Worum es hier geht:
Wir präsentieren hier den Inhalt des 5. Aktes von „Emilia Galotti“ – wie immer mit Zitaten und Anmerkungen.
V,1: Marinelli und der Prinz
- Marinelli und der Prinz schauen sich an, wie Odoardo draußen auf und abgeht. Sie überlegen, wie sie mit ihm umgehen sollen und was geschehen könnte.
- Prinz ist besorgt, Marinelli dazu:
„Die fürchtende Liebe sieht weit. Wahrlich! – Aber er wird ja nicht –“
Der Prinz bleibt bei seiner Skepsis und zeigt sogar so etwas wie Schuldbewusstsein, denkt aber letztlich weiter an seine Leidenschaft und ihre Verwirklichung:
„Wenn er nun aber! Wie dann? Was wird es uns dann helfen, dass der unglückliche Graf sein Leben darüber verloren?“ - Marinelli ergeht sich in optimistischen Floskeln:
„Wozu dieser traurige Seitenblick? Vorwärts! denkt der Sieger: es falle neben ihm Feind oder Freund.“ - Dann scheint ihm ein neuer Einfall zu kommen. Überlegend murmelt er:
„Das geht! Ich hab‘ es! – Weiter als zum Wollen, soll er es gewiß nicht bringen. Gewiß nicht! –“ - Der Prinz denkt an die früheren Aktionen und ihre zunehmend schlimmen Folgen. Deshalb droht er:
„Nur, Marinelli! –“ - Aber sein Berater scheint sich sicher zu sein: „Das Unschuldigste von der Welt!“
V,2: Monolog Odoardos, der noch warten muss
- Zunächst ein Monolog Odoardos, da er sich allein gelassen sieht. Marinelli trägt dem Prinzen noch seinen neuen Plan vor.
- Er will ruhiger werden, meint, er habe sich auch vielleicht zu sehr von der Gräfin beeinflussen lassen.
„Gut; ich soll noch kälter werden. Es ist mein Glück. – Nichts verächtlicher, als ein brausender Jünglingskopf mit grauen Haaren! Ich hab‘ es mir so oft gesagt. Und doch ließ ich mich fortreißen: und von wem? Von einer Eifersüchtigen; von einer für Eifersucht Wahnwitzigen. – Was hat die gekränkte Tugend mit der Rache des Lasters zu schaffen?“ - Dann überlegt er, was er sich wünschen könnte:Und deine Sache, – mein Sohn! mein Sohn! – Weinen konnt‘ ich nie; – und will es nun nicht erst lernen – Deine Sache wird ein ganz anderer zu seiner machen!
- Die Strafe für den Tod Appianis überlässt er einer höheren Macht:
„Und deine Sache, – mein Sohn! mein Sohn! – Weinen konnt‘ ich nie; – und will es nun nicht erst lernen – Deine Sache wird ein ganz anderer zu seiner machen!“ - Ihm reicht es, wenn der Prinz mit seiner Schuld weiterleben muss, ohne die Früchte zu genießen, also Emilia bei sich zu haben.
„Genug für mich, wenn dein Mörder die Frucht seines Verbrechens nicht genießt. – Dies martere ihn mehr, als das Verbrechen! Wenn nun bald ihn Sättigung und Ekel von Lüsten zu Lüsten treiben; so vergälle die Erinnerung, diese eine Lust nicht gebüßet zu haben, ihm den Genuß aller! In jedem Traume führe der blutige Bräutigam ihm die Braut vor das Bette; und wann er dennoch den wollüstigen Arm nach ihr ausstreckt: so höre er plötzlich das Hohngelächter der Hölle, und erwache!“ - Man merkt hier deutlich, wie auch Odoardo (nach dem Hassausbruch der Gräfin Orsina) schon fast wie eine Figur aus den Sturm-und-Drang-Dramen Schillers spricht.
