„Der Trafikant“ – Inhalt und wichtige Textstellen (Mat1708-T1)

„Der Trafikant“ – Inhalt und wichtige Textstellen – Teil 1

Wenn man nur Inhaltsangaben oder ähnliche Zusammenfassungen liest, weiß man zwar ungefähr, worum es geht, hat aber keine wirkliche Ahnung vom Text.

Das zeigt sich dann, wenn man über den Text sprechen soll.

Deshalb wählen wir hier einen anderen Ansatz.

Wir geben einen Überblick über den Inhalt des Romans, konzentrieren uns aber auf Schlüssel-Stellen. Auf die kann man dann schnell zurückgreifen, wenn man sie in einer Klausur oder in einer mündlichen Prüfung braucht.

Wir beziehen uns im Folgenden auf die E-Book-Ausgabe des Romans, die man zum Beispiel hier bekommen kann:

https://www.amazon.de/dp/B009CTQABS/ref=dp-kindle-redirect?_encoding=UTF8&btkr=1

Dort sind glücklicherweise auch Seitenangaben vorhanden, so dass man das gut mit der eigenen Textausgabe abgleichen kann.

Wichtiger Hinweis:

Neben dieser Web-Seite gibt es eine weitere, auf der wir die Interpretation wichtiger Textstellen des Romans in einem zusammenhängenden Text präsentieren, den man demnächst auch als PDF-Datei und ggf. auch als mp3-Datei herunterladen kann.

Das kann man dann noch einfacher auf die eigene Textausgabe übertragen.

Zu finden ist diese Fassung auf der Seite:
https://www.schnell-durchblicken2.de/trafikant-textstellen-interpretation-buch

Zur Klausurvorbereitung haben wir außerdem eine Zwei-Seiten-Übersicht zusammengestellt, mit der man sich schnell im Roman zurechtfindet:

