Baustein: Rhythmus im Gedicht schnell erkennen (Mat8532)

Worum es hier geht:

Im Deutschunterricht spielt bei Gedichten der Rhythmus eine große Rolle.

Er macht aber auch vielen Schülis Schwierigkeiten. Wir versuchen, etwa 90% der Fälle zu klären.

Hier die Kurzversion, unsere Rhythmus-Erkennungsmaschine

  1. Markiere die mehrsilbigen Wörter im Gedicht.
  2. Mach über allen betonten Silben einen senkrechten Strich, über die unbetonten einen waagrechten.
  3. Dann schau, ob es überhaupt eine Regelmäßigkeit gibt, wenn nicht, dann halte fest:
    „Kein fester Rhythmus“. Heute etwas gan z Normales.
  4. Wenn die betonten und unbetonten Silben sich immer abwechseln,
    dann schau ob ein Jambus vorliegt, den betonen wir immer als Merkhilfe falsch, nämlich mit Betonung auf „bus“.
    Also: erst unbetonte Silbe, dann betonte.
    Kon-trast-ist-et-was-was-ich-lie-be
    x      X       x   X   x      X      x    X    x
    Man sieht hier: Einsilbige Wörter müssen sich einfach anpassen. Wenn sie Glück haben, dürfen sie auch mal betont werden 😉
  5. Wenn die Silben sich abwechseln mit betont und unbetont, in dieser Reihenfolge, ist es ein Trochäus.
    Fe-rien-sind-was-Wun-der-schö-nes
    X   x      X      x      X        x     X       x
Die ausführlichere Erklärung

Beim Rhythmus gibt es erst mal zwei feststehende Grund-Varianten, die am häufigsten vorkommen, wenn überhaupt ein Rhythmus gegeben ist:

  • In unserer Sprache und Kultur geht man von den Betonungen der Silben aus. Am besten nimmt man erst mal die mehrsilbigen Wörter einer Zeile und stellt fest, wo sie betont werden.
    • Das Wort Ferien wird zum Beispiel auf der ersten Silbe betont
    • Das Wort Kontrast wird auf der zweiten Silbe betont.
  • Wenn diese Betonungen sich ständig wiederholen, dann sehen die beiden Varianten so aus.
    • Abfolge immer von einer betonten und einer unbetonten Silbe
      • Fe-rien-sind-was-Wun-der-schö-nes
        X   x      X      x      X        x     X       x
        Dabei fällt auf, dass drei Wörter bzw. Wortteile die Betonung zwingend vorschreiben
        Ferien
        Wunder
        schönes
      • Das prüft man immer als erstes.
      • Wenn dazwischen nur einsilbige Wörter stehen, dann können die die Ehre haben, in dieser Gedichtzeile mal betont zu werden.

Diesen Wechselryhtmus nennt man Trochäus.

  • Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie „Läufer“. Man kann sich das so merken: Jeder Läufer fängt stark an, also betont. Dann lässt er nach, wird unbetont
  • Das Gegenstück haben wir hier.
    • Die erste Silbe ist unbetont, die Betonung liegt auf Kontrast.
    • In einer Verszeile könnte das dann so aussehen:
      Kon-trast-ist-et-was-was-ich-lie-be
      x      X       x   X   x      X      x    X    x
    • Diesen Rhythmus nennt man „Jambus„.
      Das kommt auch aus dem Altgriechischen und kommt angeblich aus der griechischen Sagenwelt von einer Dienerin, die ihre Herrin nach einem Trauerfall wieder zum Lachen brachte. Dieses Versmaß wurde eher bei entsprechenden Gedichten verwendet.
  • Wie merkt man sich den Unterschied am besten:
    • Wir sind seit vielen Jahren erfolgreich, indem wir einen Werbetrick anwenden. Werbung funktioniert ja durch Präsentation von Ungewöhnlichem, das bleibt im Gedächtnis hängen.
      Wir sprechen das Wort „Jambus“ also immer falsch aus, nämlich Jambus.
    • Dann muss man sich nur noch merken, dass der Trochäus das Gegenstück ist, also Betonung vorne.
  • Es gibt noch zwei weitere Rhythmus-Varianten, die seltener vorkommen. Die haben den Vorteil, dass die Begriffe genauso ausgesprochen werden wie das, was sie bezeichnen.
    • Dak-ty-lus
      also eine betonte Silbe und dann zwei unbetonte.
      Das ist eine Art Walzertakt.
      Wie-gen-de-Well-en-auf-wo-gen-der-See
      X       x      x    X       x    x     X    x       x    X
      – da schwingt man richtig mit.
    • Dann gibt es noch den A-na-päst
      „Heu-te-ich-mor-gen-du.
      x      x   X    x       x      X
      Da beginnt es mit zwei unbetonten Silben, dann kommt eine betonte.
  • Was da als Rest noch in der Verszeile vorhanden ist, ist für den Rhythmus nicht so wichtig.
    • Wohl aber für den sogenannten „Versschluss“:
      Ferien sind ne wunderschöne Zeit.
      X  x     X     x    X    x    X     x   X
      Weil am Ende eine betonte Silbe übrig bleibt, spricht man von einem „männlichen“ Versschluss.
      Das kommt von den französischen Adjektiven, wo „grand“ ja auch betont endet, während bei „grande“ am Ende etwas Unbetontes mitschwingt.
    • Bei unserem Ferienbeispiel sähe das so aus:
      Ferien, das sind wunderschöne Tage.“
      X   x      X    x      X     x    X     x    Xx

Das Erklär-Video dazu:

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