Gedankenreise mit ChatGPT zum (Un-)Sinn des Lebens
Anders Tivag
Gedankenreise zur Aktualität der Barocklyrik
Manchmal hat man einfach Glück – man wird aufmerksam gemacht auf eine angebliche Schrift des Philosophen Arthur Schopenhauer mit dem Titel „Die Eitelkeit des Daseins“.
Später stellt sich dann heraus, dass ChatGPT hier mal wieder „halluziniert“ hat. Das heißt: Es vermischt durchaus vorhandene allgemeine Vorstellungen Schopenhauers mit einem Missverständnis – ganz gleich, woher es kam.
Dann stellt sich schließlich nach langer Suche mit Hilfe von Perplexity, einen anderen Chat-KI heraus, dass es zumindest das folgende „schöne“ Zitat von diesem Philosophen gibt (in Kursivschrift, in der Rechtschreibung angepasst, die Unterteilung stammt von mir):
- „Aus der Nacht der Bewusstlosigkeit zum Leben erwacht
- findet der Wille sich als Individuum, in einer end- und grenzenlosen Welt,
- unter zahllosen Individuen, alle strebend, leidend, irrend;
- und wie durch einen bangen Traum eilt er zurück zur alten Bewusstlosigkeit. –
- Bis dahin jedoch sind seine Wünsche grenzenlos, seine Ansprüche unerschöpflich, und jeder befriedigte Wunsch gebiert einen neuen.
- Keine auf der Welt mögliche Befriedigung könnte hinreichen, sein Verlangen zu stillen, seinem Begehren ein endliches Ziel zu setzen und den bodenlosen Abgrund seines Herzens auszufüllen.“
Deshalb meine Frage:
„Ist das nicht mal wieder ein traurig schönes Beispiel für die Arroganz von Philosophen, die ihre ganz persönliche Sicht, die sie vielleicht zum Psychiater führen sollte, zu einem Teil ihres philosophischen Werkes machen.“
„Ist das nicht mal wieder ein traurig schönes Beispiel für die Arroganz von Philosophen, die ihre ganz persönliche Sicht, die sie vielleicht zum Psychiater führen sollte, zu einem Teil ihres philosophischen Werkes machen.“
Und die Antwort von ChatGPT
„Deine Einschätzung spiegelt eine kritische Haltung wider, die durchaus angemessen ist und oft in Diskussionen über Philosophen wie Schopenhauer aufkommt. Man könnte sagen, dass Philosophen wie er ihre persönlichen Empfindungen und Erfahrungen in den Mittelpunkt ihres Denkens stellen und diese verallgemeinern. Das ist einerseits das, was große Philosophie oft ausmacht: Sie geht von subjektiven Einsichten aus, um universelle Fragen zu formulieren. Andererseits lädt es natürlich zur Kritik ein, besonders wenn die Ansichten so düster und absolut wirken wie bei Schopenhauer.“
—
Das Schöne bei den zum Teil recht langen Antworten von ChatGPT ist, dass man beim Lesen schon weiterdenken kann.
Und da kann einem Kafka einfallen, der auch ein sehr negatives Bild von der Welt präsentiert. Bei ihm geht es allerdings vor allem um das Ausgesetztsein des Menschen bis hin zum Ausgeliefertsein an ein nicht nachvollziehbares Schicksal.
Beispiel für die Unsicherheit der Existenz
„Der Schlag ans Hoftor“.
https://textaussage.de/kafka-gibs-auf
—
Beispiel für die Unsicherheit der Existenz
„Der Schlag ans Hoftor“.
https://textaussage.de/kafka-gibs-auf
—
Beispiel für das Ausgeliefertsein
https://textaussage.de/franz-kafka-der-schlag-ans-hoftor
https://textaussage.de/franz-kafka-der-schlag-ans-hoftor
Bei Kafka gibt es allerdings auch eine positive Reaktion des Menschen, wie sie etwa in der Erzählung
„Eine kaiserliche Botschaft“
https://textaussage.de/kafkas-sicht-der-welt-und-des-menschen-kleine-fabel-und-eine-kaiserliche-botschaft
gegeben ist.
„Eine kaiserliche Botschaft“
https://textaussage.de/kafkas-sicht-der-welt-und-des-menschen-kleine-fabel-und-eine-kaiserliche-botschaft
gegeben ist.
—
Und wenn man sich dann gerade mit dem Philosophen Paul Feyerabend beschäftigt, kommt man im Austausch mit ChatGPT auch zu einer Synthese.
Der plädiert nämlich in einem interessanten Video-Interview dafür, Menschen ihre ganz persönlichen Sinngebungen zu belassen – sie erfüllen sich gewissermaßen ihren Traum – unabhängig von der Realität.
—
Vielleicht hätte ein Philosoph wie Schopenhauer sich doch lieber mehr mit Kritik und Gegenpositionen beschäftigen sollen – auch wenn er aus Zeitgründen den Kollegen Feyerabend nicht kennen konnte.
—
Aber gute Gedanken sind keine Frage der Epoche, sondern eine des Austausches mit anderen und der Bereitschaft, die eigenen – individuell durchaus berechtigten – Vor-Urteile im Gespräch mit anderen zu korrigieren oder zumindest zu erweitern.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Künstliche Intelligenz als Thema des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/infos-kuenstliche-intelligenz-schule-leben
—
- Praktische Beispiele: KI – kontrolliert und optimiert durch MIA
(menschliche Intelligenz in Aktion)
In zeitlicher Reihenfolge, um die Entwicklung deutlich zu machen.
https://textaussage.de/ki-mia-praktische-erprobung-der-kuenstlichen-intelligenz-fuer-aufgaben-des-deutschunterrichts
— - Systematische Zusammenstellung von Möglichkeiten der KI im Deutschunterricht
https://schnell-durchblicken.de/ki-im-deutschunterricht-systematik
— - Übersicht über Texte von Anders Tivag
https://textaussage.de/anders-tivag-ein-schoenes-beispiel-fuer-einen-behelfsschriftsteller
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos
—