Biografische Interpretation – Beispiel: Matthias Claudius, „Abendlied“ (Mat6187)

Wir fügen hier schon mal ein, was wir in einem ersten Durchgang herausgefunden haben:

Grundsätzliches zur Bedeutung der Biografie eines Dichters für die Interpretation haben wir hier besprochen:

Mat6188 Biografie Schriftsteller und Interpretation
wird noch gefüllt.

Hier geht es jetzt um die Auswertung eines entsprechenden Wikipedia-Artikels:
https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Claudius
Abgerufen am 4.2.24

Es geht um den Dichter des Gedichtes „Abendlied“ von Matthias Claudius.

Beim Gedicht geht es um das „Abendlied“.

Also muss hier zunächst aufgeführt werden, welche biografischen Fragen sich bei der Analyse des Liedes/Gedichtes ergeben.

  1. Die Sicht auf die Natur mit der himmlischen und der irdischen Welt und der Verbindung durch den aufsteigenden Nebel.
  2. Das Zur-Ruhekommen und Vergessenkönnen in der geschützten Kammer der Natur.
  3. Dann das Mondgleichnis als Überleitung zur religiösen Betrachtung des Lebens.
  4. Die negative Sicht auf den Menschen.
  5. Die Jenseitshoffnung
  6. Und schließlich die Möglichkeit des ruhigen Schlafens, auch bei kaltem Abendhauch und die Erinnerung an den kranken Nachbarn.

Jetzt die Passagen des Wikipedia-Artikels, die für eine biografische Interpretation des Gedichtes interessant sind. Wir notieren eingerückt darunter, wieso die Passage im Hinblick auf das Gedicht interessant ist.

