Der Philosoph Husserl und seine „Lebenswelt“-Theorie, die jede Begriffs-Definition subjektiv erweitert (Mat8560-ctg)

Worum es hier geht – zwei Bilder und eine Korrektur von Vorurteilen 😉

Auf die kĂŒrzeste Weise erklĂ€rt: Das Bild zeigt, dass zwei Menschen unter einem „schönen Abend“ etwas völlig Unterschiedliches verstehen.

NatĂŒrlich handelt es sich bei der Zuordnung um alte Vorurteile – heute ist das möglicherweise schon ganz anders: Da freuen sich die MĂ€nner auf den Tanzabend – und die Frauen sorgen fĂŒr einen Sieg auf dem Fußballplatz fĂŒr das entsprechende Grillfest 😉

Interessant, dass ChatGPT das rechte Bild als erstes geliefert hat – und da auch noch ein bisschen genauer war im Hinblick auf das, was die Damenfußballerin sich da fĂŒr den Abend nach dem Sieg vorstellte. Anscheinend gab es dann als stillen Protest nur noch die farbige, aber inhaltlich reduzierte mĂ€nnliche Vorurteils-Perspektive 😉 Außerdem natĂŒrlich in der abgewandten RĂŒcken-Ansicht. Tja, Strafe muss sein, wenn man nicht von vornherein Vorurteile ausgeschlossen hat.

Nun zur Theorie:

Wenn man mehr ĂŒber die „Lebenswelt“-Theorie von Edmund Husserl wissen will, wird man machen Streit besser verstehen und umgehen können – denn hĂ€ufig geht es nur um unterschiedliche Sichtweisen auf die gleichen Begriffe.

Wir stellen die Theorie hier in 10 Punkten vor. Dabei wird deutlich, dass die Reichweite aller Begriffe viel stÀrker ins Subjektive hineinreicht, als man sich normalerweise vorstellt.

Das bedeutet eine enorme Relativierung aller philosophischen Systeme, die sich auf scheinbar eindeutigen Begriffs-Definitionen stĂŒtzen.

Wir prĂ€sentieren hier eine ChatGPT-Zusammenfassung, die wir Mia kommentieren lassen („menschliche Intelligenz in Aktion“).

  1. BegrĂŒnder der PhĂ€nomenologie
    Edmund Husserl entwickelte die PhĂ€nomenologie als Methode zur Untersuchung von Bewusstseinsakten, um die „Sachen selbst“ in ihrer Gegebenheit zu erfassen.
    Mia: Gemeint ist damit, dass es weniger auf das Wesen der Dinge ankommt als auf die Frage, wie wir sie wahrnehmen.

  2. IntentionalitÀt des Bewusstseins
    Husserl zeigte, dass Bewusstsein immer auf etwas gerichtet ist – es gibt kein leeres Bewusstsein, sondern stets eine Beziehung zu einem Gegenstand.
    Mia: Gemeint ist damit, dass wir bei allem, was uns in den Sinn oder in den Gesichtskreis kommt, schon eine Intention, eine Zielrichtung mitgegeben ist.

  3. Epoché und Reduktion
    Er fĂŒhrte das Konzept der „phĂ€nomenologischen Reduktion“ ein: Die Welt wird nicht als objektiv gegeben betrachtet, sondern als intentional konstituiert.
    Mia: Das heißt: Wir sehen alles so, wie wir es sehen wollen oder mĂŒssen.

  4. Lebenswelt als ursprĂŒnglicher Sinnhorizont
    In seinen spÀten Werken (v. a. Die Krisis der europÀischen Wissenschaften, 1936) betonte er die Lebenswelt als vorwissenschaftlichen, subjektiven Erfahrungsraum, in dem Bedeutung entsteht.
    Mia: Dies ist gewissermaßen der Abschluss der oben genannten Grundgedanken.

  5. SubjektivitÀt und intersubjektive Konstitution
    Individuelle Wahrnehmung ist fĂŒr Husserl nie isoliert – sie wird durch intersubjektive Strukturen geprĂ€gt, wodurch Begriffe eine flexible, kontextabhĂ€ngige Bedeutung erhalten.
    Mia: Gemeint ist hier, dass auch der Kontext, also die Situation, in der man etwas wahrnimmt, eine Rolle fĂŒr die Bedeutung spielt.
    Extremfall: Robinson sieht auf seiner einsamen Insel plötzlich das Segel eines Schiffes am Horizont.

  6. Sprache und Bedeutungsvielfalt
    Die Bedeutung eines Begriffs wird nicht nur logisch bestimmt, sondern durch individuelle Erfahrungen und die jeweilige Lebenswelt, die den „Spielraum“ der Begriffsverwendung rahmt.
    Mia: Gemeint ist damit, dass Begriffe sich in ihrer Bedeutung nicht durch Logik ergeben.
    Ein „Freudenhaus“ ist nicht das Gegenteil von einem „Trauerhaus“.

  7. Wissenschaftskritik
    Husserl kritisierte die Naturwissenschaften, weil sie sich von der erlebten Welt entfremdeten und alles in abstrakten Modellen erfassten – ohne RĂŒckbindung an die subjektive Erfahrung.
    Mia: Das ist etwas, was man mit einer Lehrkraft aus dem naturwissenschaftlichen Bereich diskutieren sollte. Spannend könnte das etwa in der Physik sein, wo unsere Erkenntnisse ja besonders an Grenzen stoßen.

  8. Existenzielle Dimension der PhÀnomenologie
    Seine Ideen beeinflussten Existenzphilosophen wie Heidegger und Sartre, die Husserls Fokus auf subjektive Erfahrung in ontologische Konzepte ĂŒberfĂŒhrten.
    Mia: Interessant, aber hier auch zu weitfĂŒhrend ist der Hinweis auf „verwandte“ Philosophien.

  9. Verbindung zu Nietzsche
    Nietzsche stellte mit Zarathustra eine figurative Gegenwelt zu seiner eigenen Biografie dar. In Husserls Denken wÀre Zarathustra eine gelebte Weltkonstruktion, in der Nietzsche einen Sinnraum gegen seine existenzielle Erfahrung mit Lou Salomé setzte.
    Mia: NĂ€heres dazu siehe die Seite:
    https://schnell-durchblicken.de/nietzsche-zarathustra-entstehung-und-wesenskern-auswertung-des-kapitels-12-aus-ruediger-safranskis-nietzsche-biografie

  10. Bedeutung fĂŒr moderne Hermeneutik
    Husserls Theorie der Lebenswelt zeigt, dass jeder Begriff (und jede Philosophie) durch die subjektive Erfahrung kontextualisiert wird – so wird auch Nietzsches Denken aus seiner individuellen Welt verstehbar.
    Mia: Damit sind wir bei unserer Eingangsthese wieder angelangt, die Skepsis gegenĂŒber philosophischen LehrgebĂ€uden, die stark subjektiv begrĂŒndet sind.

Insgesamt hilft Husserls Konzept der Lebenswelt, Nietzsches Zarathustra nicht nur als literarische Figur, sondern als Ausdruck einer subjektiven existenziellen Verarbeitung zu sehen.

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