Wie erkennt man das Thema und die Motive eines Gedichtes: Eichendorff, „Mondnacht“ (Mat2153)

Worum es hier geht:

Gedichte sind schon schwierig genug. Wenn man dann herausgefunden hat, worum es ungefähr geht, soll man auch noch das Thema benennen und die zentralen Motive herausarbeiten.

Wir zeigen das hier mal an einem Gedicht von Eichendorff.

Das Thema
  • Das Thema ist immer die Fragestellung, die hinter einem Text steht und die er zu klären versucht.
  • Man fragt also zum Beispiel einfach: Was für eine Frage klärt der Text? Oder: versucht er zu klären? Mit welchem Problem beschäftigt er sich?
  • Die Antwort formuliert man dann nach der Analyse als „Aussage“ oder „Intentionalität“ (das, worauf der Text hinausläuft, was er zeigt).
Motive
  • Motive in der Literatur haben wenig mit den Motiven zum Beispiel eines Mörders zu tun. Allerdings gibt es auch Gemeinsamkeiten, es geht nämlich beim Mörder um die Beweggründe – und in der Literatur sind das Elemente, die für den Text und seine Aussage wichtig sind.
Herausarbeitung von Thema und Motiven in diesem Gedicht

Dann schauen wir uns das Gedicht mal an und klären beide Fragen nach und nach:

Mondnacht

  • Erster Ansatz: Es geht um eine Mondnacht (das ist aber noch keine Frage, sondern nur der sog. „Gegenstand“, das, was man sich genauer ansieht oder beschreibt.

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst‘.

  • Thema genauer: Es geht um die Schönheit einer Mondnacht, das Romantische, das man dabei empfinden kann.
  • „träumen“ ist ein typisches Motiv der Romantik, also ein Element, was typisch ist für die Zeit.
  • Zu einem „Leitmotiv“ in diesem Gedicht wird es aber erst, wenn es mehrfach auftaucht.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

  • Das Thema verändert sich hier nicht.
  • Aber man merkt, dass sich etwas wiederholt und anscheinend für das Gedicht wichtig ist:
  • „still“ und „sacht“ und „leis'“ lassen sich unter „behutsam“ zusammenfassen.
  • Auch „Nacht“ und „Wald“ sind wiederkehrende Motive in der Romantik.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

  • Das Thema erweitert sich hier auf das Lyrische Ich, was dieser Abend mit ihm macht.
  • Der Eindruck eines Motives des „Behutsamen“ verstärkt sich, indem noch einmal „still“ erwähnt wird.
  • „Fliegen“ und „nach Hause“ könnten Motive sein – aber nur im Vergleich mit anderen Gedichten Eichendorffs, wenn sie dort auch eine Rolle spielen.
  • Ein typisches Motiv bei Eichendorff ist das der himmlischen Heimat, die hier gemeint sein könnte. Das muss aber nicht sein. In solch einem Falle würde man das in einer Interpretation auch auch Möglichkeit bezeichnen.

Also:

  1. Das Thema des Gedichtes ist der Eindruck, den eine Mondnacht auf den Menschen machen kann oder macht – und die Wirkung, die sich dabei auf ihn ergibt.
  2. Was Motive angeht, geht es vor allem um das „Stille“ und auch das „Sanfte“, was ja eine Spielart der Liebe ist.

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