Wolfgang Borchert, ein Leben mit dem Krieg und gegen ihn (Mat567-wbt)

Worum es hier geht:

Wir stellen hier wichtige Infos zum Leben und zu den Werken Wolfgang Borcherts vor.

Ziel ist es, das möglichst lebendig zu gestalten – deshalb starten wir auch mit einer Art „Vulkanausbruch“ – und hoffen, dass er am Ende keine Zerstörungen, sondern blühende Landschaften hinterlässt.

Wolfgang  Borchert, der Verfasser des Theaterstücks „Draußen vor der Tür“.
Dort wird deutlich gemacht, was ein Krieg bei den Menschen anrichtet und dass deshalb jeder „Nein“ sagen sollte, wenn zu viele Leute Werbung für ihn machen.
Hier könnte ein origineller Einstieg sein:

    • Könnt ihr euch vorstellen, was das Schlimmste ist, was einem Dichter passieren kann.
    • Wenn er  am Tag vor der Uraufführung seines Theaterstücks stirbt.
    • Man muss sich das mal vorstellen.
    • Aber dieser Mann hatte auch sonst noch Pech, denn er wurde geboren im Jahre 1921 – und das reichte, um ihn im Zweiten Weltkrieg noch an die Front zu schicken.
    • Außerdem kam er mehrmals mit der Nazi-Justiz in Berührung, verbrachte Monate in Haft und kam schließlich zur „Bewährung“ an die Front – das hieß: Noch weniger Überlebenschancen als die anderen Soldaten – aber er hat es geschafft
    • und trotzdem den Krieg nicht lange überlebt – wovon schon die Rede war.
    • Also schauen wir uns dieses Leben genauer an – und natürlich auch das, was er uns hinterlassen hat.

Hier erst mal weitere Infos zu dem Dichter und seinem Werk

Die sind aber erst noch eine Stoffsammlung. Wir werden uns noch drum bemühen, dass auch hier wichtige Punkte möglichst interessant dargestellt werden.

Was hat es mit Borcherts wichtigstem Werk auf sich?

  • Entstehung und Erfolg: Das Drama „Draußen vor der Tür“ entstand im Spätherbst 1946 innerhalb von nur acht Tagen. Es wurde am 13. Februar 1947 vom Nordwestdeutschen Rundfunk als Hörspiel uraufgeführt und erlangte riesigen Erfolg und großes Interesse. Borchert selbst konnte die Premiere aufgrund von Stromsperren nicht verfolgen. Die Uraufführung als Theaterstück in den Hamburger Kammerspielen folgte am 21. November 1947, einen Tag nach Borcherts Tod. Es wurde zu einem der am häufigsten gespielten Stücke der unmittelbaren Nachkriegszeit.
  • Thematik: Das Stück gilt als Hauptwerk der deutschen Trümmerliteratur und ein wichtiges „Heimkehrerstück“. Es verhandelt die Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht der Kriegsheimkehrer, die feststellen, dass sie kein Zuhause mehr haben und niemanden, zu dem sie zurückkehren können. Die Hauptfigur, Soldat Beckmann, symbolisiert diese Generation der „Heimkehrer“, die Opfer und Täter zugleich waren und sich ihrer Heimat beraubt sahen. Borchert beschreibt radikal realistisch die tiefgreifende Erfahrung des Krieges und die zerstörte Nachkriegswelt. Das Stück spricht die Verwirrung und Verzweiflung der jungen Generation aus und stellt Fragen, die sich die Menschen im Inneren stellten, wie etwa die nach Gottes Rolle angesichts der Kriegsgräuel. Der Untertitel „Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will“ war eine Provokation und Ausdruck der Zweifel des jungen Autors.
  • Botschaft: Trotz der bedrückenden Darstellung von Leere und Hoffnungslosigkeit, verbunden mit den existentiellen Erfahrungen des Autors wie Todesnähe, Pazifismus und Schuldgefühlen, vermittelt das Stück auch eine „Injektion Nihilismus“, die aus Angst Mut zum Leben hervorrufen kann.

Das tragische Leben des Autors in einer schlimmen Zeit

Kindheit und Jugend

  • Wolfgang Borchert wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren und wuchs in einem kulturell aufgeschlossenen Elternhaus auf.
  • Bereits mit 15 Jahren verfasste er erste Gedichte und mit 17 sein erstes Drama.
  • Sein Traum war es, Schauspieler zu werden.
  • Nach einer abgebrochenen Buchhändlerlehre absolvierte er eine Schauspielausbildung und erhielt 1941 ein Engagement an der Landesbühne Osthannover in Lüneburg.

Widerstand gegen das NS-Regime

Wolfgang Borcherts kurze Lebenszeit war stark von Krieg und Krankheit geprägt. Er geriet früh und wiederholt in Konflikt mit dem nationalsozialistischen System:

  • Bereits im April 1940 wurde er von der Gestapo festgenommen, weil ihm vorgeworfen wurde, in seinen Gedichten Homosexualität zu verherrlichen und eine Beziehung zu einem jungen Mann zu haben. Seine Familie stand bereits unter Beobachtung, da seine Mutter kritisch gegenüber dem Nationalsozialismus eingestellt war.
  • Im Juni 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und an die Front bei Smolensk in Russland abkommandiert.
  • Er war nicht bereit, über die Politik des NS-Regimes zu schweigen. Kritische politische Äußerungen und der Vorwurf der Selbstverstümmelung (nach einer Schussverletzung an der Hand) führten im Juni 1942 zu sechs Monaten Haft wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz.
  • Als er später zum Fronttheater abgestellt wurde, parodierte er Joseph Goebbels, was im November 1943 zu einer erneuten Festnahme und sechs Monaten Untersuchungshaft führte. Im August 1944 wurde er wegen „Wehrkraftzersetzung“ zu neun Monaten Gefängnis verurteilt, die er mit anschließender „Feindbewährung“ antreten musste. Diese schweren Erlebnisse und Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht prägten sein literarisches Schaffen zutiefst und machten den Krieg zum Hauptthema seiner Werke.

