Worum es hier geht:
Die Kurzgeschichte „Der Retter“ ist zunächst einmal eine herzbewegende Story, bei der man richtig mitfühlen kann.
Dazu kommt noch etwas, was besonders die Freunde von Haustieren freuen wird. Denn hier hat tatsächlich ein Hund einen Menschen gerettet, wenn auch auf sehr ungewönhliche Weise.
Außerdem ist die Geschichte sehr interessant, weil sie einen beim Schreiben einer Inhaltsangabe vor eine besondere Herausforderung stellt.
Die wir hier natürlich versuchen gut zu lösen 🙂
William M. Harg, „Der Retter“ – Geschichte von einem Hund, der eine Inhaltsangabe stört 😉
Die Geschichte haben wir u.a. hier gefunden:
https://www.learninginstitute.ch/pdfs/aufnahmepruefung-gymnasium-schaffhausen-2007-deutsch-s3.pdf
Worum es in der Geschichte geht:
Wie wir schon sagten:
William M. Hargs Kurzgeschichte „Der Retter“ ist zunächst einmal die rührende Geschichte von der Zuneigung zwischen Mensch und Hund. Allerdings ist die nicht gleich von Anfang an da, sondern muss gewissermaßen erst mal erkämpft werden.
Denn der Mann, der schließlich die treuen Augen eines Tieres kennen- und lieben lernt, ist ein Schiffbrüchiger, der sich an eine Holzplanke klammern kann und dann feststellt, dass der ungeliebte Schiffshund da auch noch drauf will.
Zunächst will er ihn abschütteln, dann merkt er, dass dieses Tier ihm in einem entscheidenden Punkt überlegen ist, nämlich in einem natürlichen Lebenstrieb, während ihn selbst die Angst vor der Aussichtslosigkeit seines Schicksals erschauern lässt.
Dann aber kommt der Techniker im Menschen durch – der immer irgendwas findet, um das Schicksal doch noch zumindest zu verzögern: In diesem Falle ist es eine Hose, mit der man sich eben auch an die Planke fesseln kann.
Da kommt der Hund nicht mit, rutscht schließlich immer häufiger ab und hat eigentlich keine Chance mehr.
Aber er hat diese treuen Augen – und die braucht der Mann, sonst würde er ganz verzweifeln.
Also wird das Hemd auch noch geopfert – und zwar diesmal für den Hund.
Jetzt könnte alles gut werden – aber der erste Frachter fährt vorbei – und der Mann versinkt in irgendwas zwischen Stumpfsinn und Ohnmacht. Was allenfalls noch zählt, sind die Augen des Hundes, ein Rest an Hoffnung.
Und dann kommt das Problem für die Inhaltsangabe.
Denn der Autor hat sich mit seinem Erzähler hier einen überaus guten „Witz“ geleistet – und das heißt hier wie früher: geistreicher Einfall.
Denn vom Stumpfsinn geht es ohne Überleitung zum Kommentar eines Arztes, der es nicht glauben kann, dass Mann und Hund sechs Tage im Meer gewesen sind.
Dann erst kommt das zweite Erstaunen, nämlich dass der Matrose (hallo: Rückblende) nicht allein gerettet werden wollte, sondern unbedingt den Hund auch bei sich behalten wollte. Es folgt der Hinweis, dass die beiden jetzt friedlich in der Koje schlafen.
Am Ende dann noch die Frage des Arztes an den Ersten Offizier, wieso ein junger Seemann, der doch sicher häufiger um sein Überleben gebangt oder gar gekämpft hat, hier so viel Wert auf einen Hund legt.
Da der Leser mehr weiß als die beiden Schiffsoffiziere, kann er die Frage für sich leicht beantworten – vor allem, wenn er den Titel der Geschichte noch im Auge hat.
Es dürfte wohl klar sein, dass der wirkliche Retter der Hund ist, denn ohne ihn wäre der Matrose wahrscheinlich verrückt geworden oder hätte sich einfach aufgegeben und sich im Wasser versinken lassen.
Noch eine weitere „Planken“-Geschichte
Für die, die gerne noch eine ganz andere Plankengeschichte haben wollen: Annette von Droste-Hülshoff hat in der Ballade „Die Vergeltung“ einen Fall beschrieben, bei dem jemand eben nicht seinen Retter mit auf die Planke lässt, sondern den, der vorher schon drauf gewesen ist, ins Meer stürzt.
Näheres findet sich hier:
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-ballade-die-vergeltung-von-annette-von-droste-huelshoff
Bleibt die Frage: Wo macht denn der Hund Probleme bei der Inhaltsangabe?
Nun ja,
wenn man schön normal anfängt:
In der Geschichte geht es um einen Matrosen, der nach dem Untergang seines Schiffes im Meer treibt und glücklich ist, eine Holzplanke zu seiner Unterstützung gefunden zu haben.
Als dann der Schiffshund mit auf die Planke will, versucht er zunächst, ihn wegzustoßen, stellt dann aber fest, dass der Hund wahrscheinlich hartnäckiger sein kann als er selbst.
Darauf kommt er auf den Gedanken, sich mit seiner Hose an die Planke zu binden, und stellt bald fest, dass der Hund dagegen nicht ankommt.
Der Matrose bindet dann aber auch das Tier mit seinem Hemd fest, weil er eingesehen hat, dass er ein lebendes Wesen neben sich braucht, um nicht alle Hoffnung zu verlieren und aufzugeben.
Und jetzt kommt die Stelle, wo man nicht plötzlich mit dem Arzt beginnen kann, sondern zunächst die Rettung einbeziehen muss:
Als die beiden dann doch noch von einem Kriegsschiff entdeckt werden, will der Matrose unbedingt, dass auch der Hund mit gerettet wird.
Während die beiden dann Arm in Arm in einer Koje schlafen, kann sich der Schiffsarzt einfach nicht vorstellen, dass dieser Mann wirklich sechs Tage im Meer überlebt hat. Außerdem wundert er sich gegenüber dem Ersten Offizier darüber, dass dieser Mann so an dem Hund hängt.
Man sieht hier also, dass der Autor mit einem besonderen Trick gearbeitet hat, denn das Wichtigste steht immer am Schluss.
In diesem Falle wird dadurch die Aufmerksamkeit genau auf die entscheidende Frage der Rettung gelenkt. Die beiden Fragen gehören nämlich zusammen und füllen das Titel-Wort „Retter“ aus. Der Mensch hat nur überleben können, weil er abgelenkt worden ist von seiner Todesangst und auch nicht allein gewesen ist. Das hat eine solche Verbundenheit erzeugt, dass er am Ende es nur für möglich und richtig hält, dass sie beide gerettet werden und zusammenbleiben.
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