Lektüre-Guide Seiten: Goethe, „Werther“, Zweites Buch (Mat8662-2)

Worum es hier geht:

Wir haben viel Mitgefühl für diejenigen, die gerne einen knappen Überblick über eine Lektüre haben wollen.

Deshalb haben wir hier die wichtigsten Textstellen aus dem Zweiten Buch von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ zusammengestellt.

Das Entscheidende: Die einzelnen Textstellen haben wir durch Hinweise auf den dazwischen liegenden Inhalt gewissermaßen „überbrückt“.

Wir verstehen das als Einstiegshilfe in eine fremde Großstadt. Auch dort braucht erst mal eine Reihe sicherer Punkte, an denen man sich auskennt, von dort aus kann man dann auf weitere Erkundungsreisen gehen.

Ursprünglich wollten wir die doch recht umfangreiche Vorstellung kürzen – dann aber kamen erste Rückmeldungen: Als hilfreich wurde empfunden, dass längere Zitate auch in heutigem Deutsch erklärt werden.

Zu den Zitaten:

Quelle:
Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Band 6, Hamburg 1948 ff, S. 60-124.

Hier das aktuelle Material:

Die Audio-Dateien werden nach und nach erstellt und auf der folgenden Seite abgelegt:

https://schnell-durchblicken.de/audio8662

Nun unsere Vorstellung des Zweiten Buches des Romans

1.    Kurzer Rückblick auf das Erste Buch
  • Flucht in ein neues Leben
  • mit Naturbegeisterung, Geniegefühl, Einsamkeitsgenuss
  • Dann Bekanntschaft mit Lotte als Seelenverwandtschaft
  • Doppelleben als Freund der Familie und als intensiver Verehrer Lottes
  • Lottes Verlobter Albert spielt zunächst mit in der Dreiecksbeziehung
  • Werther erlebt sich als von einer „schleichenden Krankheit“ geplagt mit Aussicht auf Magnetenberg-Untergang
  • Verteidigung des Selbstmordes als des letzten Auswegs aus der Verzweiflung
  • Werther flieht schließlich, hofft auf ein Wiedersehen im Jenseits
Leid und Trost im Beruf: Werther als Sekretär
  • Auf S. 72 = „Am 20. Oktober 1771
    nimmt sich Werther einiges Positive vor:
    Der Gesandte, sein Vorgesetzter scheint zwar ein Problem zu sein:
    Wenn er nur nicht so unhold wäre, wär‘ alles gut. Ich merke, ich merke, das Schicksal hat mir harte Prüfungen zugedacht.“
  • Aber Werther hat sich ein bisschen unter das einfache Volk gemischt – und das hat geholfen:
    EB72: „Seit ich unter dem Volke alle Tage herumgetrieben werde und sehe, was sie tun und wie sie’s treiben, stehe ich viel besser mit mir selbst.“
  • Ein Problem ist für ihn, dass er sich mit anderen vergleicht und dann eher negativ abschneidet. Aber er tröstet sich auch:
    EB72: „wenn wir mit all unserer Schwachheit und Mühseligkeit nur gerade fortarbeiten, so finden wir gar oft, daß wir mit unserem Schlendern und Lavieren es weiter bringen als andere mit ihrem Segeln und Rudern“
  • Dazu kommt, dass er mit dem Grafen C.. jemanden gefunden hat, mit dem er sich recht gut versteht.
