Werner Bergengruen, „Das Warenhaus“ (Mat8577)

Worum es hier geht

An das Support-Team von
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ist die Bitte herangetragen worden, sich mal das Gedicht „Das Warenhaus“ von Werner Bergengruen anzuschauen.

Da wir immer auf der Suche nach Herausforderungen sind, haben wir das gerne gemacht und Folgendes herausgefunden.

Noch ein Vorbemerkung:
Gefunden haben wir das Gedicht hier:
Aus Urheberrechtsgründen präsentieren wir hier nur in kursiver Schrift immer den Anfang der Verszeilen, damit unsere eingerückten Erklärungen nachvollzogen werden können.

Das Warenhaus

  1. Rasiert …
  2. sonst …
  3. Du ahnst …
  4. er hütet …
    • Das Gedicht nähert sich dem im Titel angegebenen Thema über den Portier, also eine Institution wie bei einem Hotel, was es heute bei Warenhäusern nicht mehr gibt.
    • Hervorgehoben wird der Gegensatz zwischen dem persönlichen Nichts und der Größe, die dieser Angestellte aus dem Warenangebot zieht.
  5. Sibirien
  6. Meer!
  7. Er weiß
  8. hier alles
    • Die nächsten vier Zeilen machen dann mit vier geographischen Begriffen deutlich, dass die ganze Welt sich hier mit ihren Waren präsentiert.
    • Die Vielzahl wird durch die Wiederholung des Wortes „alles“ besonders hervorgehoben.
  9. Hier
  10. Prachtbände
  11. Korbmöbel
  12. und kränken
    • In den Zeilen 9-12 werden verschiedene Elemente des Angebots genannt.
    • Sie werden zum Teil aber mit negativen Attributen verbunden, zum einen durch die Verbindung des Wortes „verblassen“  mit „golden“.
    • Zum anderen ist sogar von Drohen und Kränken die Rede, was einfache Korbsessel angeht.
    • Das hat natürlich mit diesen Gegenständen nichts zu tun, sondern soll die Reaktion Wirkung auf einen anscheinend überforderten Besucher des Kaufhauses deutlich machen.
  13. Knallrot
  14. wächserne
  15. und präsentieren
  16. starr mit
    • In den Zeilen 13-16 geht es dann um so etwas wie Schaufensterpuppen,
    • bei denen vor allem das Starre, das Gespenstische und ein lediglich eingefrorenes Lächeln rüberkommt.
  17. Du stehst
  18. Leihbüchereien
  19. Sporthemden
  20. Teeräumen
    • Noch einmal werden Teile des Angebots aufgeführt,
    • aber sie werden gewissermaßen überdacht durch die Eingangsbemerkung, dass man als Besucher regelrecht geknickt ist.
  21. Blitzblanke
  22. Sparherde
  23. (Ein Fräulein
  24. an Hand
    • Diese vier Zeilen gehen es in den Bereich, in dem das Kulinarische mit Musikalischem verbunden ist.
    • Aber auch hier stellt die Musik eher Krach dar und wird das Spiel der Klavierspielerin auch nicht gerade in den höchsten Tönen gelobt.
  25. Die Menge
  26. zwölf Grammophone
  27. Du gehst
  28. und stürzest
    • In diesen Zeilen wird deutlich gemacht, dass man so überfordert und verwirrt ist,
    • dass man sich nicht nur treiben lässt,
    • sondern regelrecht in die nächste Abteilung stürzt.
  29. Du merkst
  30. hier ist’s
  31. und jeder
  32. Mitbürger
    • Diese Zeilen betonen, besonders, dass so ein Warenhaus eine geordnete Welt zeigt,
    • die es zum einen in der Wirklichkeit nicht gibt
    • und die ihre ganzen Schätze vor allem denen anbietet,
    • die genug Geld haben.
  33. Die Rechnung
  34. du stehst
  35. und siehst
  36. die ganze
    • In diesen Zeilen geht es ins Religiöse.
    • Präsentiert wird der Kontrast zwischen der scheinbaren Ordnung der Kauf- und Rechnungswelt und der grandiosen Wirklichkeit.
    • Die wird hier in gewisser Weise in Waren aufgelöst,
    • also eigentlich verkleinert, leicht zu wenig gemacht.
  37. Und diesem
  38. indes der
  39. und voll
  40. nach irgendetwas
    • Diese Zeilen zeigen dann die Reaktion des Besuchers,
    • der das Ganze nur noch als Fluch empfindet
    • und voller Verzweiflung nach etwas sucht,
    • was das riesige, aber letztlich doch geringe Angebot des Warenhauses übersteigt.
  41. Umsonst. Und durch dein fieberwirres Fragen
  42. versickerst’s dumpf: Geist … ideeller Wert …
  43. Dann wankst du fort, verwelkt, zermürbt, zerschlagen,
  44. und bist zum Glauben des Portiers bekehrt.
    • Die letzten Zeilen zeigen dann den negativen Endstand dieses Warenhausbesuches.
    • Statt sich hier mit Geist und Idealen zu beschäftigen,
    • fühlt man sich auf das am Anfang des Gedichts genannte Bewusstsein des Portes reduziert.

 

Insgesamt ein Gedicht,

  • das deutliche Kritik übt an der gewissermaßen bewirtschafteten und leicht zugänglich gemachten Schöpfung, wenn man nur das nötige Geld hat.
  • Diese Kritik dürfte sich bei Bergengruen aber nicht aus linken Theorien speisen,
  • sondern sie ist wohl eher ein Rückgriff auf einen mehr als ein Jahrhundert zurückliegenden Idealismus (Romantik und Weimarer Klassik),
    Interessante Hinweise dazu finden sich hier.
  • der seinen Reiz und seine Wirkung in der Zeit von Industrialisierung und Kapitalismus verloren hat
  • und hier nur angedeutet wird.
  • Was er wirklich mehr zu bieten hat, muss der Leser wohl sich selbst beantworten.
  • Das ist natürlich eine reizvolle Aufgabe.

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