Catharina Regina von Greiffenberg, „Auf meinen bestürmeten Lebens-Lauff“ – in heutiges Deutsch übertragen und erklärt (Mat5954-mbl-ubs)

Worum es hier geht:

Gedichte der Barockzeit zeigen nicht nur eine für uns heute recht fremde Welt, sondern sind auch sprachlich weit von uns entfernt.

Deshalb „übersetzen“ und erklären wir ein recht interessantes Gedicht. Es zeigt ganz nebenbei, dass im 17. Jahrhundert auch schon Frauen als Dichterinnen vertreten waren. Das war damals leider nicht selbstverständlich.

Außerdem lassen wir unsere spezielle Helferin Mia auch gleich noch Tipps geben, wie man einzelne Zeilen oder Zeilengruppen erklären könnte.

Arbeitsblatt

Alternativ kann man auch mit diesem Arbeitsblatt arbeiten:
https://schnell-durchblicken.de/arbeitsblatt-zu-catharina-regina-von-greiffenberg-auf-meinen-bestuermeten-lebens-lauff

Nun die Übersetzung

Tipps zu den Aussagen, der Form und zum kreativen Umgang gibt es hier:
https://schnell-durchblicken.de/tipps-fuer-den-unterricht-catharina-regina-von-greiffenberg-auf-meinen-bestuermeten-lebens-lauff


Der erste Tipp ist gleich, sich von der Darstellung des Gedichtes nicht irritieren zu lassen. Es besteht eigentlich auf zwei vierzeiligen Strophen (Quartetten) und zwei dreizeiligen Strophen (Terzetten). Das ist eine Kunstform für Gedichte, die in der Barockzeit sehr beliebt war.

Hintergrund-Infos

Vor allem für Lehrkräfte, aber auch etwa für ein  Referat dürfte die folgende Seite interessant sein – mit Hintergrundinformationen zu diesem Gedicht:
https://schnell-durchblicken.de/anmerkungen-zum-kontext-des-gedichtes-auf-meinen-bestuermeten-lebens-lauff-von-catharina-regina-von-greiffenberg

Original + Übersetzung in heutiges Deutsch

Am besten fasst man die ersten vier Zeilen zusammen und achtet dabei auf den Gegensatz zwischen der äußeren Situation und der inneren Haltung.

1-2. Wie sehr der Wirbelstrom so vieler Angst und Plagen
mich drähet um und um –

→ So sehr werde ich von all meinen Ängsten und Problemen hin und her gewirbelt,
als wäre ich in einem Strudel, der mich ständig dreht.

2-4. so bistu doch mein Hort /
mein mittel punct / in dem mein Zirkel fort und fort
mein Geist halb hafften bleibt vom sturm unausgeschlagen.

→ Trotzdem bist du (Gott) mein sicherer Ort – mein Mittelpunkt.
Wie bei einem Kreisel, der sich dreht, aber in der Mitte still steht:
Dort ruht mein Geist – unberührt vom Sturm um mich herum.


Dann wendet man sich der zweiten Strophe zu, Zeilen 5-8. Hier ist das Symbol des Sterns wichtig und steht wohl für Gott. Dann wird wieder der Gegensatz zwischen innerer Ruhe und äußerer Gefahr aufgenommen.

5-6. Mein Zünglein stehet stät / von Wellen fort getragen /
auf meinen Stern gericht.

→ Mein „Zünglein“ = „Steuerruder“ (Bild für den Willen oder Glauben)
bleibt auf den richtigen Stern gerichtet – auch wenn die Wellen mich mitreißen.

6-7. Mein Herz und Aug’ ist dort /
es wartet schon auf mich am Ruhe-vollen Port:

→ Mein Herz und mein Blick sind bei dir, Gott.
Du bist wie ein Hafen, der Ruhe verspricht – dort willst du mich aufnehmen.

8. dieweil muß ich mich keck in weh und See hinwagen.
→ Bis dahin muss ich mutig durch das Leid und das „Meer des Lebens“ weiterfahren.


Hier sollte man darauf achten, wie das lyrische Ich bestimmte Momente seiner Lebensreise beschreibt.

9. offt will der Muht / der Mast / zu tausend trümmern springen.
→ Oft habe ich das Gefühl: Mein Mut und mein Halt (wie der Mast eines Schiffs)
brechen fast zusammen – wie in tausend Stücke.

10. Bald thun die Ruder-Knecht / die sinnen / keinen Zug.
→ Manchmal hilft auch meine Vernunft oder meine innere Kraft nicht weiter –
als ob meine „Ruderer“ (meine Gedanken) aufhören zu arbeiten.

11. Bald kan ich keinen Wind in glaubens-Segel bringen.
→ Dann fehlt mir wieder der Wind im Segel – ich finde keinen Antrieb durch den Glauben – hier wohl an ein glückliches Ende der Lebensreise.


Erstaunlicherweise setzt sich das Klagelied hier noch weiter fort. Das soll wohl die letzte Zeile noch stärker betonen. Worauf läuft also das ganze Gedicht hinaus?

12. jetz hab ich / meine Vhr zu richten / keinen fug.
→ Ich weiß nicht mehr, wie ich mein Leben richtig ausrichten soll –
als ob meine innere Uhr falsch geht.

13. Dann wollen mich die Wind auf andre zufahrt dringen.
→ Und manchmal drücken mich fremde Kräfte in eine ganz andere Richtung,
die ich gar nicht will.

14. bring‘ an den Hafen mich / mein Gott / es ist genug!
→ Darum: Bring mich bitte an meinen Zielort, Gott – ich kann nicht mehr.
Es reicht. Ich brauche endlich Ruhe.

Zusammenfassung der Äußerungen zu Aussagen

Diesen Aspekt sowie auch die Anmerkungen zur Sonettform, zum Reim und zum Rhythmus haben wir auf die folgende Seite ausgelagert:
https://schnell-durchblicken.de/tipps-fuer-den-unterricht-catharina-regina-von-greiffenberg-auf-meinen-bestuermeten-lebens-lauff

Dazu auch Überlegungen zum kreativen Umgang mit dem Gedicht.

Weitere Infos, Tipps und Materialien