Quick guide: Roman „Heimsuchung“ – Kapitel „Der Architekt“ (Mat8630-quick-guide)

Worum es hier geht:

  • Wir probieren hier aus, wie man in maximal 15 Minuten das Kapitel eines Romans vorstellen kann. Das Besondere dabei:
    • Man soll wissen, worum es inhaltlich geht – aber nicht wie in einer Inhaltsangabe, sondern schon mit dem Verständnis für die Schwerpunkte.
    • Dazu kommen wichtige Textstellen. Die werden vorgestellt – aber am besten markiert man sie gleich in der eigenen Buchausgabe. Dann hat man auch gleich etwas, was man der Lehrkraft zeigen kann.
    • Noch mehr freut die sich wahrscheinlich, wenn man auch noch intelligente Fragen zu dem Kapitel stellt und vielleicht zu Diskussionen anregt.
    • Konkret geht es um den Roman „Heimsuchung“ und da das Kapitel „Der Architekt“

Video und Dokumentation

Inzwischen gibt es ein Video dazu:
Videolink
https://youtu.be/HFxmX4unNFg

Hier kann die Dokumentation angeschaut bzw. heruntergeladen werden – und zwar in einer noch nicht so bemalten Variante. Dann kann man dort ganz eigene Markierungen vornehmen.
Mat8630-quick-guide-heimsuchung-der Architekt für Video

Hier nun die einzelnen Bausteine für die weitere Bearbeitung.

Voraussetzungen (Teil 1)

  • Prolog: 24000 Jahre Kommen und Gehen der Natur
  • Erst der Mensch: „Verwüstung, passt zu „Heimsuchung“
Voraussetzungen (Teil 2)
  • Verkauf eines Teilgrundstücks an Berliner Architekten (EB18)
  • „Umwandlung des Waldes in einen Garten“ (EB22)
  • „Wildnis bändigen“ – „mit der Kultur zusammensstoßen“ (24)

Schwerpunkt 1:

  • Zeitsprung -> DDR (1951)
  • Architekt muss Wertsachen „eingraben“ (EB27)
  • Grund: Verstoß gegen Gesetze des neuen Staates(für ein Bauvorhaben privat Materialien gekauft) (EB30)
  • Ziel: Flucht nach West-Berlin
  • EB32: Erinnerung an knappes Überleben im I. Weltkrieg:„So knapp dürfte es nie wieder ausgehen, hatte er damals gelernt.“
Zitat 1: Flucht nach West-Berlin (EB30ff)
„Drei Dimensionen waren bisher sein Beruf, Höhe, Breite und Tiefe, hoch, breit und tief wollte er bauen, aber die vierte hat ihn jetzt eingeholt, die Zeit, und die jagt ihn jetzt aus seinem Gehäuse. Übers Wochenende verhaften wir niemanden, hatte der Beamte gesagt, und ihn noch einmal entlassen, umgebracht werden also sollte er nicht, nur weg sollte er, raus, fort, bleiben, wo der Pfeffer wächst, zum Teufel sich scheren: In zwei Stunden wird er in der S-Bahn sitzen, die ihn nach Westberlin bringt.
Fünf Jahre mindestens, hatte der Beamte gesagt, für die Tonne Schrauben, die er von seinem eigenen Geld im Westen gekauft hat, um im Osten zu bauen, eine Tonne messingne Schrauben für den wichtigsten Bau seines Lebens: An der Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Einen Bau für den Staat, der ihn jetzt davonjagt. Viel weniger weiß er, als er einmal wußte.“
Fragen : Flucht nach West-Berlin

•Bedeutung der Zeit, vgl. „Prolog“
•Hintergrund des Schrauben-Problems
•Überlegungen zum Verhalten des Beamten

Schwerpunkt 2: Abschied

  • „Abschließen“ der Vergangenheit (EB29/30)
  • EB28/29: Abschied durch Betrachtung und Erinnerungen
Zitat 2 zum Thema „Abschied“: (EB28ff)

