Goethes „Werther“ – der psychoanalytische Interpretationsansatz (Mat8730)

Im Folgenden zeigen wir, wie man den entsprechenden Abschnitt eines Arbeitsblattes so zusammenfassen kann, dass der Vortrag von den Mitschülern verstanden wird und dementsprechend auch strukturiert im Gedächtnis abgelegt werden kann.

Wir vermuten, dass der Ausschnitt, den wir hier nur zusammenfassen, aus
EinFach Deutsch Unterrichtsmodelle: Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werthers: Gymnasiale Oberstufe Taschenbuch – 14. Juli 2004 stammt, das man vor allem Lehrkräften empfehlen kann. Dort gibt es nämlich gute Einführungen in die Teilaspekte der Besprechung des Romans. Außerdem entsprechende Arbeitsblätter.

Zunächst eine Vorüberlegung zu dem, was man unter „Interpretationsansatz“ versteht.
  • Hier sind wir im Bereich der Wissenschaft.
    • Dort ist es üblich, dass verschiedene Ansätze verfolgt werden. Die unterscheiden sich dann grundsätzlich vom Blickwinkel aus.
    • Am besten stellt man sich das so vor, dass auf einem Marktplatz etwas geschieht – und von verschiedenen Hochhäusern gibt es verschiedene Blickwinkel.
    • Da ist die Polizeizentrale, von dort schaut man anders auf das Geschehen als von der
    • Pressezentrale des Rundfunks oder einer großen Zeitung.
    • Wieder anders wird das Geschehen von der Dachterrasse eines großen Hotels beurteilt.
    • Und noch wieder anders vom Bürohochhaus einer internationalen Firma, die Gäste aus dem Ausland erwarten und nicht möchten, dass die aus Versehen auch mit Eiern beworfen werden, die vielleicht dem unbeliebten Bürgermeister gelten.
    • Dessen Mitarbeiter betrachten vom Rathaus aus auch das Geschehen – mit entsprechenden Gefühlen.
  • Bei Werther werden wir vier verschiedene Interpretationsansätze vorstellen:
    • einmal den“geistesgeschichtlichen Ansatz“. Da geht es besonders um den kulturellen Hintergrund. Der zeigt sich in der Epoche des „Sturm und Drang.“
      (kommt noch)
    • dann den marxistischen Interpretationsansatz, der sich auf Werthers Kritik an der bürgerlichen Welt und an der Diskriminierung durch den Adel stürzt. Damit sind zugleich die beiden Gesellschaftsschichten benannt, die sich im 18. Jhdt. im Konflikt befinden.
      (kommt noch)
    • Dann der psychoanalytische Ansatz, den haben wir schon auf dieser Seite vorgestellt:
      https://schnell-durchblicken.de/goethe-werther-psychoanalytischer-interpretationsansatz
    • und schließlich der „historisch-kritische“ Interpretationsansatz. Da wird Kunst und dementsprechend auch ein literarisches Werk nicht als „überzeitlich“ angesehen – mit Ewigkeitswert. Vielmehr wird es als historisches Phänomen betrachtet – genauso wie Architektur oder auch die Esskultur.
      (kommt noch)

Hier also nun die strukturierte Zusammenfassung des kurzen Abschnitts, die eine unserer Lehrkräfte für Schülerinnen und Schüler erstellt hat – also Demoversion für die strukturierte Vorstellung von Sachtext-Informationen:
Die Zahl vorne verweist auf die Zeilen in der Vorlage:

Vorstellung des 3. Interpretationsansatzes
  • [Thema
    (100) Es geht um einen psychoanalytischen Ansatz, also einen, der nach Sigmund Freud nach den tiefen Hintergründen in der seelischen Konstitution fragt.
  • [Grobstruktur des Textes]
    (102) Ebene 1: Zusammenhang von Roman und Biografie Goethes

    • (102) Hervorgehoben wird, dass von Anfang an man versucht hat, vom Roman aus auf Goethe zu schließen. Der Roman wäre dann eine Bewältigung einer unglücklichen Liebe, eine Art Therapie.
    • (112) Die sei auch nötig gewesen, da Goethe selbst unter Suizidgedanken gelitten habe (vgl. Safranski).
    • (116) Hingewiesen wird auf eine veränderte Werther-Ausgabe ab 1782, die wieder mit einer Lebenskrise bei Goethe zusammenhing. Die ist dann durch die Italienreise behoben worden – und das hat zu einer entspannteren zweiten Romanfassung geführt.
  • (130) Ebene 2:
    Psychologische Interpretation der Romanfigur

    • (134) Werther mit fehlte mit der Mutter eine Orientierungsinstanz – mit Stabilisierung von Gefühl und Vernunft.
      • (137) Werther hätte eine Mutter gebraucht, die ihn unterstützt und nicht in die ungeliebte Stadt zieht.
      • (148) Werther findet dann in der Umgebung von Lotte einen Ersatz für die verlorene Natur der Kindheit.
      • (152) Deshalb gibt es auch einen Zusammenhang zwischen positiver Stimmung und schöner Natur.
      • (156) Der Text geht soweit, in der Natur sogar eine riesenhafte Projektion der Mutter zu sehen.
    • (159) Außerdem fehlt Werther natürlich auch der früh verstorbene Vater.
      • (165) Damit fehlt eine Normierungsinstanz, die man in der geregelten  bürgerlichen Welt braucht.
      • (167) So fehlt Werther auch die Erfahrung konstruktiver Auseinandersetzungen, was ihn unfähig macht für die Bewältigung seines Beziehungskonflikts mit Lotte.

Man sieht hier, dass eine solche Strukturierung auch jederzeit die Erstellung eines Schaubildes ermöglicht. Das bedeutet, dass dort eine räumliche Struktur wie eben bei einem Bild vorliegt, die deutliche Vorteile hat gegenüber der Linearität einer Textstruktur.

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