V,3: Gespräch zwischen Marinelli und Odoardo:
- Zunächst geht es um den Austausch von Informationen. Marinelli will wissen, wie Odoardo drauf ist. Und dieser will wissen, wo Emilia ist.
- Dann wendet sich das Gespräch der entscheidenden Frage zu, nämlich der, wie es mit Emilia weitergeht.
- Odoardo will sie mit sich nehmen, raus aus dem Einflussbereich des Fürsten und seines Hofes.
- Marinelli deutet an, dass vorher aber noch etwas geklärt werden müsse – und zwar im Schloss des Prinzen.
- Dies irritiert beziehungsweise empört natürlich ihren Vatert.
- Marinelli überlässt die Auflösung dem Prinzen.
V,4: Neuer Monolog Odoardos
- Odoardo ärgert sich wieder darüber, dass er sich hat erregen lassen.
- So hat er nämlich die Chance verpasst, Marinelli erst mal sagen zu lassen, was als Nächstes geplant ist.
- Jetzt stellt er sich auf einen Streit mit dem Prinzen ein und will auf jeden Fall die eigene Position im Hinblick auf seine Tochter behaupten.
- Dabei ist er auch bereit, Grenzen zu überschreiten – was eine mögliche Erklärung für die radikale Lösung der Tötung der Tochter am Schluss ist:
„Wie? – Nimmermehr! – Mir vorschreiben, wo sie hin soll? – Mir sie vorenthalten? – Wer will das? Wer darf das? – Der hier alles darf, was er will? Gut, gut; so soll er sehen, wie viel auch ich darf, ob ich es schon nicht dürfte! Kurzsichtiger Wüterich! Mit dir will ich es wohl aufnehmen. Wer kein Gesetz achtet, ist eben so mächtig, als wer kein Gesetz hat. „ - Er will sie nämlich nach dem Tod ihres Bräutigams in Sicherheit bringen.
V,5: Odoardo gegen Marinelli und den Prinzen
- Nach einem gewissen Vorgeplänkel, was die Beziehung Odoardos zum Prinzen angeht, kommt das Gespräch auf den heiklen Punkt.
- Es geht darum, dass angeblich nicht einfache Räuber an dem Überfall beteiligt waren, sondern möglicherweise ein Nebenbuhler. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, wird Odoardo vermittelt, Emilia noch genauer zu verhören und zunächst mal nicht nach Hause zu lassen.
- Auf Einwände des Vaters entscheidet der Prinz, dass Emilia in das Haus des Kanzlers gebracht wird, wo sie angeblich sicher ist.
- Sie soll aber auf jeden Fall von der Mutter und dem Vater ferngehalten werden, angeblich aus Untersuchungsgründen.
- Odoardo scheint dem zuzustimmen, will aber unbedingt vorher seine Tochter noch einmal sprechen. Er begründet das damit, dass er ihr möglichst schonend die Nachricht vom Tod ihres Bräutigams beibringen möchte.
- Was interessante Textstellen angeht, so macht die folgende Bemerkung Odoardos deutlich, wie weit sein Verdacht inzwischen geht:
- „ODOARDO. Zu viel Gnade! – Erlauben Sie, Prinz, dass ich meinem unglücklichen Kinde alle die mannichfaltigen Kränkungen erspare, die Freund und Feind, Mitleid und Schadenfreude in Guastalla für sie bereit halten.
- DER PRINZ. Um die süßen Kränkungen des Freundes und des Mitleids, würde es Grausamkeit sein, sie zu bringen. Daß aber die Kränkungen des Feindes und der Schadenfreude sie nicht erreichen sollen; dafür, lieber Galotti, lassen Sie mich sorgen.
[Es ist erstaunlich, wie schnell der Prinz sich hier zu einem Freund der Familie bzw. Emilias macht.] - ODOARDO. Prinz, die väterliche Liebe teilet ihre Sorgen nicht gern. – Ich denke, ich weiß es, was meiner Tochter in ihren itzigen Umständen einzig ziemet. – Entfernung aus der Welt; – ein Kloster, – sobald als möglich.