Kriegserlebnisse und Krankheit

Borchert litt während des Krieges unter starken Entbehrungen, Erfrierungen, Gelbsucht und dem Verdacht auf Fleckfieber. Kurz vor Kriegsende geriet er in französische Gefangenschaft, konnte aber fliehen und legte den 600 km langen Weg zu Fuß zurück, um am 10. Mai 1945 schwer krank in seiner Heimatstadt Hamburg anzukommen. Von seinen schweren Krankheiten konnte er sich nicht erholen; er war fast pausenlos ans Bett gefesselt. Trotz seines sich verschlechternden Gesundheitszustands widmete er seine verbleibende Lebenskraft dem Schreiben. Er starb am 20. November 1947 in Basel im Alter von nur 26 Jahren an seiner Krankheit.

Sein Werk

Borcherts Schaffen und weitere Werke Fast sein gesamtes literarisches Werk schuf Borchert innerhalb von nur zwei Jahren zwischen 1945 und 1947. Er wird eindeutig der Trümmerliteratur zugeordnet. Seine Werke sind politisch zu sehen und beschreiben die Armut und die Umstände der Nachkriegszeit. Er gab der um das Leben betrogenen jungen Generation eine Stimme.

Und besonders seine Kurzgeschichten:

  • „Die Hundeblume“ (1946/1947): Dies war seine erste Prosageschichte, die er im Krankenbett schrieb. Sie erinnert an 100 Tage Einzelhaft und die Angst vor dem Tod und beschreibt, wie ein Gefangener eine Hundeblume findet und pflegt, was ihm Hoffnung gibt.
  • „Das Brot“ (1946): Eine Kurzgeschichte, die später in seinem Gesamtwerk zusammengefasst wurde. Sie thematisiert die Bedeutung von Bescheidenheit und das Schätzen des Wenigen in der Nachkriegszeit.
  • „Nachts schlafen die Ratten doch“ (1947): Diese Kurzgeschichte ist sehr typisch für ihn. Sie handelt von einem kleinen Jungen, der nachts auf seinen verstorbenen Bruder aufpasst, dessen Leichnam in den Kellertrümmern liegt, um ihn vor Ratten zu schützen. Die Geschichte schildert die vereinsamte Trümmerumgebung und Armut, aber auch die Hoffnung der Menschen nach Kriegsende.
  • „Die Küchenuhr“ (1947).
  • „Die drei dunklen Könige“ (1946–1947): Dieses Zitat „Man hat uns nicht gefragt, als wir noch kein Gesicht hatten, ob wir leben wollten oder nicht; jetzt, wo wir ein Gesicht haben, wird uns nicht gefragt, ob wir sterben wollen oder nicht“ bringt die Willkür von Leben und Tod im Krieg zum Ausdruck und kritisiert die Sinnlosigkeit des Krieges.
  • Weitere Kurzgeschichten sind „Mein bleicher Bruder“ (1941) und „Der viele viele Schnee“ (1941), sowie „An diesem Dienstag“ (1947), in der er seine Lazarettaufenthalte verarbeitete.

Das vielleicht wichtigste Vermächtnis des Dichters

Ein weiteres sehr wichtiges Werk ist sein Manifest und Vermächtnis „Dann gibt es nur eins!“ (1947). Dieses Gedicht ist ein eindringlicher Appell zum Pazifismus und ruft dazu auf, sich gegen Krieg und Zerstörung zu stellen mit dem wiederholten Aufruf: „Sag NEIN!“. Es betont die individuelle Verantwortung und die Macht des Widerstands, selbst unter größtem persönlichen Risiko.

Anregung:

Es lohnt sich, nach Informationen zu recherchieren, wie es in unserer Zeit Soldaten ergeht, die den Krieg zwar überlebt haben, aber dann „draußen vor der Tür“ eines normalen Lebens bleiben.

Uns hat vor einiger Zeit der Erlebnisbericht eines ehemaligen Soldaten betroffen gemacht, der seine Einsätze zwar ohne schwere Verletzungen überlebt hat. Aber wenn er mal zu Hause „auf Urlaub“ war, nervte er seine Familie, weil er bei jedem Einkauf einfach standardmäßig die Gegend auf mögliche Angriffe hin abscannte. Das erscheint jetzt ziemlich harmlos – aber es zeigt, in welche Richtungen sich sogenannte „post-traumatische Belastungsstörungen“ entwickeln können. Gemeint ist damit einfach, dass man mit dem nicht fertig wird, was man erlebt hat und es auch ein normales Leben danach fast unmöglich macht.

Hierzu haben wir ein Video gefunden:

Schluss-Überlegung

Wolfgang Borchert hatte das Pech, in einer Zeit zu leben, in der er nicht das machen konnte, was er wollte – und sogar von einer Diktatur in ständige Lebensgefahr mit schlimmen Folgen gebracht wurde.

Aber er hat uns etwas hinterlassen und damit die Möglichkeit gegeben, für uns selbst und andere ein besseres Leben zu gestalten – ohne Gewalt und Krieg und mit Verständnis für einander und Solidarität.

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