Kleist, „Penthesilea“ und die Bedeutung des Stücks für die Biografie des Dichters (Mat4531-pth)

  • Auf der Seite:
    https://schnell-durchblicken.de/tipps-fuer-ein-referat-zum-leben-und-zu-den-werken-des-dichters-heinrich-von-kleist
  • haben wir gezeigt, wie man das Leben und das Werk des Dichters Kleist so vorstellen kann,
  • dass es für die Mitschüler und Mitschülerinnen möglichst interessant ist.
  • Hier geht es jetzt um ein ganz besonderes Theaterstück von Kleist, in dem auf schreckliche Weise Liebe und Hass miteinander verbunden sind.
  • Wer sich einen Eindruck von dem Text verschaffen will, findet hier eine leicht zugängliche Quelle:
    • Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1978, S. 7.
      Entstanden 1806/07, Teildruck in: Phöbus (Dresden) 1. Jg., 1808, 1. Stück; Erstdruck: Tübingen (Cotta) 1808. Erste Aufführung einer Bearbeitung im Mai 1876 in Berlin. Erste Aufführung des Originaltextes erst 1892 in München.
      Permalink:
      http://www.zeno.org/nid/20005167094

Überblick: Heinrich von Kleists Theaterstück „Penthesilea“

  • Das Stück aus dem Jahr 1808 erzählt die tragische Liebesgeschichte zwischen der Amazonenkönigin Penthesilea und dem griechischen Helden Achilles während des Trojanischen Krieges – in der Sagenwelt der alten Griechen.
  • Das Stück fällt völlig aus dem Rahmen dessen heraus, was man um 1800 für „normal“ auf einer Theaterbühne hielt.
  • Es schildert nämlich die zerstörerische Macht von Leidenschaft, Macht und Missverständnissen.

  • Penthesilea, getrieben von den Gesetzen ihres Volkes, will Achilles im Kampf besiegen, um ihn nach amazonischem Brauch zu ihrem Gefährten zu machen.
  • Gleichzeitig ist sie innerlich hin- und hergerissen zwischen Liebe und ihrer Verpflichtung zur amazonischen Ideologie, die Männer als schwach und unterlegen betrachtet.
  • Diese innere Zerrissenheit führt zu tragischen Missverständnissen:
    • Achilles will sich freiwillig ergeben, um ihre Liebe zu gewinnen,
    • doch Penthesilea kann damit nichts anfangen, sieht darin sogar einen Affront.
    • Im Wahn der Leidenschaft tötet sie Achilles und zerfleischt ihn mit ihren Hunden.
    • Am Ende erkennt sie ihre Schuld und stirbt an gebrochenem Herzen.

Was zeigt sich im Hinblick auf den Dichter?

  1. Widerspruch zwischen Gefühl und Pflicht:
    • Wie Penthesilea schwankte auch Kleist zeitlebens zwischen gegensätzlichen Polen – zwischen Idealismus und Realität, zwischen künstlerischem Anspruch und gesellschaftlichen Erwartungen.
    • Penthesileas Konflikt kann man also so verstehen, dass er Kleists eigene Unsicherheit widerspiegelt, die ihn daran hinderte, einen stabilen Lebensweg zu finden.
  1. Existenzielle Verzweiflung:
    • Kleist war geprägt von einer pessimistischen Weltsicht und der Überzeugung, dass Harmonie zwischen persönlichem Streben und gesellschaftlicher Ordnung nicht möglich ist.
    • Diese Verzweiflung findet sich im tragischen Ausgang des Stücks, in dem alle Bemühungen Penthesileas zu Zerstörung führen.
  1. Bruch mit gesellschaftlichen und literarischen Normen:
    • Kleists experimentelle Schreibweise und die radikale Darstellung menschlicher Abgründe stießen auf Unverständnis.
    • Auch Penthesilea war ein kommerzieller und kritischer Misserfolg.
    • Dieses Scheitern verstärkte Kleists Gefühl, in der Welt keinen Platz zu haben.
  1. Thema der Selbstzerstörung:
    • Wie Penthesilea sich in ihrem Wahn selbst zugrunde richtet, scheiterte Kleist letztlich an seinen überhöhten Ansprüchen und seinem Unvermögen, mit den Widersprüchen seiner Existenz Frieden zu schließen. Dieses Motiv gipfelte in seinem Suizid.
    • Penthesilea ist damit nicht nur ein dramatisches Werk über die Zerstörungskraft der Leidenschaften, sondern auch ein Spiegel von Kleists eigener innerer Zerrissenheit und Tragik.

Ein Schlüsselzitat: Es macht deutlich, wozu Penthesilea fähig ist, ein wahrer Abgrund des Menschlichen.

  • Wie manche, die am Hals des Freundes hängt,
  • Sagt wohl das Wort: sie lieb ihn, o so sehr,
  • Daß sie vor Liebe gleich ihn essen könnte;
  • Und hinterher, das Wort beprüft, die Närrin!
  • Gesättigt sein zum Ekel ist sie schon.
  • Nun, du Geliebter, so verfuhr ich nicht.
  • Sieh her: als ich an deinem Halse hing,
  • Hab ich’s wahrhaftig Wort für Wort getan;
  • Ich war nicht so verrückt, als es wohl schien.
    Quelle:
    Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1978, S. 106-120.

Ein weiteres Zitat
„Verflucht das Herz, das sich nicht mäß’gen kann!“
Quelle: Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1978, S. 28-37.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20005167159

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