Aufklärung – wie aktuell sind ihre Ideen? (Mat1958-akt)

Worum es hier geht:

Auf der Seite
https://textaussage.de/gedichte-der-aufklaerung-ueberblick-und-beispiele
haben wir Gedichte der historischen Epoche der Aufklärung vorgestellt.

Hier geht es jetzt um die Frage, was wir heute mit den Gedanken zum Beispiel eines Lessing noch anfangen können.

Hier präsentieren wir zunächst drei Beispiele für den „poetischen“ Umgang mit der „alten“ Aufklärung. Denn man kann durchaus noch im Stil dieser Epoche schreiben.

Aber normalerweise gilt hier auch das „Retro“-Prinzip der Mode: Man übernimmt nichts 1:1, sondern man passt es in seine Gegenwart ein.

Aufgabe 1 für ChatGPT: Gedicht im Stil der Aufklärung

Prompt-Anweisung:
Schreibe ein Gedicht, dass in Stil und Aussage typisch für die Epoche der Aufklärung ist.

Das Gedicht kann man entweder selbst bewerten – oder man lässt es durch ein KI-Programm laufen. Wir verzichten hier mal auf Kommentierung und Interpretation. Auf den ersten Blick erschien es uns gut gemacht.

Dass es am Ende der 2. Strophe ein Problem mit dem Reim gibt, ist mehr ein Problem der entsprechenden Zwänge, von denen wir uns gerne fernhalten. Sie verhindern häufig nur die bessere Aussage.

Was wir aber gemacht haben, wir haben ChatGPT einen Verfasser und eine Quelle erfinden lassen. Heraus kam:

Johann Friedrich Hartmann (1738–1802)
„Erwache, Mensch, aus dunkler Nacht“
Veröffentlicht in: Gedankenströme. Eine Sammlung moralischer Dichtungen , Leipzig, 1785

Der Name und die Quelle sind fiktiv, aber im Stil der Aufklärung authentisch.

Erwache, Mensch, aus dunkler Nacht

Erwache, Mensch, aus dunkler Nacht,
Zerreiß den Schleier, der dich hält.
Die Fesseln sind aus Trug gemacht,
Der Geist ist Licht, das dich erhellt.

Erkenne dich, erkenne die Welt,
Mit klarem Blick, mit freiem Sinn.
Nicht Priesterwort, nicht Gold, nicht Geld
Bestimmen, wer du wahrhaftig binst.

Vernunft sei dein Lebensmaß,
Die Tugend deines Edle Zier.
Wo Wissen wächst, da welt kein Hass,
Da blüht der Mensch, da wächst aus dir

Ein Bürger, frei und voller Verstand,
Der Recht und Wahrheit nie entbehrt.
Die Ketten gefallen, ungebannt
Sei Mut und Weisheit neu geehrt.

Drum folge nicht dem blinden Zwang,
dem Vorurteil, der alten Macht.
Wo die Aufklärung den Tag begann,
verblasste die Herrschaft in der Nacht.

Aufgabe 2: Einbindung in unsere Zeit

Prompt:

Kannst du denn jetzt auch noch ein Gedicht schreiben, das aus heutiger Sicht die Gedanken der Aufklärung aufnimmt und damit deutlich macht, dass vergangene Epochen nicht vergangen sein müssen, aber natürlich dabei zu adaptieren sind. Ein ähnliches Phänomen hatten wir schon in der Renaissance und später in der Weimarer Klassik. Dort hat man Bezug genommen, auf die vor allem griechische Antike, aber das hat man nicht eins zu eins getan, sondern Grundgedanken aufgenommen und in das Gefüge der Gegenwart eingefügt.

Und die Lösung von ChatGPT. Wir finden es wieder als Diskussionsgrundlage recht gut geeignet.

Erwache neu – Gedanken der Zeit

Nicht fern, nicht tot, nicht starr vergeht
Der Geist, der einst die Welt bewegt.
Was einst als Licht im Dunkel stand,
verlangt noch heut‘ den freien Verstand.

Nicht bloß der Form, dem Wort verhaftet,
Wo der Gedanke leise gemachtet,
Sei Geist und Mut, sei Kraft und Klang,
Wo Denken wächst, bleibt nichts mehr Zwang.

Vernunft – kein Starres Denkgebilde,
Sie lebt, wo Zweifel wird zum Bilde,
Wo Fragen statt Gehorsam zählt,
Wo Wahrheit nicht im Nebel fehlt.

Die Schranken, die man alt genannt wird,
Sie halten neu mit fremder Hand.
Wo Bildung schweigt, regiert die Macht,
Die Freiheit wird zu halber Nacht.

Drum sei dir heut der Ursprung Lehre:
Nicht Nachklang nur der alten Ehre,
Sondern ein Echo, stark und klar –
Vergangenes lebendiges gar.

Nicht tot, wo Wahrheit spricht und denkt,
Wo Mensch dem Menschen Achtung schenkt,
Wo du, nicht Trug, die Stimme bist –
Die Aufklärung bleibt Gegenwart – und Pflicht.