  • Dafür macht der Gesandte ihm dann doch ziemlich viel „Verdruß“.
    EB73: „Am 24. Dezember 1771“
    „Er ist der pünktlichste Narr, den es nur geben kann; Schritt vor Schritt und umständlich wie eine Base; ein Mensch, der nie mit sich selbst zufrieden ist, und dem es daher niemand zu Danke machen kann. Ich arbeite gern leicht weg, und wie es steht, so steht es; da ist er imstande mir einen Aufsatz zurückzugeben und zu sagen: »Er ist gut, aber sehen Sie ihn durch, man findet immer ein besseres Wort.«“
  • Bald zeigt sich auch, dass dieser Gesandte gerade den Grafen nicht leiden kann – Werther muss natürlich widersprechen, verschwindet und hat sich damit natürlich keinen Freund gemacht.
  • EB75: „Am 24. Dezember 1771“
    Kummer macht ihm auch das glänzende Elend, die Langeweile unter dem garstigen Volke, das sich hier neben einander sieht! die Rangsucht unter ihnen, wie sie nur wachen und aufpassen, einander ein Schrittchen abzugewinnen“
  • EB76: „Am 24. Dezember 1771“
    Was ihn aber ganz allgemein stört, sind die fatalen bürgerlichen Verhältnisse – damit meint Werther die Regeln, die in dieser Gesellschaft herrschen:
    EB77: „Den 8. Januar 1772“
    „Was das für Menschen sind, deren ganze Seele auf dem Zeremoniell ruht, deren Dichten und Trachten jahrelang dahin geht, wie sie um einen Stuhl weiter hinauf bei Tische sich einschieben wollen!“
  • EB76: Verständnis findet Werther bei einem „Fräulein von B..“. Sie ist für ihn ein „liebenswürdiges Geschöpf ,das sehr viele Natur mitten in dem steifen Leen erhalten hat.. Ihr Problem ist ihre unangenehme Tante. Die habe „keinen Geist und keine Stütze als die Reihe ihrer Vorfahren.
EB78-81: 
EB78-81: Wieder Kontakt mit Lotte – bis zur Hochzeitsnachricht
  • Am 20. Januar muss Werther schon wieder an Lotte schreiben. Er hat vor schlechtem Wetter in einer Bauernhütte Schutzgesucht – und schon geht es wieder los:
  • EB78: „hier waren Sie mein erster Gedanke. Wie ich hereintrat, überfiel mich Ihre Gestalt, Ihr Andenken, o Lotte! so heilig, so warm! Guter Gott! der erste glückliche Augenblick wieder.“
  • Werther fehlt der EB78: „Sauerteig, der mein Leben in Bewegung setzte“. Er träumt sich in frühere Situation bei Lotte mit den Kindern zurück und denkt mit Schrecken: und ich – muß mich wieder in meinen Käfig sperren. – Adieu!“ (EB79)
  • Und dann geht es wieder los:
    EB79: „ Ist Albert bei Ihnen? Und wie –? Gott verzeihe mir diese Frage!“

Kurz darauf erhält Werther von Albert die Nachricht, dass er und Lotte geheiratet haben. Werther beruhigt sich auf seine Weise:
EB81: „Ich weiß, ich bin ja auch bei euch, bin dir unbeschadet in Lottens Herzen, habe, ja ich habe den zweiten Platz darin und will und muß ihn behalten. O ich würde rasend werden, wenn sie vergessen könnte – Albert, in dem Gedanken liegt eine Hölle. Albert, leb‘ wohl! Leb‘ wohl, Engel des Himmelst Leb‘ wohl, Lotte!“

 

