Experten-Tipps zum Umgang mit dem Rhythmus von Gedichten (Mat2345-exp)

Worum es hier geht:

Vor kurzem haben wir ein Video auf Youtube hochgeladen, in dem wir helfen wollten beim Umgang mit dem Rhythmus von Gedichten. Unser Ansatz war, das möglichst einfach darzustellen.

Videolink

Für alle die, die noch mehr wollen, dürfte der Kommentar interessant sein, den wir daraufhin bekommen haben. Es lohnt sich sicher, sich das mal genauer anzuschauen.

Kommentar von @ChrisSchu (von uns in Kursivschrift kenntlich gemacht)

Hallo, danke für das Video. Etwas kurz, aber gewiss zweckmäßig. Hier deshalb meine Tipps, inwiefern sie nützlich sind, könnt ihr entscheiden:

  1. Überbetontes (Vor-)Lesen Einmal das Gedicht im Jambus vorlesen, einmal im Trochäus. Bei falscher Betonung klingt das Gedicht, als würde es leiern (wie bei einer alten Kassette).
  2. 10 Kurze Betonungsregeln für 99% der (Normal-)Fälle:
    • 1) Bei mehrsilbigen (deutschen) Wörtern Erstsilbenbetonung LAUfen, WASser
    • 2) Vorsilben werden nicht betont: verLAUfen, aufBAUen – Klassiker UMfahren oder umFAHren
    • 3) kleine Neben-Wörter werden nicht betont, Bsp. ein, die, auf, mit etc. – bis hier hin sind 80 % aller Betonungsfragen beantwortet
    • 4) Tipp: keine Doppelung betonter Silben, sprich, habe ich nach dem ersten Prinzip betonte Silben gefunden, muss die davor und dahinter unbetont sein (Ausnahme ist das Distichon)
    • 5) es gibt schwebende Betonungen (in eurem Beispiel das Wort Problem)
    • 6) lateinische und griechische Wörter haben oft Endsilbenbetonung – Bsp: eLYsiUM oder substanTIV
    • 7) Sinnbetonung: Wörter werden im Deutschen oft mehr betont, wenn sie der bedeutungstragende Sinnträger des Satzes sind – Wer geht ins Haus? ICH gehe ins Haus – Wohin gehe ich? ich gehe ins HAUS – Wie komme ich dorthin? ich GEhe ins Haus
    • 8) Auftakt ist möglich, oft bei Daktylus (was selbst ein Daktylus ist, umgekehrt zur Anapäst) das SINGende KLINGende BÄUMchen – (hier katalektisch)
    • 9) Keine Angst vor unvollständigen (katalektischen) Metren, es ist üblich den letzten Jambus oder Trochäus also die letzte Hebung abzuschneiden (englisch to cut, ist eine Eselsbrücke für Katalexe, vollständige Metren sind akatalektisch sprich nicht-abgeschnitten. Hyperkatalexe bedeutet, es ist eine Silbe zu viel, ein gutes Übungsgedicht ist Mörikes Er ist’s)
    • 10) Tipp: Bei der Bestimmung des Metrums nutze ich Textmarker: rot oder blau für betont, grün oder gelb für unbetont, da kann man schneller ein Muster erkennen, erst mal alle betonten Silben markieren, bei denen man sich nach den bisherigen Regeln sicher ist, dann die unbetonten und schließlich schauen, welche Silben noch übrig bleiben.
  3. Lyrik und Lyrics
    • Da die Lyrik von der Lyra abstammt, was ein Instrument war, kann man Lyrik auch singen, hat man also entsprechende Melodien im Kopf , eine Gitarre oder ein Vergleichsgedicht, kann man die Melodie besser verstehen:—

      • Trochäus: (EINS zwei) Freude schöner Götterfunken (europäische Nationalhymne) Atemlos durch die Nacht (H. Fischer)
      • Jambus: (eins ZWEI) Ein hoch auf uns (Bourani) Ich war noch niemals in New York (U. Jürgens)
      • Daktylus: ist der Walzertakt (EINS zwei drei) daher Wiener Walzer, Bob Dylas the times they are changing
      • Anapäst: (eins, zwei DREI) ist im Deutschen mit 0,1% unüblich, da die deutsche Erstsilbenbetonung mit der römischen nicht gut zurecht kommt, könnte aber ähnlich wie Daktylus gezählt werden, nur umgekehrt, das ergibt auch den treibenden Klang, teilweise zu erkennen bei Julia Engelmanns „Grapefruit“

Wir wünschen viel Erfolg – beim „Selbst-mal-Ausprobieren“.

Und wenn da noch Fragen auftauchen sollten. Über diese Seite erreichen kann man uns erreichen.
https://textaussage.de/schnelle-hilfe-bei-aufgaben-im-deutschunterricht

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