„Der Trafikant“ – Übersicht über den Inhalt des Romans in Schaubildern (Mat1004-V1)

Robert Seethalers Roman „Der Trafikant“ ist sicher nicht das, was Schüler sich von Anfang begeistert „reinziehen“ – sieht man einmal von Ausnahmen ab. Dennoch lohnt es sich, sich mit dem Werk zu beschäftigen – am besten kommt man sicher in die Geschichte des jungen Franz Huchel und die „anziehende“ Atmosphäre des Romans hinein, wenn man mit dem Hörbuch beginnt.
Wir gehen hier einen anderen Weg und stellen die wesentlichen Stationen des Romans in Schaubildern dar. Die prägen sich leicht ein – und über die Beschreibung mit dem Verweis auf wichtige Textstellen kann man sich schnell ein eigenes „Bild“ machen.

Vorab-Hinweis: Hierzu gibt es auch zwei Videos auf Youtube und ein Inhalts-Textstellen-Interpretationen-„Buch“

Das Video ist auf Youtube zu finden unter der Adresse:
Videolink

Hier sind die Sprung-Links zu den einzelnen Teilen des Videos
Kann man direkt anklicken – und dann ist man im Video gleich an der richtigen Stelle.
0:00 Vorstellung der Idee von „Inhalt-Text-Int“
2:10 Interessante Aspekte im Roman
4:50 Historischer Hintergrund
5:40 Der erste Satz des Romans
7:00 Die „folgenschwere Wendung“
7:55 Umzug nach Wien
8:15 Textstellen im ganzen Roman
11:10 Hinweis auf das Schaubild-Video
11:20 Praktische Infos —
Ein weiteres Video stellt ein „Buch“-Projekt auf unserer Homepage vor, das 5 Ziele verfolgt:
  1. Eine fortlaufende Erläuterung des Inhalts
  2. Vorstellung wichtiger Textstellen
  3. Interpretations-Erläuterungen dazu
  4. Anregungen für den Unterricht: Referate, Diskussionen
  5. ein Schaubild mit den 6 Ebenen des Romans – und dazu jeweils die passenden Zitate mit Seitenangaben.
Das „Buch“ mit der Video-Dokumentation ist hier zu fi8nden:

Hinweis zur benutzten „Buch“-Ausgabe

Wir beziehen uns im Folgenden auf die E-Book-Ausgabe des Romans, die man zum Beispiel hier bekommen kann:
https://www.amazon.de/dp/B009CTQABS/ref=dp-kindle-redirect?_encoding=UTF8&btkr=1

Dort sind glücklicherweise auch Seitenangaben vorhanden, so dass man das gut mit der eigenen Textausgabe abgleichen kann.
Hier kann die Video-Dokumentation heruntergeladen werden.

Video-Dokumentation herunterladen

Abschnitt 1: Ein junger Mann wird aus seinem bisherigen bequemen Leben gerissen.

