Ermittlung der Aussage durch Signalbündelung: Beispiel Goethe, „Warum gabst du uns …“ (Mat7328-aussage)

Worum es hier geht:

Nachdem man sich den Inhalt klargemacht hat:
https://schnell-durchblicken.de/goethe-warum-gabst-du-uns-die-tiefen-blicke-inhaltsbeschreibung
kommt es darauf an, die Signale zu ermitteln, die man am Ende zu Aussagen bündeln kann.

Schritt 1: Durchsicht des Gedichtes und Klärung der Detail-Aussagen

Schritt 0: unschöne Arbeitsphase, die aber letztlich das Folgende ermöglicht hat

Jeder hat so seinen eigenen Arbeitsstil – wir gehen gerne mal mit einer Datei „wandern“ – setzen uns irgendwo hin und versuchen, Zusammenhänge zu erkennen – das kann dann so aussehen.

Der nächste Punkt zeigt dann, dass wir rechtzeitig noch etwas „Lesbares“ draus gemacht haben, bevor wir vor der eigenen Kritzelei kapitulieren müssen.

Schritt 1: Ausformulierung der Aussagen

Wir finden die Aussagen durch Bündelung der Signale

In der ersten Strophe:
  1. die besondere Situation der „wir“-Gruppe:
    Sie haben die „tiefen Blicke“ bekommen.
  2. Dabei werden zwei Richtungen deutlich:
    • nach außen
      • Zukunft ahnen
      • auf die Liebe vertrauen
    • nach innen:
      • einander ins Herz sehen
      • das wahre Verhältnis zu erkennen
Dagegen in der 2. Strophe
  • die „tausend Menschen“, „dumpf sich treibend“
    • aber zwischen hoffnungslos
    • und wieder Freude
  • Die Wir-Gruppe dagegen
    • kein wechselseitiges oder wechselndes Glück dieser Art
    • anscheinend vier Illusionsvarianten (17-20)
In der 3. Strophe
  • dann noch eine vertiefte Klärung der Unterschiede
    • glückliche Ahnungslosigkeit gegen
    • die tiefen Blicke
  • Frage nach den Ursachen der Besonderheit
    • woher kommt die besondere Bindung?
    • Vermutung: in früheren Zeiten Schwester/Frau
      (man merkt, wie Goethe hier schwankt zwischen Realität und Bedürfnissen)
In der 4. Strophe

dann das Hohelied der Fähigkeit des geliebten Gegenübers

  • „mit einem Blicke lesen“, was sonst undurchdringlich ist
  • mäßigender, richtigender = lenkender Einfluss
  • Erholung
  • Angebot von Leichtigkeit
    -> ZF: dankbare Seligkeit -> schwellende Herzen, erhellt und beruhigt
In der 5. Strophe:
  • Wendung ins Negative – nur noch ein Erinnern
  • Herz = ungewiss
  • Schmerzvolles Nebeneinander von alter Wahrheit und neuem Zustand
  • -> nur halbe Beseelung, Verdunkelung des Tages
  • Das einzig Positive, dass die Quälerei die beiden nicht ändern kann.
  • Also will er so sein – „schöne Seele“?=
Schritt 3: Systematische Zusammenfassung

Das Gedicht zeigt:

  1. den Versuch einer intensiven Auseinandersetzung mit der gefühlten Besonderheit einer Beziehung.
  2. Ausgangspunkt ist das Gefühl, dass man über tiefere Blicke als andere verfügt.
  3. Der entscheidende Unterschied:Andere leben mehr oder weniger vor sich hin, sind mal unglücklich und dann wieder glücklich.Das verhindern die „tiefen Blicke“ bei der Wir-Gruppe.
  4. Die Frage, warum das so ist, wird sehr weitläufig beantwortet in Richtung eines früheren Lebens.
  5. In der Schluss-Strophen ergibt sich für das lyrische Ich allerdings auch ein Stimmungswechsel: Zunächst die präzise geschilderten Glücksmomente, dann der Absturz in die Zeit danach – am Ende dann der Trost fast einer schönen Seele, wie Schiller es später formuliert hat:Man nimmt sein Schicksal an und möchte gar nicht anders sein.

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