mehr da ist. Er gewöhnt sich daran, Bücher anzusehen und aufzuschlagen, ohne sich zu fragen, ob sie zum Vorlesen geeignet wären. Sein Körper sehnt sich nicht mehr nach ihr.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Michael erinnert sich an die Schulstunden, in denen er nur von ihr träumte. Das Gefühl der Schuld verliert sich mit der Zeit. Er vermeidet ihr Haus und nimmt andere Wege. Die Erinnerung an sie begleitet ihn nicht mehr.
Schlüsselzitate:
„Ich vermied ihr Haus, nahm andere Wege, und nach einem halben Jahr zog meine Familie in einen anderen Stadtteil.“
„Aber irgendwann hörte die Erinnerung an sie auf, mich zu begleiten. Sie blieb zurück, wie eine Stadt zurück bleibt, wenn der Zug weiterfährt.“
Auswertung Kapitel 2:
Erscheinungsbild Hannas: Michael sieht Hanna im Gerichtssaal wieder.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Das Kapitel beschreibt Michaels Teilnahme an einem Seminar über die NS-Vergangenheit und die Auseinandersetzung mit Schuld und Verantwortung. Sein Vater will nicht über sich reden.
Schlüsselzitate:
„Ich sah Hanna im Gerichtssaal wieder.“
„Mein Vater wollte nicht über sich reden.“
Auswertung Kapitel 3:
Erscheinungsbild Hannas: Hanna sitzt mit dem Rücken zu Michael. Er erkennt sie erst, als sie aufgerufen wird. Er nimmt ihre Gestalt, ihren Kopf mit dem Knoten im Haar, ihren Nacken, ihren breiten Rücken und ihre kräftigen Arme wahr. Sie hält sich gerade und steht fest auf beiden Beinen. Sie trägt ein graues Kleid mit kurzen Ärmeln.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Michael fühlt nichts, als er sie erkennt. Er erschrickt, als er merkt, dass er Hannas Haft als natürlich und richtig empfunden hat. Er will sie weit weg von sich haben.
Schlüsselzitate:
„Ich erkannte sie, aber ich fühlte nichts. Ich fühlte nichts.“
„Ich merkte, dass ich Hannas Haft als natürlich und richtig empfunden hatte.“
Auswertung Kapitel 4:
Erscheinungsbild Hannas: Hanna vermeidet es, ins Publikum und zu Michael hinzusehen. Sie wirkt hochmütig und spricht kaum mit den anderen Angeklagten oder ihrem Anwalt. Wenn es um sie geht, hält sie den Kopf besonders hoch. Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt, rollt sie die Schultern nach vorne und der Nacken schwillt an. Sie sitzt wie gefroren. Manchmal stiehlt sich eine Haarsträhne aus dem Knoten und streicht über ihren Nacken. Manchmal trägt sie ein Kleid, das das Muttermal an ihrer linken Schulter zeigt.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Michael fühlt während der Gerichtsverhandlung nichts, sein Gefühl ist wie betäubt. Er provoziert es gelegentlich, indem er sich Hanna deutlich vorstellt. Er steht auch bei allem anderen neben sich und sieht sich zu.
Schlüsselzitate:
„Ich las ihren Kopf, ihren Nacken, ihre Schultern.“
„Während der wochenlangen Gerichtsverhandlung fühlte ich nichts, war mein Gefühl wie betäubt.“
Auswertung Kapitel 5:
Die Anklage gegen Hanna und die anderen Angeklagten wird verlesen. Hanna ist die Angeklagte zu vier. Die fünf angeklagten Frauen waren Aufseherinnen in einem kleinen Lager bei Krakau gewesen, einem Außenlager von Auschwitz. Ein Anklagepunkt gilt ihrem Verhalten in Auschwitz, tritt aber hinter den anderen Anklagepunkten zurück. Der eine Hauptanklagepunkt galt den Selektionen im Lager, der andere der Bombennacht, mit der alles zu Ende ging.
Auswertung Kapitel 6:
Erscheinungsbild Hannas: Hanna macht auf das Gericht keinen guten Eindruck. Sie widerspricht, wo sie meint, ihr geschehe Unrecht, und gibt zu, was ihres Erachtens zu Recht behauptet wird. Sie hat kein Gefühl für den Kontext und die Regeln, nach denen gespielt wird. Sie wird zu den Selektionen im Lager vernommen.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Hanna stellt dem Vorsitzenden Richter eine Frage, was er gemacht hätte.
