Worum es hier geht:
Auf der Seite
https://schnell-durchblicken.de/deutungshypothese-kafka-verwandlung-mehrere-verwandlungen
werden die verschiedenen Verwandlungen vorgestellt, die in Kafkas Erzählung zu finden sind.
Hier geht es um Textstellen für die folgende These:
„Seine Verwandlung wird als ein Symbol für Entfremdung, Isolation und Identitätsverlust interpretiert. Sie kann auch als Ausdruck von Versagen oder sogar als Form der Selbstbestrafung verstanden werden, die innere Konflikte und unterdrückte Wünsche widerspiegelt.“
Die Zitate können unabhängig von eigenen Textausgaben auf dieser Internet-Seite überprüft werden.
https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/verwandl/chap001.html
Entfremdung und Isolation
Die physische Verwandlung ist unmittelbar mit Gregors Entfremdung von seinem menschlichen Dasein und seiner Isolation verbunden:
Die physische Isolation und das Tier-Dasein:
Bei Gregors Erwachen ist von einem „ungeheueren Ungeziefer“ die Rede, in das er verwandelt worden ist und er und stellt fest, dass er sich in diesem Zustand „nicht in diese Lage bringen“ kann, in der er gewöhnt war zu schlafen.
Die Kommunikation bricht zusammen. Seine Stimme, obwohl unverkennbar seine frühere, mischt sich mit einem „nicht zu unterdrückendes, schmerzliches Piepsen“. Der Prokurist nennt Gregors Lautäußerung später eine „Tierstimme“.
Die Familie sieht ihn nun als „Untier“ an und plant, „es loszuwerden“.
◦ Die Türen sind meist versperrt, und die Schwester hält die Tür zu seinem Zimmer geschlossen, um anderen den Anblick zu ersparen. Gregor muss sich unter dem Kanapee verstecken, um niemanden zu erschrecken.
Die emotionale und soziale Entfremdung:
◦ Nachdem er sich aus seinem Zimmer gewagt hat, „fühlte er sich wieder einbezogen in den menschlichen Kreis“, was seine vorherige Ausgrenzung unterstreicht.
◦ Seine Versuche, Kontakt aufzunehmen, scheitern. Er wartet vergebens vor der Wohnzimmertür: „Früh, als die Türen versperrt waren, hatten alle zu ihm hereinkommen wollen, jetzt, da er die eine Tür geöffnet hatte… kam keiner mehr“.
◦ Die Mutter will zu ihm, nennt ihn aber nur „mein unglücklicher Sohn!“. Die Schwester wiederum vermeidet es, „in einem Zimmer, in dem sich Gregor befand, bei geschlossenem Fenster aufzuhalten“.
Identitätsverlust
Der Verlust seiner menschlichen Form führt zu einem Identitätsverlust und der Aufgabe seines früheren Selbst:
Vergessen der menschlichen Vergangenheit:
◦ Als seine Mutter vorschlägt, die Möbel in Gregors Zimmer zu belassen, damit er alles „unverändert findet und umso leichter die Zwischenzeit vergessen kann“, erkennt Gregor die Gefahr des „schnellen, gänzlichen Vergessen seiner menschlichen Vergangenheit“.
◦ Er hängt sich demonstrativ an das Bild der „in lauter Pelzwerk gekleideten Dame“, ein offensichtlicher Versuch, ein Stück seiner menschlichen Identität und Vergangenheit zu retten.
◦ Er beginnt, die neue Existenz anzunehmen, indem er „kreuz und quer über Wände und Plafond zu kriechen“ beginnt, was er zunächst als „sinnlose Herumkriechen“ bezeichnet.
Veränderte Bedürfnisse und Gewohnheiten:
◦ Gregor mag die Milch, sein früheres „Lieblingsgetränk“, nicht mehr. Stattdessen saugt er gierig an „altes halbverfaultes Gemüse“ und „Käse“.
◦ Er vernachlässigt seine Körperpflege und trägt „Fäden, Haare, Speiseüberreste“ auf dem Rücken, da „seine Gleichgültigkeit gegen alles war viel zu groß“.
III. Ausdruck von Versagen, Selbstbestrafung, inneren Konflikten und unterdrückten Wünschen
Gregors Verwandlung wird im Kontext seiner Lebenssituation als Resultat oder Ausdruck tief sitzender Probleme und Konflikte interpretiert:
Berufliches Versagen und unterdrückter Wunsch nach Freiheit:
◦ Gregor beklagt seinen „anstrengenden Beruf“ und die „Plage des Reisens“. Er wäre „längst gekündigt“, wenn er sich nicht wegen der Schuld der Eltern zurückhalten müsste.
◦ Die Verwandlung erfolgt, als er versäumt, zur Arbeit aufzustehen, was der Prokurist als „Versäumnisse“ und Vernachlässigung der „geschäftliche[n] Pflichten in einer eigentlich unerhörten Weise“ tadelt.
Opferrolle und innere Konflikte (Helfersyndrom):
◦ Gregor hatte „mit ganz besonderem Feuer zu arbeiten angefangen“, um die Familie das geschäftliche Unglück vergessen zu lassen. Er riss sich um die Rolle des Versorgers und fand es sogar in seiner neuen Situation richtig. Dies wird als „schon ungesunde Weise auf das Glück der anderen fokussiert“ interpretiert, eventuell vergleichbar mit dem „Helfersyndrom“.
◦ Als die Familie über die Notwendigkeit des Geldverdienens spricht, wirft sich Gregor auf das Sofa, denn „ihm war ganz heiß vor Beschämung und Trauer“. Dieses Gefühl der Scham kann als eine Form der Selbstbestrafung für das (vermeintliche) Versagen als Versorger gedeutet werden.
Unterdrückte Wünsche:
◦ Ein „geheimer Plan“ Gregors war es, die Schwester, die Musik liebte, auf das Konservatorium zu schicken, wovon die Eltern aber nicht gerne hörten. Dieser Wunsch, anderen eine „eigenständige Entwicklung“ zu ermöglichen, stand im Gegensatz zu Gregors eigener Aufopferung.
Die Akzeptanz des eigenen Endes (Selbstbestrafung/Erlösung):
In seinen letzten Augenblicken ist Gregor „verhältnismäßig behaglich“, denkt „mit Rührung und Liebe zurück“ an seine Familie, und seine Meinung, „daß er verschwinden müsse, war womöglich noch entschiedener, als die seiner Schwester“. Er findet im Tod „leeren und friedlichen Nachdenkens“. Dies kann als die ultimative Selbstbestrafung oder Erlösung von seinem gescheiterten Leben interpretiert werden.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Infos, Tipps und Materialien zur Erzählung „Die Verwandlung“
https://textaussage.de/kafka-die-verwandlung-themenseite
— - Unsere Video-Playlist zu Kafkas „Verwandlung“
https://www.youtube.com/playlist?list=PLNeMBo_UQLv1VPFLzhgssPfk9F6a5ME99
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