Abschnitt 1:
Ein junger Mann wird aus seinem bisherigen bequemen Leben gerissen.
  • Der Roman beginnt damit, dass der Liebhaber der Mutter der Hauptfigur vom Blitz getroffen wird. Das bereitet dem „bislang eher ereignislos vor sich hintröpfelnden Leben Franz Huchels eine ebenso jähe wie folgenschwere Wendung“ (7)
  • Weil jetzt die monatlichen Zahlungen des Liebhabers ausbleiben, muss Franz dem im wahrsten Sinne des Wortes „schlagenden“ Argument seiner Mutter (er bekommt eine Ohrfeige) folgen und eine Art Ausbildungsstelle bei einem früheren Liebhaber der Mutter in Wien annehmen.
  • Der betreibt eine sogenannte „Trafik“, einen Laden für Tabakwaren, Zeitungen, aber auch „Wichsheftln“ (32), mit denen sich auch schon im Wien des späten Jahres 1937 manche Männer den Weg ins Bordell ersparten.
  • Die Ankunft in Wien ist für den Jungen vom Land ein regelrechter Kulturschock, aber er bekommt auch gleich zu hören: „Das ist nicht der Kanal, der da stinkt … Das sind die Zeiten. Faulige Zeiten sind das nämlich, verdorben und verkommen.
  • In der Trafik ergeben sich für Franz ganz spezielle Bildungserlebnisse: Er erfährt über die Zeitungslektüre, aber auch bestimmte Produkte wie Zigarren viel über die Welt . Vor allem aber lernt er sehr verschiedenartige Menschen kennen.  Was viele verbindet: Sie sind „narrisch nach diesem Hitler und nach schlechten Nachrichten“ (35) – ein dunkles Vorzeichen.
  • Ein bisschen Heimat bleibt Franz über den Austausch von Ansichtskarten mit seiner Mutter.
  • Nachtrag: Eine besonders interessante Stelle findet sich auf S. 10, wo über die entscheidende Begegnung zwischen der Mutter und ihrem Liebhaber salopp und zugleich doch recht deutlich geredet wird: Da ist vom gut geschmierten Stoßdämpfern die Rede und einer erfolgreichen Nacht. Was uns hier interessiert ist: Wer weiß das eigentlich? Die Mutter wird es dem Sohn als der Hauptfigur, mit deren Augen die Romanwelt vorwiegend gesehen wird, wohl kaum erzählt haben.
Kurzübersicht:
Im zweiten Romanabschnitt geht es um den Beginn des Kontakts zu Sigmund Freud.
Daraus entsteht die Suche nach einem Mädchen und der Kontakt zu Anezka.
Mit ihr findet er eine erste sexuelle Erfüllung, wird aber immer wieder verlassen und „brennt“ so alleine vor sich hin.
Es folgen zwei Detail-Ansichten auf das Schaubild:
  1. Linkes Teilschaubild:
    Sigmund Freud taucht als Kunde auf, als Mann, der den Leuten „ihre Schädel“ „richtet“, außerdem das Problem hat, dass er Jude ist, wie der Trafikant es formuliert.
  2. Franz kommt über den hinterhergebrachten Hut des Professors in Kontakt zu ihm.
  3. Das Interesse des Jungen vorwiegend an Büchern wird von Freud zielsicher auf Mädchen gelenkt.
  4. Er macht ihm aber gleich klar, dass man die Liebe nicht verstehen, sondern nur „betreiben“ kann.
  1. Rechtes Teilschaubild:
    Unterbrochen wird die weitere Entwicklung durch eine Nazi-Schmiererei an ihrer Trafik. Ihr Besitzer muss kapitulieren, kann nur alles saubermachen.
  2. Franz sucht Anezka – und holt sich von Freud drei Rezepte: Er soll über Liebe nicht nachdenken, seine Träume notieren und ansonsten Anezka zurückholen oder sie vergessen.
  3. Franz erfährt von einem Kellner die Adresse, geht mit A. gemeinsam essen – und hat dann in der Trafik erstmals Sex in seinem Leben.
  4. Anezka lebt nach Freuds Prinzip: lieber „vögeln“ als denken
  5. Sie bleibt dann aber nie richtig bei Franz, so dass der alleine vor sich hin“brennen“ muss.

Teil 3: Eifersucht, Einsamkeit und Nazi-Terror
Dieser Teil besteht im wesentlichen aus drei Elementen:
  1. Franz versucht, mit der Unzuverlässigkeit Anezkas klarzukommen, folgt ihr dann heimlich und bekommt mit, was sie so nebenher treibt.
    Er spricht mit Prof. Freud über die allgemeine und seine besondere Lage.
  2. Ausführlicher geht es um den Nazi-Terror bis zur Verhaftung des Trafikanten und
  3. schließlich um einen langen Brief von Franz an seine Mutter.
3-1: Eifersucht und Einsamkeit
  • Franz will Anezka vergessen, weil sie immer wieder verschwindet, das gelingt ihm aber nicht.
    • Deshalb geht er zu dem gelben Haus, spricht sie aber nicht an, sondern folgt ihr heimlich in ein Lokal,
    • in dem sie schließlich einen erotischen Tanz aufführt.
    • Franz ist eifersüchtig, Anezka behandelt ihn zwar freundlich, aber auch unverbindlich.
  • Franz passt jetzt Professor Freud ab und der macht mit ihm einen Spaziergang:
    • Zunächst geht es um die aktuelle Politik, die vom Professor mit einer „Pestbeule“ verglichen wird, die alles vernichtet.
    • Was das Leben und die Liebe angeht, betont er die Hilflosigkeit und Einsamkeit des Menschen.

