Wilhelm Busch, „Verwunschen“ – Inhaltsangabe, Kritik und kreative Anregung

Worum es hier geht:

Balladen sind besonders gut geeignet, um dazu Inhaltsangaben zu verfassen – denn es handelt sich ja um eine mehr oder weniger dramatische Handlung, wie wir im Folgenden zeigen.

Text der Ballade

Wilhelm Busch

Verwunschen

  1. Geld gehört zum Ehestande,
  2. Hässlichkeit ist keine Schande,
  3. Liebe ist beinah absurd.
  4. Drum, du nimmst den Junker Jochen
  5. Innerhalb der nächsten Wochen!“ –
  6. Also sprach der Ritter Kurt.
    • Der Ritter Kurt zwingt jemanden, einen Junker Jochen zu heiraten.
  7. „Vater“, flehte Kunigunde,
  8. „Schone meine Herzenswunde,
  9. Ganz umsonst ist dein Bemühn.
  10. Ja, ich schwör’s bei Erd und Himmel,
  11. Niemals nehm‘ ich diesen Lümmel,
  12. Ewig, ewig hass‘ ich ihn!“
    • Die angesprochene Tochter erklärt klar und deutlich, dass sie den Ritter, den sie offensichtlich verachtet, heiraten werde. Sie hasste ihn sogar.
  13. „Nun, wenn Worte nicht mehr nützen,
  14. Dann so bleibe ewig sitzen,
  15. Marsch mit dir ins Burgverlies!“
  16. Zornig sagte dies der Alte,
  17. Als er in die feuchte, kalte
  18. Kammer sie hinunterstieß.
    • Der Vater macht kurzen Prozess und stößt die Tochter in das Burgverlies hinunter.
  19. Jahre kamen, Jahre schwanden,
  20. Nichts im Schlosse blieb vorhanden
  21. Außer Kunigundens Geist.
  22. Dort, wo graue Ratten rasseln,
  23. Sitzt sie zwischen Kellerasseln,
  24. Von dem Feuermolch umkreist.
    • Die Jahre vergehen, das Schloss ist nicht meher da, Kunigundens Geist aber sitzt noch in der Ruine.
  25. Heut noch ist es nicht geheuer
  26. In dem alten Burggemäuer
  27. Um die Mitternacht herum.
  28. „Wehe!“ ruft ein weißes Wesen.
  29. „Will denn niemand mich erlösen?“
  30. Doch die Wände bleiben stumm.
  • Noch in der Gegenwart ist es im Bereich der Ruine nicht geheuer.
  • Typisch für Geister erscheint ein weißes Wesen zur Mitternacht und ruft nach Erlösung, worauf es aber keine Antwort gibt.

Auf dem Weg zur Inhaltsangabe

Im Folgenden zeigen wir, wie man eine Inhaltsangabe zu einer Ballade schreiben kann.

Am Anfang macht man sich klar, was in den Strophen gesagt wird:

  • Der Ritter Kurt zwingt jemanden, einen Junker Jochen zu heiraten.
  • Die angesprochene Tochter erklärt klar und deutlich, dass sie den Ritter, den sie offensichtlich verachtet, heiraten werde. Sie hasste ihn sogar.
  • Der Vater macht kurzen Prozess und stößt die Tochter in das Burgverlies hinunter.
  • Die Jahre vergehen, das Schloss ist nicht mehr da, Kunigundens Geist aber sitzt noch in der Ruine.
  • Noch in der Gegenwart ist es im Bereich der Ruine nicht geheuer.
  • Typisch für Geister erscheint ein weißes Wesen zur Mitternacht und ruft nach Erlösung, worauf es aber keine Antwort gibt.

Inhaltsangabe über die Hauptfigur

Zur Inhaltsangabe:

Am besten beginnt man mit der Hauptfigur und schließt dann die Schritte der Handlung an.

Das könnte in diesem Falle so aussehen:

  1. In der Ballade „Verwunschen“ von Wilhelm Busch geht es um ein Ritterfräulein namens Kunigunde,
  2. das von seinem Vater gezwungen werden soll, einen Junker Jochen zu heiraten.
  3. Kunigunde ist nicht dazu bereit, weil sie diesen Ritter regelrecht hasst.
  4. Daraufhin wird sie von ihrem Vater ins Burgverlies gestoßen.
  5. Die Zeit vergeht, das Schloss verschwindet, nur der Geist der unglücklichen Kunigunde erscheint immer wieder zur Mitternacht als weißes Wesen
  6. und schreit vergeblich nach Erlösung.

Kritik und kreative Idee

  • Die Ballade ist nicht lustig, wie man es vielleicht von Wilhelm Busch erwartet.
  • Sie ist aber auch nicht schaurig.
  • Die Darstellung ist sehr distanziert und lässt keine Emotionen aufkommen.
  • Ein Leser muss schon viel Mitgefühl und Fantasie mitbringen, um mit dieser Ballade etwas anfangen zu können.
  • Das könnte zum Beispiel eine Abwandlung des Schlusses sein, indem zum Beispiel die Mutter Kunigundes, die sich gegenüber ihrem harten Ehemann nicht durchsetzen konnte, die Abwesenheit Ritter Kurts nutzt, um mit ihrer Tochter zu fliehen.
  • Vielleicht ist es aber noch schöner, der Ablehnung Kunigundes noch einen zweiten Grund hinzuzufügen, nämlich ihre heimliche Liebe zu einem Knappen.
  • Der kann ihr Elend nicht mit ansehen und lässt ihr nicht nur wie sonst etwas zu essen in das Verlies hinunter, sondern auch einen Querbalken, auf dem sie sitzend von ihm hochgezogen werden kann.
  • Dann fliehen beide auf Pferden zu dem Vater des Knappen, der sich für sie einsetzt und Kunigundes Vater mehr bietet, als er beim Junker Jochen bekommen hätte.
  • So schließt sich der Kreis: Am Anfang geht es um Geld, am Ende auch, aber was bleibt, ist nicht ein Gespenst, sondern die Liebe, die eben nicht nur „absurd'“ ist, sondern auch eine Himmelsmacht.

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