Schlüsselzitate:
„Wo sie meinte, ihr geschehe Unrecht, widersprach sie, und sie gab zu, was ihres Erachtens zu Recht behauptet und vorgeworfen wurde.“
„Ich habe … ich meine … Was hätten Sie denn gemacht?“
Auswertung Kapitel 7:
Hanna gibt bereitwillig zu, was für ihre eigene und die Verteidigung der anderen Angeklagten fatal ist. Die Verteidiger der anderen Angeklagten nutzen Hannas Verhalten aus, um sie zu belasten und die anderen zu entlasten. Die Tochter der Überlebenden erinnert sich, dass Hanna Lieblinge hatte, denen sie vorgelesen hat. Hanna dreht sich um und sieht Michael an.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Ihr Blick findet Michael sofort, und so merkt er, dass sie die ganze Zeit gewusst hat, dass er da war. Ihr Gesicht bittet um nichts, wirbt um nichts, versichert oder verspricht nichts. Michael erkennt, wie angespannt und erschöpft sie ist.
Schlüsselzitate:
„Ihr Blick fand mich sofort, und so merkte ich, dass sie die ganze Zeit gewusst hatte, dass ich da war.“
„Ihr Gesicht bat um nichts, warb um nichts, versicherte oder versprach nichts. Es bot sich dar.“
Auswertung Kapitel 8:
Die deutsche Fassung des Buches der Tochter erscheint erst nach dem Prozess. Während des Prozesses war das Manuskript nur den Prozessbeteiligten zugänglich. Hanna kommt im Buch weder mit Namen noch sonst erkennbar vor. Das Lager bei Krakau war für Mutter und Tochter die letzte Station nach Auschwitz.
Auswertung Kapitel 9:
Die Angeklagten werden gefragt, warum sie die Kirche nicht aufgeschlossen haben. Eine Angeklagte nach der anderen gibt dieselbe Antwort. Bis die behäbig gehässige Angeklagte sagt, Hanna habe den Bericht geschrieben. Hanna gibt zu, den Bericht geschrieben zu haben.
Schlüsselzitat:
„Sie hat den Bericht geschrieben. Sie ist an allem schuld, sie allein, und mit dem Bericht hat sie das vertuschen und uns reinziehen wollen.“
„Ich gebe zu, dass ich den Bericht geschrieben habe.“
Auswertung Kapitel 10:
Michael erinnert sich nicht an die freitäglichen Seminarsitzungen. Er erinnert sich an die Sonntage, an denen er in der Natur war. Er findet die Stelle im Wald wieder, wo sich ihm Hannas Geheimnis enthüllte. Hanna konnte nicht lesen und schreiben.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Michael versteht jetzt, warum Hanna sich so verhalten hat. Er fragt sich, ob Hannas Motiv die Angst vor Bloßstellung war. Er bleibt schuldig.
Schlüsselzitat:
„Hanna konnte nicht lesen und schreiben.“
„Also blieb ich schuldig. Und wenn ich nicht schuldig war, weil der Verrat einer Verbrecherin nicht schuldig machen kann, war ich schuldig, weil ich eine Verbrecherin geliebt hatte.“
Auswertung Kapitel 11:
Indem Hanna zugibt, den Bericht geschrieben zu haben, haben die anderen Angeklagten leichtes Spiel. Hanna kämpft weiter, gibt zu, was stimmt, und bestreitet, was nicht stimmt. Schließlich gibt sie auf.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Für Michael geht die Verhandlung nicht zu Ende, sondern beginnt. Er ist Zuschauer gewesen und plötzlich Teilnehmer geworden.
Schlüsselzitat:
„Für mich ging die Verhandlung nicht zu Ende, sondern begann. Ich war Zuschauer gewesen und plötzlich Teilnehmer geworden, Mitspieler und Mitentscheider.“
Auswertung Kapitel 12:
Erscheinungsbild Hannas: Obwohl Hanna in diesem Kapitel nicht direkt präsent ist, wird ihre Persönlichkeit indirekt durch Michaels Gedanken und Erinnerungen beleuchtet. Es wird deutlich, dass Hanna eine starke Wirkung auf Michael hat und er versucht, ihre Motive und ihr Verhalten zu verstehen. Sie wird als rätselhaft und schwer fassbar dargestellt, was Michaels moralische Fragen und seine Suche nach Antworten weiter verstärkt. Ihr Interesse an der Bibliothek des Vaters lässt erahnen, dass sie sich nach Bildung sehnt. Sie streicht mit dem Finger über die Buchrücken, was eine gewisse Sehnsucht nach Wissen andeutet, die sie aber nicht offen zeigen kann.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Michael sucht Rat bei seinem Vater, um seine moralischen Konflikte im Zusammenhang mit Hanna zu bewältigen. Er versucht zu verstehen, ob er handeln muss oder darf und wie er mit seiner Schuld umgehen soll. Das Gespräch mit seinem Vater hilft ihm zu erkennen, dass er nicht mit dem Richter reden darf, was ihn erleichtert. Er denkt darüber nach, ob er mit Hanna über ihre Lebenslüge sprechen soll.
