Mascha Kaléko, „Sozusagen grundlos vergnügt“ (Mat8696)

Ermittlung des Rhythmus

Wir prüfen zunächst aus aktuellem Anlass mal den Rhythmus. Am besten wird das in dem folgenden Schaubild deutlich, das wir anschließend auch noch in einem Audio vorstellen.

Audio-Erklärung
Anmerkungen zur Überschrift

„Sozusagen grundlos vergnügt“

  • Der Titel ist sehr originell und hebt auf einen Zustand ab,
  • Indem man „vergnügt“ ist
  • und eigentlich keinen Grund dafür sieht.
  • Das erste Wort zeigt dann eine gewisse Einstellung des lyrischen Ichs zu dem Phänomen – es gibt ihm gewissermaßen einen Namen, ordnet es ein.
Anmerkungen zu Strophe 1

Von
„Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen“
bis
„Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.“

  • Die erste Strophe nennt dann ganz viele Anlässe, um sich zu freuen.
  • Erstaunlich ist, dass dabei ein ziemlich großes Spektrum abgedeckt wird – auch Regen, ja sogar Frieren sind mit eingeschlossen in diese Freude.
  • Da wundert man sich nicht, wenn auch noch Mückenstiche zur Freude beitragen.
  • Deutungshypothese:
    Das Gedicht soll offensichtlich eine ganz allgemeine Freude am Leben zeigen.
  • Da kommt es nicht so sehr darauf an, welcher Aspekt des Lebens gerade dominiert.
Anmerkungen zu Strophe 2

Von
„Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht“
bis
„Ich freue mich vor allem, dass ich bin.“

  • Hier setzt sich die Beschreibung zunächst fort.
  • Dann allerdings wird das überhöht in Richtung „Sinn“, der dahintersteckt.
  • Deutlich ist die Abgrenzung – in einem schon fast romantischen Sinne – gegen die, die nur auf den Verstand setzen.
  • Am Ende dann bestätigt sich die Deutungshypothese – und lässt sich noch ergänzen, dass es nicht nur um das Leben allgemein geht, sondern auch das Wunder und Glück der eigenen Existenz.
Anmerkungen zu Strophe 3

Von
„In mir ist alles aufgeräumt und heiter;“
bis
„Ich freu mich, dass ich…Dass ich mich freu.“

  • Die letzte Strophe macht dann deutlich, dass Glück nicht nur von außen angeregt wird,
  • Sondern man auch etwas dafür tun muss.
  • Es folgt das schöne Bild der Himmelsleiter,
  • was verbunden wird mit der biblischen Forderung der Nächstenliebe.
  • Interessant und wichtig ist die Reihenfolge: Man muss sich selbst lieben, um andere lieben zu können.
  • Am Ende dann der wichtige Hinweis auf die Wichtigkeit des Sich-nicht-Gewöhnens an das Schöne.
  • Am Ende gerät das lyrische Ich dann fast ins Stocken – bis es alles auf den einfachsten möglichen Punkt bringt: Es freut sich, dass es sich freut.
  • Logiker würden hier vielleicht einen unzulässigen Zirkelschluss vermuten – aber das interessiert dieses glückliche lyrische Ich nicht – denn es versucht ja nur etwas genauer zu beschreiben, was einfach da ist.
  • Und das ist die höchste Legitimität für die Frage nach der Existenz.

Weitere Infos, Tipps und Materialien