3-2: Nazi-Terror und seine Folgen

  • Die Nazis sind kurz vor dem Einmarsch nach Österreich;
    • am Beispiel eines Sozialdemokraten wird gezeigt, wie er zwar noch mit einem Spruchtuch vom Dach aus protestieren kann, sich dann aber in den Tod stürzen muss, weil er gejagt wird.
    • Der Trafikant bespricht mit Franz ausführlich das Lügengewebe der Medien, die aus dem Opfer einen Täter machen.
    • Es folgt ein Anschlag mit Hähnchenblut auf die Trafik und
    • schließlich die Verhaftung des Trafikanten.
  • Am Ende übernimmt Franz provisorisch die Trafik und schreibt seiner Mutter erstmals einen langen Brief.

Letzter Teil: Franz wird zum Mann des Widerstands

Das folgende Schaubild zeigt den Weg des ehemaligen „Bauernbuben“ zu einem Mann, der sein Leben einsetzt, um ein Zeichen gegen den Naziwahn zu setzen. „Mann“ ist hier nur wichtig, weil es sein Jetzt-Erwachsen-Sein bezeichnet. Natürlich hätte dieses Zeichen auch von einer Frau gesetzt werden können – auch wenn im Roman (S. 238) hier entsprechend dem damaligen Denken eine andere Meinung zu finden ist.
Weiter unten gehen wir auf die beiden Hälften des Schaubildes genauer ein.

  • Mit der Trafik geht es bergab, weil die jüdischen Kunden ausbleiben und einige sicher auch sonst Abstand von diesem Ort nehmen.
  • Interessant ist, dass dafür Leute kommen, die ein „Leuchten“ in den Augen haben, offensichtlich in der Diktatur eine Art Aufschwung erleben.
  • Die Beziehung zwischen Franz und seiner Mutter wird erwachsener: nicht mehr Mama.
  • Nach einem Traum um seinen Vater fängt Franz an, auf Zetteln auszuhängen, was ihn da nachts heimsucht.
  • Er bemüht sich auch um seinen verhafteten Chef, wird aber bei der Gelegenheit brutal misshandelt.
  • Typisch für die Nazizeit: Die sterblichen Überreste des ermordeten Trafikanten werden Franz bürokratisch korrekt, aber mit sicher falscher Todesart-Angabe zugeschickt.
  • Franz wird jetzt sehr aktiv: Zunächst hält er dem Fleischer die Hose seines wohl ermordeten Chefs unter die Nase – dieser nimmt sogar einen Faustschlag hin, weil er sich seiner Schuld bewusst ist.
  • Der Mutter schreiben er einen Brief mit einer beschönigenden Darstellung des Endes seines Chefs.
  • Noch einmal sucht er nach Anezka, findet sie aber in den Armen eines SS-Mannes.
  • Er erfährt, dass Freud emigrieren kann, viel kann der ihm auch beim letzten Besuch schon nicht mehr helfen.
  • Franz fällt ein, dass Freud ihm geraten hat, ein Zeichen zu setzen: Deshalb hängt er die Hose an Stelle einer SS-Fahne an den Mast.
  • Er wird verhaftet, kann aber noch einen Zettel an die Scheibe kleben, der 7 Jahre später von Anezka gefunden wird, während alliierte Bomberverbände im Anflug sind.

Weiterführende Hinweise