Klausur Goethe, Werther, Brief vom 30. August mit Klosterwahl-Aufgabe (Mat8584)

Klausuraufgabe

  1. Analysieren Sie den Brief vom „30. August“ aus Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“, indem Sie
    1. den Textauszug zunächst mit Angabe des Themas in einem Einleitungssatz vorstellen,
    2. dann mit Blick auf den Textauszug die Situation klären, in der Werther sich am Anfang des Briefes befindet,
    3. als nächstes einen Überblick über die Erzählstruktur des Briefes geben
    4. und dann seine Intentionalität (Aussagen) herausarbeiten
    5. sowie am Ende schließlich zeigen, mit welchen sprachlichen und rhetorischen Mitteln die Aussagen des Textauszugs unterstützt werden.
  2. Erörtern Sie anschließend, ob ein Leben im Kloster, wie es Werther vorschwebt, ihn vor dem Grab retten könnte, und nutzen Sie dabei die Informationen zu den verschiedenen Mönchsorden.

Hier zunächst der Textauszug aus Goethes Roman (in Kursivschrift), weiter unten gibt es eine Druckvorlage.

Zu finden ist der Text u.a. hier:
Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Band 6, Hamburg 1948 ff, S. 7-60.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004853385

Am 30. August.

Unglücklicher! Bist du nicht ein Tor? Betrügst du dich nicht selbst? Was soll diese tobende, endlose Leidenschaft? Ich habe kein Gebet mehr als an sie; meiner Einbildungskraft erscheint keine andere Gestalt als die ihrige, und alles in der Welt um mich her sehe ich nur im Verhältnisse mit ihr. Und das macht mir denn so manche glückliche Stunde – bis ich mich wieder von ihr losreißen muß! Ach Wilhelm! wozu mich mein Herz oft drängt! – Wenn ich bei ihr gesessen bin, zwei, drei Stunden, und mich an ihrer Gestalt, an ihrem Betragen, an dem himmlischen Ausdruck ihrer Worte geweidet habe, und nun nach und nach alle meine Sinne aufgespannt werden, mir es düster vor den Augen wird, ich kaum noch höre, und es mich an die Gurgel faßt wie ein Meuchelmörder, dann mein Herz in wilden Schlägen den bedrängten Sinnen Luft zu machen sucht und ihre Verwirrung nur vermehrt – Wilhelm, ich weiß oft nicht, ob ich auf der Welt bin! Und – wenn nicht manchmal die Wehmut das Übergewicht nimmt und Lotte mir den elenden Trost erlaubt, auf ihrer Hand meine Beklemmung auszuweinen, – so muß ich fort, muß hinaus, und schweife dann weit im Felde umher; einen jähen Berg zu klettern ist dann meine Freude, durch einen unwegsamen Wald einen Pfad durch – zuarbeiten, durch die Hecken, die mich verletzen, durch die Dornen, die mich zerreißen! Da wird mir’s etwas besser! Etwas! Und wenn ich vor Müdigkeit und Durst manchmal unterwegs liegen bleibe, manchmal in der tiefen Nacht, wenn der hohe Vollmond über mir steht, im einsamen Walde auf einen krumm gewachsenen Baum mich setze, um meinen verwundeten Sohlen nur einige Linderung zu verschaffen, und dann in einer ermattenden Ruhe in dem Dämmerschein hinschlummre! O Wilhelm! die einsame Wohnung einer Zelle, das härene Gewand und der Stachelgürtel wären Labsale, nach denen meine Seele schmachtet. Adieu! Ich sehe dieses Elendes kein Ende als das Grab.

Für die 2. Aufgabe stehen drei verschiedene Klostervarianten zur Wahl:

 

  1. Kloster A:
    • Der Schwerpunkt liegt auf dem Gebet und religiösen Übungen, wozu auch Meditation gehört.
    • Die Mönche leben abgeschieden von der Außenwelt
    • Der Tagesablauf ist stark durch Gebetszeiten, Gottesdienste und religiöse Übungen bestimmt.
    • Die Mönche tragen spezielle Gewänder, die ihre Hingabe an Gott deutlich machen.
  2. Kloster B:
    • In diesen Klöstern sind die Mönche nicht nur für das Gebet verantwortlich, sondern auch für praktische Arbeiten. Sie können in der Landwirtschaft, im Handwerk, in der Bildung oder in anderen Bereichen tätig sein.
    • Anders als in den Klöstern des Typs A haben die Mönche hier mehr Kontakt zur Außenwelt. Sie können Besucher empfangen und sind aktiver in der Gemeinschaft engagiert.
    • Neben den Gebetszeiten haben die Mönche auch Arbeitszeiten. Der Tagesablauf ist vielfältiger und weniger streng strukturiert.
    • Die Mönche tragen oft zivile Kleidung, die ihrer Arbeit entspricht.
  1. Kloster C:
    • In diesen Klöstern sind die Mönche nicht nur für das Gebet verantwortlich, sondern arbeiten auch als Gelehrte (was Studium und später professorale Lehre einschließt) und als Prediger.
    • Dementsprechend ist der Kontakt zur Außenwelt sehr viel intensiver, es kommt auch zu mehr Austausch mit anderen Gelehrten und Kirchenvertretern..
    • Eingesetzt werden sie vor allem dort, wo das religiöse Leben aus Sicht der kirchlichen Obrigkeit Probleme aufweist.

Druckvorlage

Mat8584 Klausur Goethe, Werther, 30. August, Klosterwahl-Aufgabe

Lösungshinweise:

https://schnell-durchblicken.de/klausur-loesung-goethe-werther-brief-vom-30-august-mit-klosterwahl-aufgabe

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