Schlüsselzitate:
„Ich beschloss, mit meinem Vater zu reden.“
„Mit Hanna reden? Was sollte ich ihr sagen? Dass ich ihre Lebenslüge durchschaut hatte? Dass sie drauf und dran war, ihr ganzes Leben dieser dummen Lüge zu opfern?“
„Ich habe dir nicht helfen können.“ / „Als Vater finde ich die Erfahrung, meinen Kindern nicht helfen zu können, schier unerträglich.“
Auswertung Kapitel 13:
Michael beschließt wegzufahren. Er will die Klischees mit der Wirklichkeit austreiben.
Schlüsselzitat:
„Ich bin dann doch noch zum Vorsitzenden Richter gegangen. Zu Hanna zu gehen schaffte ich nicht. Aber nichts zu tun hielt ich auch nicht aus.“
Auswertung Kapitel 14:
Erscheinungsbild Hannas: In diesem Kapitel ist Hanna nicht direkt präsent, aber Michael erlebt eine Auseinandersetzung mit einem Fremden, der seine Vorstellungen von Tätern und Opfern im Nationalsozialismus in Frage stellt. Die Begegnung verstärkt Michaels Verwirrung und seine Unfähigkeit, Hanna einzuordnen. Er besucht das Konzentrationslager Struthof, um seine Klischees mit der Realität abzugleichen, was ihm jedoch nicht gelingt.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Michael versucht, Hannas Verbrechen zu verstehen und gleichzeitig zu verurteilen, was ihm jedoch nicht gelingt. Er ringt mit der Frage, wie er Hanna verstehen kann, ohne sie zu verraten.
Schlüsselzitate:
„Ich wollte Hannas Verbrechen zugleich verstehen und verurteilen. Aber es war dafür zu furchtbar.“
„Wenn ich versuchte, es zu verstehen, hatte ich das Gefühl, es nicht mehr so zu verurteilen, wie es eigentlich verurteilt gehörte. Wenn ich es so verurteilte, wie es verurteilt gehörte, blieb kein Raum fürs Verstehen.“
„Aber zugleich wollte ich Hanna verstehen; sie nicht zu verstehen bedeutete, sie wieder zu verraten.“
Auswertung Kapitel 15:
Erscheinungsbild Hannas: Auch in diesem Kapitel ist Hanna nicht physisch anwesend. Ihre Abwesenheit und Michaels Unfähigkeit, sich ihr Leid und ihre Taten vorzustellen, prägen jedoch das Kapitel. Er fährt noch einmal zum Struthof und versucht vergeblich, sich das Lagerleben vorzustellen. Er erinnert sich an seinen vergeblichen Versuch, sich ein volles Lager und Häftlinge und Wachmannschaften und das Leiden konkret vorzustellen.
Beziehung zwischen Hanna und dem Ich-Erzähler: Michael scheitert an dem Versuch, sich die Welt der Lager vorzustellen, und ist innerlich leer. Er will sich sowohl dem Verstehen als auch dem Verurteilen stellen, aber beides geht nicht.
Schlüsselzitate:
„In mir fühlte ich eine große Leere, als hätte ich nach der Anschauung nicht da draußen, sondern in mir gesucht und feststellen müssen, dass in mir nichts zu finden ist“.
„Beidem wollte ich mich stellen: dem Verstehen und dem Verurteilen. Aber beides ging nicht“.
Auswertung Kapitel 16:
Michael geht zum Vorsitzenden Richter. Er will ein Fehlurteil verhindern und dafür sorgen, dass Gerechtigkeit geschieht. Der Vorsitzende Richter kennt die Seminargruppe.
Schlüsselzitat:
„Ich konnte Hanna nicht lassen, wie sie war oder sein wollte. Ich musste an ihr rummachen, irgendeine Art von Einfluss und Wirkung auf sie haben, wenn nicht direkt, dann indirekt.“
Auswertung Kapitel 17:
Hanna bekommt lebenslänglich. Die anderen bekommen zeitliche Freiheitsstrafen. Hanna trägt ein schwarzes Kostüm und eine weiße Bluse, und der Schnitt des Kostüms und die Krawatte zur Bluse lassen sie aussehen, als trage sie eine Uniform. Sie hört stehend zu, in gerader Haltung und ohne jede Bewegung. Sie schaut geradeaus und durch alles hindurch.
Schlüsselzitat:
„Sie trug ein schwarzes Kostüm und eine weiße Bluse, und der Schnitt des Kostüms und die Krawatte zur Bluse ließen sie aussehen, als trage sie eine Uniform.“
„Ein hochmütiger, verletzter, verlorener und unendlich müder Blick. Ein Blick, der niemanden und nichts sehen will.“
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Der Vorleser, Roman von Bernhard Schlink
https://textaussage.de/schlink-vorleser-themenseite
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos