Worum es hier geht â zwei Bilder und eine Korrektur von Vorurteilen đ
Auf die kĂŒrzeste Weise erklĂ€rt: Das Bild zeigt, dass zwei Menschen unter einem âschönen Abendâ etwas völlig Unterschiedliches verstehen.
NatĂŒrlich handelt es sich bei der Zuordnung um alte Vorurteile â heute ist das möglicherweise schon ganz anders: Da freuen sich die MĂ€nner auf den Tanzabend â und die Frauen sorgen fĂŒr einen Sieg auf dem FuĂballplatz fĂŒr das entsprechende Grillfest đ
Interessant, dass ChatGPT das rechte Bild als erstes geliefert hat â und da auch noch ein bisschen genauer war im Hinblick auf das, was die DamenfuĂballerin sich da fĂŒr den Abend nach dem Sieg vorstellte. Anscheinend gab es dann als stillen Protest nur noch die farbige, aber inhaltlich reduzierte mĂ€nnliche Vorurteils-Perspektive đ AuĂerdem natĂŒrlich in der abgewandten RĂŒcken-Ansicht. Tja, Strafe muss sein, wenn man nicht von vornherein Vorurteile ausgeschlossen hat.
Nun zur Theorie:
Wenn man mehr ĂŒber die âLebensweltâ-Theorie von Edmund Husserl wissen will, wird man machen Streit besser verstehen und umgehen können â denn hĂ€ufig geht es nur um unterschiedliche Sichtweisen auf die gleichen Begriffe.
Wir stellen die Theorie hier in 10 Punkten vor. Dabei wird deutlich, dass die Reichweite aller Begriffe viel stÀrker ins Subjektive hineinreicht, als man sich normalerweise vorstellt.
Das bedeutet eine enorme Relativierung aller philosophischen Systeme, die sich auf scheinbar eindeutigen Begriffs-Definitionen stĂŒtzen.
Wir prĂ€sentieren hier eine ChatGPT-Zusammenfassung, die wir Mia kommentieren lassen (âmenschliche Intelligenz in Aktionâ).
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BegrĂŒnder der PhĂ€nomenologie
Edmund Husserl entwickelte die PhĂ€nomenologie als Methode zur Untersuchung von Bewusstseinsakten, um die âSachen selbstâ in ihrer Gegebenheit zu erfassen.
Mia: Gemeint ist damit, dass es weniger auf das Wesen der Dinge ankommt als auf die Frage, wie wir sie wahrnehmen. -
IntentionalitÀt des Bewusstseins
Husserl zeigte, dass Bewusstsein immer auf etwas gerichtet ist â es gibt kein leeres Bewusstsein, sondern stets eine Beziehung zu einem Gegenstand.
Mia: Gemeint ist damit, dass wir bei allem, was uns in den Sinn oder in den Gesichtskreis kommt, schon eine Intention, eine Zielrichtung mitgegeben ist. -
Epoché und Reduktion
Er fĂŒhrte das Konzept der âphĂ€nomenologischen Reduktionâ ein: Die Welt wird nicht als objektiv gegeben betrachtet, sondern als intentional konstituiert.
Mia: Das heiĂt: Wir sehen alles so, wie wir es sehen wollen oder mĂŒssen. -
Lebenswelt als ursprĂŒnglicher Sinnhorizont
In seinen spÀten Werken (v. a. Die Krisis der europÀischen Wissenschaften, 1936) betonte er die Lebenswelt als vorwissenschaftlichen, subjektiven Erfahrungsraum, in dem Bedeutung entsteht.
Mia: Dies ist gewissermaĂen der Abschluss der oben genannten Grundgedanken. -
SubjektivitÀt und intersubjektive Konstitution
Individuelle Wahrnehmung ist fĂŒr Husserl nie isoliert â sie wird durch intersubjektive Strukturen geprĂ€gt, wodurch Begriffe eine flexible, kontextabhĂ€ngige Bedeutung erhalten.
Mia: Gemeint ist hier, dass auch der Kontext, also die Situation, in der man etwas wahrnimmt, eine Rolle fĂŒr die Bedeutung spielt.
Extremfall: Robinson sieht auf seiner einsamen Insel plötzlich das Segel eines Schiffes am Horizont. -
Sprache und Bedeutungsvielfalt
Die Bedeutung eines Begriffs wird nicht nur logisch bestimmt, sondern durch individuelle Erfahrungen und die jeweilige Lebenswelt, die den âSpielraumâ der Begriffsverwendung rahmt.
Mia: Gemeint ist damit, dass Begriffe sich in ihrer Bedeutung nicht durch Logik ergeben.
Ein âFreudenhausâ ist nicht das Gegenteil von einem âTrauerhausâ. -
Wissenschaftskritik
Husserl kritisierte die Naturwissenschaften, weil sie sich von der erlebten Welt entfremdeten und alles in abstrakten Modellen erfassten â ohne RĂŒckbindung an die subjektive Erfahrung.
Mia: Das ist etwas, was man mit einer Lehrkraft aus dem naturwissenschaftlichen Bereich diskutieren sollte. Spannend könnte das etwa in der Physik sein, wo unsere Erkenntnisse ja besonders an Grenzen stoĂen. -
Existenzielle Dimension der PhÀnomenologie
Seine Ideen beeinflussten Existenzphilosophen wie Heidegger und Sartre, die Husserls Fokus auf subjektive Erfahrung in ontologische Konzepte ĂŒberfĂŒhrten.
Mia: Interessant, aber hier auch zu weitfĂŒhrend ist der Hinweis auf âverwandteâ Philosophien. -
Verbindung zu Nietzsche
Nietzsche stellte mit Zarathustra eine figurative Gegenwelt zu seiner eigenen Biografie dar. In Husserls Denken wÀre Zarathustra eine gelebte Weltkonstruktion, in der Nietzsche einen Sinnraum gegen seine existenzielle Erfahrung mit Lou Salomé setzte.
Mia: NĂ€heres dazu siehe die Seite:
https://schnell-durchblicken.de/nietzsche-zarathustra-entstehung-und-wesenskern-auswertung-des-kapitels-12-aus-ruediger-safranskis-nietzsche-biografie -
Bedeutung fĂŒr moderne Hermeneutik
Husserls Theorie der Lebenswelt zeigt, dass jeder Begriff (und jede Philosophie) durch die subjektive Erfahrung kontextualisiert wird â so wird auch Nietzsches Denken aus seiner individuellen Welt verstehbar.
Mia: Damit sind wir bei unserer Eingangsthese wieder angelangt, die Skepsis gegenĂŒber philosophischen LehrgebĂ€uden, die stark subjektiv begrĂŒndet sind.
Insgesamt hilft Husserls Konzept der Lebenswelt, Nietzsches Zarathustra nicht nur als literarische Figur, sondern als Ausdruck einer subjektiven existenziellen Verarbeitung zu sehen.
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