Anmerkungen zum Kapitel „Die Besucherin“ im Roman „Heimsuchung“ von Jenny Erpenbeck (Mat8630-besucherin)

17        112                  Die Besucherin
  • Wieder ein sehr Kapitel, bei dem man als Leser/Leserin von der Autorin in eine Art Ratespiel versetzt wird.
  • Man kommt sich vor wie ein Kommissar, der am Tatort aus zufälligen Funden etwas zusammensetzen muss.
  • Wir wollen hier mal helfen, indem wir anders vorgehen und gleich sagen, worum es geht:
  • Die Besucherin ist verwandt mit den Besitzern des Hauses, wird aber so genannt, weil sie nicht wirklich in die Familie integriert ist.
  • Das merkt man gleich am Anfang, so auf alles Mögliche hingewiesen wird, was sie nicht kennt oder was bei ihr auf dem Bauernhof in der Ukraine anders war.
    • Interessant ist hier folgendes Zitat, weil es deutlich macht, wie sehr es in diesem Roman um das Verhältnis von Natur und Kultur geht (vgl. auch den Prolog):
      EB112:
      „Hier, in diesem Garten, gibt es, ganz anders als in dem Garten, der ihr gehört hat, nichts zu säen und nichts zu ernten. Hier stehen Kiefern und Eichen, wachsen in ihrem Schatten langsam die Büsche, sprengt der Gärtner den Rasen, sind die Blumen mehrjährig, und das Dillkraut für die Kartoffeln holt die Kleine von der Nachbarin am Anfang des Sandwegs. Hier in diesem Garten halten sich alle nur zu dem Zweck auf, in einem Garten zu sein. “
  • Auch diese Frau hatte Probleme bei der Heirat und verlor dann auch noch früh ihren Mann.
  • Sie ist dann mit ihren Enkeln nach Deutschland geflohen, lebt in Berlin und verbringt den Sommer immer am „Märkischen Meer“ . Denn ihre jüngste Enkeln hat den Sohn der der Hausherrin geheiratet. Für uns ist allein schon diese Verwandtschaftsbeziehung eine Schwierigkeit, die man doch einfach hätte vermeiden können. Wenn schon Fiktion, warum dann nicht auch angenehm einfache Familienkonstruktionen. Wir mögen es nicht, wenn wir von einem Autor oder einer Autorin unnötig mit Rätseln gequält werden – aber darüber kann man ja diskutieren 😉
  • Rätselhaft ist auch die folgende Bemerkung.
    Auch hier fragt man sich, was die Autorin sich da alles so ausgedacht hat. Wir haben zwar schon mal irgendwo gelesen, dass im Nordpolargebiet alte Menschen auf eine letzte Schlittenfahrt ins Meer gesetzt wurden – weil man sie angesichts der kargen Lebensumstände nicht bis zum Ende versorgen konnte – aber wir hätten von uns aus so etwas nie ohne genauere Hinweise notiert, wenn es uns in diesem Roman nicht vorgemacht worden wäre. Vielleicht hat ja jemand Lust, das zu recherchieren.
    „Anderswo, hat sie gehört, setzte man Alte wie sie auf einen Baum und ließ sie dort oben verhungern, aber heutzutage gibt man ihnen sogar Geld, damit sie überleben, auch wenn sie nicht mehr arbeiten können. „
  • Oder wir fragen mal Bing/Copilot:
    Prompt:
    „Im Roman Heimsuchung gibt es folgendes Zitat:
    Anderswo, hat sie gehört, setzte man Alte wie sie auf einen Baum und ließ sie dort oben verhungern“.
    Gibt es dafür eine Quelle bzw. einen Beleg?
    Und die Antwort war:
    Leider konnte ich keine spezifische Quelle oder einen Beleg für dieses Zitat finden. Es ist jedoch möglich, dass es sich um eine literarische Erfindung handelt, die im Kontext des Romans verwendet wird. Wenn Sie weitere Informationen suchen, empfehle ich, den Roman selbst zu lesen oder sich an Literaturkritiken und Analysen zu wenden.
  • Bitte beachten Sie, dass literarische Werke oft fiktive Elemente enthalten, und nicht jedes Zitat muss eine reale Quelle haben. In diesem Fall könnte das Zitat dazu dienen, bestimmte Themen oder Stimmungen im Roman zu veranschaulichen.“
  • Damit haben wir auch kein Problem – allerdings taucht jetzt die letztlich biografische Frage auf, was eine Autorin sich dabei denkt, wenn sie solche Dinge erfindet. Damit ist man im Kommunikationsmodell bei der Seite der „Selbstkundgabe“.

Weitere Infos, Tipps und Materialien