  1. „Matthias Claudius wurde in einem Pfarrhaus als viertes Kind des Pastors Matthias Claudius (1703–1774) in Reinfeld (Holstein) geboren. Seine Mutter war dessen zweite Ehefrau Maria (1718–1780), geborene Lorck, Tochter eines Flensburger Ratsherrn, dessen zweites Kind sie war. Die Vorfahren seines Vaters waren über hundert Jahre Pastoren in Süderlügum.“
    • Hier geht es um das Aufwachsen in einer engagierten Pastorenfamilie.
  2. „1751, als er elf Jahre alt war, starb seine Schwester Lucia Magdalena im Alter von zwei Jahren, wenige Tage später sein Bruder Lorenz im Alter von fünf Jahren, zwei Monate später sein Halbbruder Friedrich Karl aus der ersten Ehe des Vaters. Früh begegnete Matthias Claudius also dem Tod, den er „Freund Hain“ nannte und dem er sogar seine Bücher widmete.“
    • Dieser Abschnitt macht deutlich, wie ernst das Leben in der Familie genommen werden musste.
  3. „Nach seiner Konfirmation, als er fünfzehn Jahre alt geworden war, besuchte er mit seinem nur ein Jahr älteren Bruder Josias die Lateinschule in Plön. Im April 1759 immatrikulierte er sich, wieder gemeinsam mit Josias, an der Universität Jena zum Studium der Theologie. Unter seinen Lehrern war Johann Georg Walch, der Herausgeber der Schriften Martin Luthers. Fachtheologie lag ihm nicht, und den gesundheitlichen Anforderungen an einen Pfarrer fühlte er sich nicht gewachsen.“
    • Dies verstärkt den Eindruck eines starken Glaubens, der fast zum Pastorenamt gefährt hätte.
  4. „In Jena wurde er Mitglied der Deutschen Gesellschaft, die sich um deutschsprachige Literatur und Dichtung bemühte. Matthias Claudius bewunderte besonders Heinrich Wilhelm von Gerstenberg. Matthias Claudius wagte es nun, kleine Erzählungen und Lieder zu schreiben. Er erkrankte an den Pocken oder Blattern, gesundete jedoch; sein Bruder Josias, der ihn versorgt und gepflegt hatte, starb 1760 an Pocken. Die erste von Matthias Claudius veröffentlichte Schrift war die Traueransprache, die er im Alter von 20 Jahren in Jena für Josias hielt.“
    • Deutlich ist hier zunächst das Interesse am literarischen Schreiben.
    • Dann ein weiterer Todesfall, der von Claudius sehr engagiert begleitet wird.
  5. „1764/1765 reiste Claudius als Sekretär von Graf Ulrich Adolph von Holstein nach Kopenhagen und lernte dort Friedrich Gottlieb Klopstock kennen, der ihn für seine weitere literarische Karriere prägte.“
    • Wichtig als Kontakt zu einem der bekanntesten Schriftsteller der sogenannten „Empfindsamkeit.
  6. „Von 1768 bis 1770 arbeitete er als Redakteur der von Viktor Ludwig Klopstock, dem Bruder Friedrich Gottliebs, herausgegebenen Hamburgischen-Adreß-Comtoir-Nachrichten in Hamburg und kam so in Kontakt mit den Aufklärern Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing.“
    • Hier der noch wichtigere Kontakt zu Herder und Lessing.
  7. „Im Januar 1771 zog Matthias Claudius nach Wandsbeck (bis 1879 mit „ck“ geschrieben) und wurde dort Redakteur der von Heinrich Carl von Schimmelmann initiierten Tages-Zeitung Der Wandsbecker Bothe, die viermal pro Woche erschien. […] Die Zeitung hatte vier Druckseiten. Drei waren dem politischen Geschehen in Europa gewidmet, eine enthielt „gelehrte Sachen“. Claudius gestaltete den „gelehrten“ Teil auf ganz eigene Art, beispielsweise durch Gedichte und einen fiktiven Briefwechsel des Asmus mit seinem Vetter Andres. Auch konnte er u. a. Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Heinrich Voß, Johann Wilhelm Ludwig Gleim und Johann Georg Jacobi als Autoren gewinnen.“
    • Deutlich wird hier, wie sehr Claudius Journalismus mit Literatur verbunden hat.
  8. „In Wandsbeck heiratete Claudius am 15. März 1772 die damals 17-jährige Anna Rebekka Behn (geb. 26. Oktober 1754), Tochter des örtlichen Zimmermanns und Gastwirts Joachim Behn. In sein Tagebuch schrieb er am Hochzeitstag: „Nun habe ich meine drei H: Hof, Heimat, Hausfrau, und wenn das vierte H, der Herr, dabei ist und bleibt, so kann man restlos glücklich sein.“ Das Paar bekam zwölf Kinder, von denen das erstgeborene kurz nach der Geburt starb.“
    • Dieser Abschnitt macht deutlich, wie wichtig Claudius der Glaube war – das passt besonders gut zum Gedicht.
  9. „Im Mittelpunkt seines Lebens im Wandsbecker Haus standen die Kinder. Mit ihnen und für sie feierte er zahllose Feste.“
    • Diese Passage passt zu dem Kinder-Zitat im Gedicht.
  10. „Seine Einstellung zum Glauben und zum Leben wird besonders deutlich in seinem Brief „an meinen Sohn Johannes“ von 1799.“
  11. „Am 12. August 1774 wurde Matthias Claudius in die Hamburger Freimaurerloge Zu den drei Rosen aufgenommen.[2] Ab 1777 war er drei Jahre lang Redner der Andreasloge Fidelis. Die Loge Zur goldenen Kugel besuchte er bis 1780, die Andreasloge etwas länger, wurde dann aber stillschweigend gestrichen. Vielleicht hing das mit dem Grafen Christian von Haugwitz zusammen, der ihn zur Loge gebracht hatte, nun aber auf seinem Familiengut einen Bund der Kreuzfrommen oder Johannis-Vertrauten mit den Grafen Friedrich und Christian zu Stolberg-Stolberg gründete, dem Claudius – laut Haugwitz – 1784 beitrat.[3]
    • Hier wird deutlich, wie sehr Claudius sich besonders frommen Christen anschließt.
  12. „Durch Vermittlung Johann Gottfried Herders ging Claudius 1776 als Obercommissarius zur Oberlandkommission nach Darmstadt. Ab Anfang 1777 war er auch Redakteur der Hessen-Darmstädtischen privilegirten Land-Zeitung. Claudius kehrte jedoch bereits nach einem Jahr mit seiner Familie nach Wandsbeck zurück, da er sich mit den hierarchischen Verhältnissen der Residenzstadt Darmstadt nicht hatte arrangieren können.“
    • Deutlich wird hier die enge Beziehung zu Herder.
    • Außerdem ein freieres Denken, als es in einer Residenzstadt möglich war.
  13. „Obwohl die Zeitung nicht mehr erschien, publizierte Claudius weiterhin unter dem Namen Der Wandsbecker Bothe. In seinen Gedichten und Überlegungen verwendete er auch den Namen Asmus als Pseudonym. Seine Werke gab er ab 1775 in unregelmäßiger Folge unter dem Titel Asmus omnia sua secum portans heraus.[4] Ab dem 4. Band 1783 überwogen religiöse Themen. Dabei trat seine ablehnende Haltung gegenüber der Aufklärung immer stärker hervor. Damit befand er sich in Übereinstimmung mit dem theologisch und politisch konservativen Emkendorfer Kreis. Einen mehrjährigen literarischen Streit führte Claudius deshalb mit August Adolph von Hennings, einem radikalen Befürworter sozialer und kirchlicher Neuerungen.“
    • Wichtig ist hier die Distanz zur Aufklärung, wie sie etwa in Lessings Ringparabel deutlich wird.
  14. „In den Jahren 1800–1811 übersetzte Claudius Schriften von François Fénelon, der seit 1689 Erzieher des französischen Thronfolgers gewesen, aber wegen seiner aufklärerischen Schriften 1699 in Ungnade gefallen war.“
    • Dies ist erstaunlich, weil es im Gegensatz zum vorherigen Absatz steht, aber vielleicht zu Nummer 12 passt.

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