„Einmal noch geht er die Treppe hinauf, sie knarrt bei der zweiten, der siebenten und der vorletzten Stufe, geht am Zimmer seiner Frau vorüber, aus dem riecht es, so wie sonst, nach Pfefferminz und nach Kampfer, der Weg zu seinem Atelier führt durch das dämmrige Schrankzimmer, ein kleines Fenster hat er dort eingebaut, halbrund, vom Strohdach beschattet wie ein Auge, vor kurzem erst ist ihm an diesem Fenster ein Marder er-schienen. Der Marder hat durch das Auge ins Haus hineingesehen, und er durch das Auge hinaus, Tier und Mensch beide einen Moment lang starr, dann war das Tier weggehuscht […] Im Gebälk hört er die Marder scharren. Die Marder bleiben.“

Fragen zum Thema „Abschied“:

•Erfahrungen mit Abschied von Orten
•Wieso personale Erzählperspektive
•Bedeutung des Marders im Text

Schwerpunkt 3 Heimat

•EB31: Zitat: „Heimat planen, das ist sein Beruf bis „das hier war sein Haus.“ „Und jetzt musste er froh sein“ bis „erreichen“EB34: Zitat: „Wer baut, klebt …“ (EB34)
•EB33: Heimat wird zur Falle“
•EB31: Verlust der 3. Haut nach Fleisch und Kleidung

Zitat 3 Thema „Heimat“: (EB31ff)

„Heimat planen, das ist sein Beruf. Vier Wände um ein Stück Luft, ein Stück Luft sich mit steinerner Kralle aus allem, was wächst und wabert, herausreißen, und dingfest machen. Heimat. Ein Haus die dritte Haut, nach der Haut aus Fleisch und der Kleidung. Heimstatt. Ein Haus maßschnei-dern nach den Bedürfnissen seines Herrn. Essen, Kochen, Schlafen, Baden, Scheißen, Kinder, Gäste, Auto, Garten. Ob all das – oder das und das nicht, umrechnen in Holz, Stein, Glas, Stroh und Eisen. Dem Leben Richtungen geben, den Gängen Boden unter den Füßen, den Augen einen Blick, der Stille Türen. Und das hier war sein Haus.“

Fragen zum Thema „Heimat“
  • Bedeutung von Heimat/Wohnung
  • Bild der 3. Haut – überzeugend?
  • „herausreißen“ und „dingfest machen“Was steckt hinter den Bildern?

Schwerpunkt 4:

•EB35: Problem: NS-Zeit: knapp -> arische AbstammungGuter Rat: Urgroßeltern zählen nicht -> „Verleugnung“Zitat: „Sein erster Antrag“ bis „nun mit Ja geantwortet“
•EB36: Kauf des Grundstücks von Tuchfabrikant:Rechtfertigt sich: „Juden geholfen“ -> AusreiseZitat: „Immerhin die Hälfte“ bis „aus dem Fragebogen finanziert“

Zitat 4a: (EB35)
„Sein erster Antrag auf Aufnahme in die Reichskulturkammer war daran gescheitert, daß er im Antragsformular auf die Frage nach der arischen Abstammung Ja und Nein geschrieben hatte. In jeglicher Form des Angriffs ist eine Annäherung an den Gegner von hinten erforderlich. Frottee. Ein ihm wohlwollender Beamter, den er noch aus Schulzeiten kannte, hatte ihn darauf hingewiesen, daß die Rasse der Urgroßeltern bei diesem Antrag nicht von Belang sei, daraufhin hatte er den Antrag ein zweites Mal stellen dürfen, hatte auf die arische Frage nun mit Ja geantwortet, seinen und seiner Frau Abstammungsnachweise bis zur Generation der Großeltern beigelegt, und war aufgenommen worden.
[…]
Zitat 4b: (EB36)
Immerhin die Hälfte des Verkehrswerts hatte er den Juden gezahlt. Und das war schon nicht wenig gewesen. Auf die Schnelle hätte sich gar kein anderer Käufer gefunden. Mit Werg. Die Mutter der Mutter seines Vaters. Ja und Nein. Mit dem Kauf des Grundstücks hatte er den Juden geholfen, ihre Ausreise zu finanzieren. Nach Afrika wohl. Oder Schanghai. Wohl oder übel. Mit dem Kauf des Grundstücks hatte er die Ausreise seines Neins aus dem Fragebogen finanziert.“

Fragen: 
  • Vergleich des Beamten aus der Nazi-Zeit mit dem aus der DDR-Zeit
  • Bedeutung der Selbstverleugnung
  • Bedeutung des letzten Satzes

Weitere Infos, Tipps und Materialien