KI-Mia: Rollenbiografie: Was ist das und wie schreibt man das? Beispiel: Lessings „Emilia Galotti“ (Mat 7298-norm)

Worum es hier geht:

  • Was versteht man im Deutschunterricht unter einer Rollenbiografie?

    • Selbstdarstellung einer Figur in der Ich-Form
      • In der Regel Monolog (man könnte mit der Lehrkraft absprechen, ob auch ein Brief möglich ist, allerdings hat man da einen Adressatenbezug, der möglicherweise Rücksichtnahme erfordert, also eine veränderte Kommunikationssituation.
      • Wie bei der Charakteristik ist eine solche Darstellung keine Personenbeschreibung, sondern es geht um das Verständnis einer literarischen Figur, wie sie sich z.B. in einem Drama präsentiert.
    • Interessant ist die Frage, ob man bei der Figur etwas hinzuerfinden darf. Das wäre eine interessante Variante im Vergleich zu einer streng analytischen Charakteristik. Es sollte mit der Lehrkraft abgesprochen oder einfach mal bewusst ausprobiert werden.
    • Sinnvollerweise beginnt eine Rollenbiografie, die eigentlich Rollen-Autobiografie heißen müsste mit allgemeinen Dingen und nähert sich dann immer mehr der besonderen Rolle und vielleicht auch dem Schicksal der Figur.
    • Ansonsten sollte man alles einbeziehen, was bei der Figur und ihrer Rolle wichtig ist, um sie verstehen zu können – bzw. zu zeigen, wie sie sich selbst versteht.
    • Man merkt hier schon, wie sinnvoll es sein kann, wenn man am Ende die Figur ihr eigenes Handeln aus der Rückschau beurteilen lässt – zwischen Einsicht und trotzigem Beharren auf den eigenen Entscheidungen.

Beispiel für eine „normale“ Rollenbiografie

Wir präsentieren hier eine Lösung, die wir von der KI haben erstellen lassen – in kursiver Schrift.

Dazu kommen unsere MIA-Kommentare – eingerückt in Normalschrift.
(MIA = Menschliche Intelligenz in Aktion)

Zunächst die KI-Lösung:

Eine mögliche Rollenbiografie des Prinzen aus Lessings „Emilia Galotti“ könnte wie folgt aussehen:
  1. Ich bin Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla. Als absoluter Herrscher genieße ich alle Privilegien meines Standes, doch die Verantwortung, die mit meiner Position einhergeht, empfinde ich oft als Last. Mein Leben ist geprägt von Luxus und Vergnügungen am Hof, während ich die Regierungsgeschäfte meist meinen Beratern überlasse.
    • Name, Rang, dann das Besondere seiner Position als Herrscher mit Hinweis auf die damit verbundenen Privilegien.
    • Hier hätte man gerne gewusst, was das für Privilegien sind – z.B. das schnelle Unterschreiben von Todesurteilen.
    • Das mit der Last könnte näher geklärt werden – es geht ja nur um dieses Todesurteil in einer besonderen Situation. Die könnte aber stellvertretend eingebaut worden sein.
    • Interessanter ist, dass er sich darüber hinaus überhaupt nicht mit den Regierungsgeschäften beschäftigt.
    • Aber das wird am Ende angesprochen, aber im Drama nicht gezeigt. Wie gut der Mann herrscht, bleibt unklar.
    • Luxus und Vergnügungen werden im Drama auch nur angedeutet.
    • Hier merkt man deutlich, dass die KI sich hier nicht viele Gedanken macht, was das Besondere der Figur im Drama angeht.
  2. Von Geburt an wurde ich auf meine Rolle als Fürst vorbereitet. Man lehrte mich, dass mein Wille Gesetz ist und ich über dem gemeinen Volk stehe. Diese Erziehung hat mich zu einem impulsiven und egozentrischen Mann gemacht. Ich bin es gewohnt, dass sich alles um mich dreht und meine Wünsche sofort erfüllt werden.
    • Auch hier einige Spekulationen,
    • Die nicht immer überzeugen. Denn die Erziehung hat wahrscheinlich nur etwas gefördert, was bei ihm schon da war.
  3. Obwohl ich mit der Prinzessin von Massa verlobt bin, fühle ich mich an diese Verbindung nicht gebunden. Stattdessen pflege ich zahlreiche Liebschaften, wie jene mit der Gräfin Orsina. Doch wahre Liebe habe ich nie empfunden – bis ich Emilia Galotti erblickte. Ihre Schönheit und Unschuld haben mich verzaubert und in mir eine Leidenschaft entfacht, wie ich sie noch nie zuvor verspürt habe.
    • Hier wird einiges richtig angesprochen.
    • Das mit der wahren Liebe ist ein schönes Beispiel dafür, dass eine Figur nicht immer die ganze Wahrheit sagt, sondern eben das, was sie glaubt zu fühlen oder sich einredet.
  4. Mein Verlangen nach Emilia lässt mich alle Grenzen überschreiten. Ich scheue nicht davor zurück, meine Macht zu missbrauchen und intrigante Pläne zu schmieden, um sie zu besitzen. Mein treuer Kammerherr Marinelli unterstützt mich dabei tatkräftig. Gemeinsam hecken wir einen Plan aus, um Emilias Hochzeit mit dem Grafen Appiani zu verhindern.
    • Hier hätte der Prinz deutlich machen können, dass er bewusst Einzelheiten der Umsetzung des Plans offengelassen hat. Typisch für Leute, die sich das leisten können und hinterher keine Verantwortung übernehmen, sondern die Schuld einem Sündenbock aufbürden wollen.
  5. Erst als die Ereignisse außer Kontrolle geraten und Emilia durch die Hand ihres eigenen Vaters stirbt, werde ich mit den Konsequenzen meines Handelns konfrontiert. Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich so etwas wie Reue und Mitgefühl. Dieser Vorfall erschüttert mein Selbstbild und lässt mich an meiner bisherigen Lebensweise zweifeln.
    • Auch das dürfte wohl die aktuelle Auffassung des Prinzen sein, die er gerne verbreiten möchte.
    • Ob das wirklich so ist, erfährt man nicht. In einem Monolog könnte man eigentlich ehrlicher sein. Nach dem Motto: „Gut, dass ich meine Leute habe für die unangenehmen Dinge.“
  6. Ich bin hin- und hergerissen zwischen meiner Erziehung als absoluter Herrscher und dem aufkeimenden Bewusstsein für moralisches Handeln. Vielleicht wird dieses Ereignis einen Wendepunkt in meinem Leben markieren und mich dazu bringen, meine Rolle als Fürst zu überdenken und verantwortungsvoller zu agieren.
    • Das hier erscheint doch sehr „von außen gedacht“.
    • Jemand, der so nebenbei Todesurteile unterschreibt und wahrscheinlich jede Menge fragwürdige Entscheidungen schon hat treffen müssen, ist soviel Einsicht eher unwahrscheinlich.
    • Auch hier merkt man, dass solche eine Rollen(Auto)biografie eher vom Kern des Stückes wegführen kann. Denn der besteht eher im Verhalten der Familie von Emilia. Sie wird als Opfer von Herrscherwillkür dargestellt, aber auch als Opfer von mehr Moral als Klugheit – das gilt aber mehr für ihre Eltern.

Zum Vergleich:

Eine „experimentelle“ Rollen(Auto)biografie, die uns und hoffentlich auch den Schülis mehr Spaß machen dürfte.
https://schnell-durchblicken.de/rollenbiografie-lebendig-am-beispiel-des-prinzen-aus-lessings-emilia-galotti

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