Worum es hier geht:
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https://schnell-durchblicken.de/catharina-regina-von-greiffenberg-auf-meinen-bestuermeten-lebens-lauff-in-heutiges-deutsch-uebertragen-und-erklaert
haben wir das Gedicht von seiner alten Sprache des 17. Jhdts „befreit“ und in heutiges Deutsch übertragen.
Hier geht es nun um die nächsten Schritte bei der Analyse und Interpretation.
Aber auch um einen möglichen kreativen Umgang damit.
Zusammenfassung der Äußerungen zu Aussagen
Hier sammelt man erst mal die Signale des Gedichtes:
Auf meinen bestürmeten Lebens-Lauff
- Wie sehr der Wirbelstrom so vieler Angst und plagen
- mich drähet um und um / so bistu doch mein Hort /
- mein mittel punct / in dem mein Zirkel fort und fort
- mein Geist halb hafften bleibt vom sturm unausgeschlagen.
- Poetische Beschreibung – also eine, die über das rein Realistische hinausgeht und mit vielen Bildern arbeitet.
Entscheidend ist der Kontrast zwischen vielen Bedrohungen und dem sicheren Punkt, Hier beschreibt das lyrische Ich seine äußere und innere Situation. - Das läuft auf den Kontrast vieler Probleme und letztlich doch großer innerer Sicherheit hinaus.
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- Poetische Beschreibung – also eine, die über das rein Realistische hinausgeht und mit vielen Bildern arbeitet.
- Mein Zünglein stehet stät / von Wellen fort getragen /
- auf meinen Stern gericht. Mein Herz und Aug‘ ist dort /
- es wartet schon auf mich am Ruhe-vollen Port:
- dieweil muß ich mich keck in weh und See hinwagen.
- Weiter poetische Beschreibungen:
Diese Strophe konzentriert sich dann auf die eigene Sicherheit in all den Lebensstürmen. - Wichtig ist das Symbol des Sterns, der sicher zum Ziel führt.
- Typisch für die Barockzeit kann man das als Übergang in ein besseres Leben im Jenseits verstehen.
- Am Ende der Strophe dann wieder Rückkehr in die aktuelle Realität, aber mit der Betonung von „keck“ – also des eigenen Mutes
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- Weiter poetische Beschreibungen:
- offt will der Muht / der Mast / zu tausend trümmern springen.
- Bald thun die Ruder-Knecht / die sinnen / keinen Zug.
- Bald kan ich keinen Wind in glaubens-Segel bringen.
- Auch hier setzen sich die poetischen Beschreibungen fort
- Das Besondere ist die Einseitigkeit dieser Strophe, die sich nur noch auf Problemsituationen konzentriert.
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- jetz hab ich / meine Vhr zu richten / keinen fug.
- Dann wollen mich die Wind auf andre zufahrt dringen.
- bring‘ an den Hafen mich / mein Gott / es ist genug!
- Man wundert sich hier nicht, dass es in der gleichen Bildbeschreibungs-Sprache weitergeht.
- Noch einmal zwei Gefahrensituationen.
- Dann der scheinbar isolierte, aber umso wirkungsvollere Schluss, eine Art kurzes Gebet, das den Gedanken des rettenden Hafens, geleitet von dem Stern wieder aufnimmt.
Zum Reim und zum Rhythmus
Die Quartette haben beide einen umarmenden Reim
a-b-b-a
a-b-b-a
und dementsprechend auch die gleichen Versschlüsse: weiblich, männlich, männlich, weiblich.
Die Terzette lassen sich dann im Buchstaben-Schema so beschreiben:
c-d-c
d-c-d
Der Rhythmus lässt sich so bestimmen:
- Wie sehr der Wirbelstrom so vieler Angst und plagen
x X x X x X x X x X x X x
6-hebiger „JambUUUS“ – unsere Gedächtnisstütze für diesen Rhythmus. - mich drähet um und um / so bistu doch mein Hort /
x X x X x X x X x X x X - mein mittel punct / in dem mein Zirkel fort und fort
x X x X x X x X x X x X - mein Geist halb hafften bleibt vom sturm unausgeschlagen.
x X x X x X x X x X x X x
Anmerkung zur Sonett-Form
Bei Sonetten ist es häufig so, dass die beiden Quartette beschreibend sind, während die Terzette eine Art Konsequenz daraus ziehen.
Das ist hier aber ganz anders: Letztlich entspricht die ungeordnet erscheinende Abfolge von Gefahren und Sicherheit der Realität eines bewegten Lebens – wie es auch in einer Sturmsituation ist. Da gibt es heftigere und wieder ruhigere Momente.
Entscheidend ist letztlich das Gebet am Ende. Es bildet den eigentlichen Kern des Gedichtes – typisch für die christliche Grundhaltung der Barockzeit.
Was kann man mit dem Gedicht anfangen?
Das Besondere an solchen Gedichten, ist ihr Potenzial, auch noch Jahrhunderte nach ihrer Entstehung Wirkung zu entfalten.
In diesem Falle könnte man ein (fiktives) Gedicht aus einer heutigen Schüler-Situation heraus schreiben.
Spannend wird es dann, wie man den eigenen „Stern“, der einen leitet, dann genauer ausführt. Denn hier ergeben sich natürlich Unterschiede zur Glaubensgewissheit des 17. Jhdts.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Barock, bsd. Lyrik
https://textaussage.de/lyrik-der-epoche-des-barock-themenseite
— - Barock – die wichtigsten Gedichte
https://textaussage.de/barock-die-wichtigsten-gedichte
— - Infos, Tipps und Materialien zur deutschen Literaturgeschichte
https://textaussage.de/deutsche-literaturgeschichte-themenseite
— - Übersicht über unsere Themenseiten auf textaussage.de
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