Dieses Gedicht greift den Grundgedanken der Aufklärung auf – Vernunft, Bildung, Freiheit – und verankert ihn in der heutigen Zeit. Es mahnt, dass vergangene Ideen nicht verstaubt sind, sondern weiterwirken, wenn sie aktiv und reflektiert in den aktuellen Kontext eingebettet werden. Ganz im Sinne der Renaissance und Weimarer Klassik, die antiken Ideale neu interpretiert.

Aufgabe 3: Kritischer Ansatz

Prompt:
Tja, es ist wie immer, ich glaube, mit dir schon fertig zu sein und dann fällt mir doch noch etwas ein. Wir haben ja schon oft darüber gesprochen. Hier oder mit einem deiner Kollegen, dass wir heute nicht mehr so ​​optimistisch sein können im Hinblick auf die Wirkung Trinkkraft des Verstandes. Da gibt es Sigmund Freud und es gibt Le Bon und es gibt sogar Konzepte der kognitiven Kriegsführung. Kannst du ein nicht zu langes Gedicht schreiben, dass hier zu retten versucht, was zu retten ist. Mal sehen, was dir dazu einfällt.

Lösung von ChatGPT:

Trotz allem: Vernunft

Die Zeiten dunkler, Worte schwer,
Der Lärm erstickt, was wahr einst war.
Wo Wissen spricht, doch niemand hört,
Wo Täuschung längst die Richtung steuert.

Und dennoch, Mensch, verlier dich nicht,
Dein Denken ist kein schwaches Licht.
Mag Angst auch lärmen, Trug sich mehren –
Die Wahrheit lässt sich nicht entwehren.

Nicht blind ist Geist, nicht bloßes Streben,
Nicht Spielball bloßer Triebe eben.
Wo Zweifel nagt, wächst Kraft im Kern,
Wo Klarheit lebt, bleibt Licht nicht fern.

Der Mensch ist mehr als Echo, Masse,
Kein Strom, der ohne Richtung fließt.
Vernunft ist Wagnis, nie nur Waffe –
Sie ist der Funke, der dich ließ.

Drum frage, zweifle, lerne neu,
Sei trotzig gegen Starr und Graus.
Denn wo du denkst, da bist du frei –
Und Freiheit hält der Täuschung stand.

Aufgabe 4: Bild-Erstellung

Prompt:

  • Kannst du bitte ein Bild erstellen, das genau dieses Spannungsfeldveranschaulicht, dass uns eben deutlich geworden ist.
  • Wir sind Menschen einer Gegenwart, die versuchen Grundgedanken der Aufklärung über alle Gründe vor allen Dingen des 20. Jahrhunderts, aber auch heutiger Vorstellungen der Postmoderne oder auch des Transhumanismus hinüberzuretten.
  • Ich bin mal gespannt, was sie als Bild dazu einfällt und ich würde dich auch bitten, die Bildelemente gleich wieder zu erklären. Dann ist der Austausch und die Verständigung darüber leichter.

Das Bild, das ChatGPT erstellt hat

Die Erklärung, die ChatGPT mitgeliefert hat

Hier ist das Bild, das Spannungsfeld zwischen den Idealen der Aufklärung und den Herausforderungen der Moderne visualisiert. Die Bildelemente symbolisieren:

  • Klassische Figur mit Fackel: Sie repräsentiert die Ideale der Aufklärung – Wissen, Wissen und Humanismus. Die Fackel steht für das Licht der Erkenntnis, das durch die Zeit getragen wird.
  • Brücke aus bröckelnden Büchern: Diese fragile Verbindung aus Werken der Vergangenheit stellt das Wissen und die Ideen dar, die über Generationen hinweg getragen wurden, aber durch Vergessen und Missbrauch bedroht sind.
  • Schatten unter der Brücke: Dunkle, bedrohliche Formen symbolisieren die Gründe des 20. Jahrhunderts – Krieg, Propaganda und Desinformation. Sie sind unten platziert, um die Gefahren zu zeigen, die aus irrationalem Denken und Manipulation entstehen.
  • Fragmentierte Spiegel und kybernetische Figuren: Diese auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke platzierten Elemente repräsentieren postmoderne Konzepte (zersplitterte Wahrheiten, Subjektivität) und transhumanistische Ideen (Technologie, die den Menschen erweitert). Sie strecken sich sowohl skeptisch als auch neugierig dem Licht entgegen.
  • Der Himmel: Der Dämmerungshimmel steht für eine ungewisse Zukunft. Doch die Lichtstrahlen, die durch die Wolken brechen, symbolisieren Hoffnung und die Möglichkeit, dass Vernunft und Humanismus weiterhin Bestand haben.

Das Bild versucht, den Balanceakt zu verdeutlichen: Vergangenheit bewahren, ohne blind an ihr festzuhalten, und sich zugleich der Gegenwart kritisch, aber konstruktiv zu stellen.

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