- DER PRINZ. Ein Kloster?
- ODOARDO. Bis dahin weine sie unter den Augen ihres Vaters.
- DER PRINZ. So viel Schönheit soll in einem Kloster verblühen? – Darf eine einzige fehlgeschlagene Hoffnung uns gegen die Welt so unversöhnlich machen?“
[Hier wird besonders deutlich, worauf das Interesse des Prinzen sich wirklich richtet. Kein Mitgefühl mit einer jungen Frau, die gerade ihren Bräutigam verloren hat – nur egoistisches Interesse.
V,6: Erneuter Monolog Odoardos
- Zunächst ein Monolog Odoardos: Er ist wieder äußerst erregt und denkt in dunklen Andeutungen darüber nach, was er tun könnte, um seine Tochter vor dem Prinzen zu retten. Anscheinend überlegt er hier schon extreme Möglichkeiten, zuckt dann aber zurück, will gehen – und in dem Moment erscheint Emilia.
- Am interessantesten ist diese Passage:
- „Schon recht! Lustig, lustig. Das Spiel geht zu Ende. So, oder so! –
- Aber –
Pause.
wenn sie mit ihm sich verstünde? Wenn es das alltägliche Possenspiel wäre? Wenn sie es nicht wert wäre, was ich für sie tun will? – - Pause.
Für sie tun will? Was will ich denn für sie tun? – Hab‘ ich das Herz, es mir zu sagen? – Da denk‘ ich so was: So was, was sich nur denken lässt. – - Grässlich! Fort, fort! Ich will sie nicht erwarten. Nein! – Gegen den Himmel. Wer sie unschuldig in diesen Abgrund gestürzt hat, der ziehe sie wieder heraus. Was braucht er meine Hand dazu? Fort!
- Er will gehen, und sieht Emilien kommen.
- Zu spät! Ah! er will meine Hand; er will sie!“
V,7: Aussprache zwischen Odoardo und Emilia
- Jetzt sprechen sich Odoardo und Emilia aus. Sie klären zunächst die Situation und überlegen dann, was weiter getan werden kann.
- Letztlich läuft es darauf hinaus, dass Emilia Selbstmord mit dem Dolch der Gräfin Orsina begehen will, den ihr Vater ja bei sich führt.
- Davon bringt Odoard sie aber mit Hinweis auf den Sündencharakter einer solchen Tat ab und nimmt ihr den Dolch ab.
- Als Emilia andeutet, sie könne sich auch mit einer Haarnadel umbringen, entschließt sich ihr Vater dazu, sie selbst zu erstechen. Sie ist allerdings nicht gleich tot.
V8: Dazu noch der Prinz mit Marinelli
- Als der Prinz mit Marinelli kommt, ist er zunächst erschüttert wegen der Leiche, nachdem er zunächst an einen Schwächeanfall gedacht hatte.
- Odoardo antwort nur kühl mit Hinweis auf die Situation, in der Emilia sich befand:
„Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert.“ - Emilia will ihren Vater in Schutz nehmen und nimmt die Tat auf sich.
- Odoardo aber hindert sie daran, weil er nicht möchte, dass seine Tochter mit einer Lüge aus dem Leben scheidet.
- Als Emilia tot ist, gibt Odoardo den Dolch dem Prinzen und ist bereit, die Strafe für seine Tat auf sich zu nehmen.
- Der Prinz verzichtet aber auf irgendwelche Maßnahmen gegen Emilias Vater. Ihm ist es wichtiger, Marinella als angeblich allein Schuldigen an allem zu verbannen.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Emilia Galotti
https://schnell-durchblicken.de/lessing-emilia-galotti-themenseite
— - Lessings „Emilia Galotti“ als bürgerliches Trauerspiel und Werk der Aufkärung
https://www.schnell-durchblicken2.de/emilia-galotti
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