EB81-89: Zunehmende Probleme im Job – Beendigung des Jobs – und Flucht in die Vergangenheit
Zunehmende Probleme im Job – Beendigung des Jobs – und Flucht in die Vergangenheit
  • Zum 17. Februar (EB80) lesen wir, dass sein Vorgesetzter sich regelrecht über Werther beschwert hat. Dieser bekommt auch vom zuständigen und ihm eigentlich recht gutgesonnenen Minister einen Verweis und dazu einen guten Rat, der ihm zumindest kurzzeitig hilft.
  • EB80
    „Wie er meine allzu große Empfindlichkeit zurechtweiset,
  • wie er meine überspannten Ideen von Wirksamkeit, von Einfluß auf andere, von Durchdringen in Geschäften
  • als jugendlichen guten Mut zwar ehrt,
  • sie nicht auszurotten,
  • nur zu mildern und dahin zu leiten sucht, wo sie ihr wahres Spiel haben, ihre kräftige Wirkung tun können.
  • Auch bin ich auf acht Tage gestärkt und in mir selbst einig geworden. Die Ruhe der Seele ist ein herrliches Ding und die Freude an sich selbst. Lieber Freund, wenn nur das Kleinod nicht eben so zerbrechlich wäre, als es schön und kostbar ist.
  • EB81:
    Zum „15. März“ dann erfahren wir von einem Eklat. Werther ist nach dem Essen mit dem Grafen C.. zu lange geblieben und der musste ihm dann mitteilen, dass die Gesellschaft „unzufrieden“ damit war, dass mit Werther ein Nicht-Standesgemäßer noch anwesend war. Auch das Fräulein von B.. musste sich der Stimmung anpassen. Sie erklärt Werther zwar ihre Situation später – dafür leidet Werther aber darunter, dass sich sein Rauswurf herumgesprochen hat und er schräg angesehen wird.
  • Werther ist so sauer, dass er jemandem, der ihm zu krumm käme, den Degen durch den Leib stoßen könnte. Ja, er möchte sich sogar „eine Ader öffnen, die mir die ewige Freiheit schaffte.
  • Werther verlangt und bekommt auch die Entlassung. Angeblich bedauert man das sehr und der Erbprinz schenkt Werther zum Abschied sogar Geld.
    Seiner Mutter lässt Werther über Wilhelm mitteilen:
    Am 24. März: EB86:
    „Freilich muß es ihr wehe tun. Den schönen Lauf, den ihr Sohn gerade zum Geheimenrat und Gesandten ansetzte, so auf einmal Halte zu sehen, und rückwärts mit dem Tierchen in den Stall! Macht nun daraus, was ihr wollt, und kombiniert die möglichen Fälle, unter denen ich hätte bleiben können und sollen; genug, ich gehe“
  • Werther will sich in seinem Geburtsort EB87: „der alten, glücklich verträumten Tage erinnern. Zu eben dem Tore will ich hinein gehn, aus dem meine Mutter mit mir heraus fuhr, als sie nach dem Tode meines Vaters den lieben, vertraulichen Ort verließ, um sich in ihre unerträgliche Stadt einzusperren.
  • Es zeigt sich aber dann bald, dass man nicht einfach in die Vergangenheit zurückkehren kann. So stellt er an seiner alten Lieblingslinde fest:
    EB87: „Wie anders! Damals sehnte ich mich in glücklicher Unwissenheit hinaus in die unbekannte Welt, wo ich für mein Herz so viele Nahrung, so vielen Genuß hoffte, meinen strebenden, sehnenden Busen auszufüllen und zu befriedigen. Jetzt komme ich zurück aus der weiten Welt – o mein Freund, mit wie viel fehlgeschlagenen Hoffnungen, mit wie viel zerstörten Planen!“
  • Bei dem Fürsten, der ihn eingeladen hat, fühlt Werther sich auch bald weniger wohl als erhofft:
    EB89 „Was mir noch leid tut, ist, daß er oft von Sachen redet, die er nur gehört und gelesen hat, und zwar aus eben dem Gesichtspunkte, wie sie ihm der andere vorstellen mochte.
    Auch schätzt er meinen Verstand und meine Talente mehr als dies Herz, das doch mein einziger Stolz ist, das ganz allein die Quelle von allem ist, aller Kraft, aller Seligkeit und alles Elendes. Ach, was ich weiß, kann jeder wissen – mein Herz habe ich allein.“

Die weiteren Teile des Romans ab EB 91 finden sich auf dieser Seite:
https://schnell-durchblicken.de/lektuere-guide-seiten-goethe-werther-zweites-buch-mat8662-2-2

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