https://www.schnell-durchblicken2.de/trafikant-textstellen-schnell-einordnen

Informationen zum historischen Hintergrund und zur Geografie

  1. Normalerweise kann man einfach so in einen Roman einsteigen, weil er eine ausgedachte Welt präsentiert und in der Regel alles erzählt, was für das Verständnis der Handlung nötig ist.
  2. Wenn aber ein Roman wie „Der Trafikant“ sehr stark mit einer bestimmten historischen Situation verzahnt (verwoben / verbunden) ist, dann kann es schon hilfreich sein, einiges vom geschichtlichen Hintergrund zu kennen.
  3. Als erstes kann man einfach sagen, dass der Roman um die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich spielt, die im März 1938 abgeschlossen wurde.
  4. Schon seit dem Ende des Kaiserreichs Österreich-Ungarn im Jahre 1918 gab es in Österreich zwar eine Republik mit einer demokratischen Verfassung, aber auch große Spannungen zwischen linken und rechten Kräften. Die Regierung wurde dabei von konservativen Parteien getragen, in der Hauptstadt Wien aber hatten die linken Sozialdemokraten das Sagen.
  5. Parallel zur Entwicklung in Deutschland unter Hitler wurde 1933 auch in Österreich die Demokratie ausgeschaltet – allerdings noch nicht von Nationalsozialisten, sondern anderen rechten Kräften.
  6. Die mussten aber Zugeständnisse machen, als der italienische Diktator Mussolini seine Unterstützung der österreichischen Selbstständigkeit aufgab und an die Seite Hitlers rückte.
  7. Zu Beginn der Handlung des Romans im Sommer 1937 wird denn auch deutlich, dass es auch in Österreich große Sympathien für Hitler gab.
  8. Anfang 1938 drohte Hitler dann sogar mit einem Einmarsch, wenn die Nationalsozialisten nicht an der Regierung beteiligt würden. Da niemand in Europa zur Unterstützung Österreichs bereit war, musste der österreichische Regierungschef nachgeben und wurde bald durch einen Nationalsozialisten sogar ersetzt.
  9. Dies führte dann dazu, dass Österreich entsprechend umgestaltet und sogar mit dem Deutschen Reich vereinigt wurde. Im Schlussteil des Romans kann man dann lesen, wie politische Gegner regelrecht verfolgt wurden.
  10. Wer die Chance dazu hatte, wie der berühmte Seelenforscher Sigmund Freud, verließ rechtzeitig das Land und emigrierte.
  1. 7: Der Tod eines reichen Geschäftsmannes und das Ende einer lockeren Liebesbeziehung
  2. 7: „An einem Sonntag im Spätsommer des Jahres 1937zog ein ungewöhnlich heftiges Gewitter über das Salzkammergut, das dem bislang eher ereignislos vor sich hin tröpfelnden Leben Franz Huchels als eine ebenso jähe wie folgenschwere Wendung geben sollte.“
    • Das Gewitter führt nämlich zum Tod von Alois Preininger, einem reichen Geschäftsmann der Gegend,
    • mit dem die Mutter von Franz ein Verhältnis hat,
    • das ihr allmonatlich eine reichliche Summe Geldes einbringt.
    • Dies wiederum führt dazu, dass Franz nicht wie die anderen hart arbeiten muss, sondern in den Tag hineinleben und seinen Gedanken nach hängen kann.
    • Der erste Sex zwischen der Mutter und dem Geschäftsmann wird auf recht eigenartige Weise beschrieben: S. 10
    • Kurz und knapp heißt es, dass die gemeinsame Nacht „ein Erfolg“ war,
    • wobei gut geschmierte Stoßdämpfer eine wichtige Rolle spielten,
    • Zur Bedeutung des Liebeslebens: „Es waren kurze, eruptive Zusammenstöße, die mit keinen Forderungen und keinen Erwartungen verbunden waren.“
  1. 10: Die Bedeutung der Geldzahlungen des reichen Liebhabers
  2. 10: Bemerkenswert ist auch die Verbindung von Liebe und Geld:
  • „Für Frau Huchel hatten diese angenehm verschwitzten Zusammenkünfte auf dem Rücksitz allerdings noch einen weiteren, fast noch ein bisschen angenehmeren Nebeneffekt:
  • Pünktlich zu jedem Monatsende flatterte bei der Nußdorfer Sparkasse ein Scheck über einen nicht unerheblichen Betrag ein. […]
  • Für ihren Sohn Franz wiederum hatte Alois Breuningers Liebesgroßzügigkeit den Vorteil, dass er nicht wie all die anderen jungen Burschen den ganzen Tag in irgendwelchen Salzstollen oder Misthaufen herumkriechen musste, um sich ein kärgliches Auskommen zu verdienen. stattdessen konnte er von früh bis spät durch den Wald spazieren, sich auf einem der Holzstege die Sonne auf den Bauch scheinen lassen oder bei schlechtem Wetter einfach im Bett liegen bleiben und seinen Gedanken und Träumen nachhängen.“
  1. 16: Franz muss jetzt nach Wien umziehen und seinen Lebensunterhalt als Mitarbeiter eines „Trafikanten“ verdienen
  2. 19/20: Erste Großstadterfahrungen:
  • „Die Stadt brodelte wie der Gemüsetopf auf Mutters Herd.
  • Alles war in ununterbrochener Bewegung selbst die Mauern und die Straßenschienen zu leben, atmeten, wölbten sich.
  • Es war, als könnte man das Ächzen der Pflastersteine und das Knirschen der Ziegel hören.
  • Überhaupt der Lärm: Ein unaufhörliches Brausen lag in der Luft, ein unfassbares Durcheinander von Tönen, Klängen und Rhythmen,
  • die sich ablösten, ineinanderflossen, sich gegenseitig übertönten, überschrien, überbrüllten.
  • Dazu das Licht. Überall ein Flimmern, Glänzen, Blitzen und Leuchten: Fenster, Spiegel, Reklameschilder, Fahnenstangen, Gürtelschnallen, Brillengläser.“
  • […]
  • „Ja, dachte Franz benommen, das hier ist etwas anderes. Etwas völlig und ganz anderes.
  • Und in diesem Moment nahm er den Gestank war. Unter dem Straßenpflaster schien es zu gären, und darüber waberten die verschiedensten Ausdünstungen. Es roch nach Abwasser, nach Urin, nach billigem Parfüm, altem Fett, verbranntem Gummi, Diesel, Pferdescheiße, Zigarettenqualm, Straßen Teer.“
  • […]
  • Franz wird aber schnell noch mit einer anderen Ebene konfrontiert, wenn eine kleine Dame seine Empfindungen so kommentiert:
  • „Das ist nicht der Kanal, der da stinkt […] Das sind die Zeiten. Faulige Zeiten sind das nämlich, faulig, verdorben und verkommen.“
  1. 21: Erster Kontakt mit dem Trafikanten und seinem Kiosk für Presse und Tabakwaren
  • Beim Trafikanten lernt Franz eine völlig neue Welt kennen, nämlich die der Zeitungen und des Tabaks – und jeweils auch die der entsprechenden Kunden.
  • Zu seinen Waren hat der Trafikant eine sehr intensive Beziehung, möchte sie am liebsten „alle behalten“ (24), sie sind seine „Freunde“ (24).
  • Für ihn bedeutet „keine Zeitungen zu lesen“ nicht nur, „kein Trafikant zu sein“, sondern eigentlich sogar „kein Mensch zu sein“ (24).
  • Ausgehend von der Präsentation der Tabakwaren bekommt Franz schon eine recht pauschale Verurteilung der Politik zu hören, die „jedes verhunzt, verpatzt, versaut, verdummt und überhaupt irgendwie zugrunde“  (26) richtet.
  • Franz gewöhnt sich nicht nur an die Zeitungslektüre, sondern sie bereitet ihm sogar „irgendwie ein gewisses Vergnügen“ (28): „Es war eine Ahnung, die da zwischen den vielen Druckbuchstaben herausraschelte , eine kleine Ahnung von den Möglichkeiten der Welt.“ (28)
  1. 33: Kontakt zwischen Mutter und Sohn nur über Ansichtskarten
  • Eine sehr kurze Erzähleinheit, die eigentlich erst Bedeutung bekommt, wenn man andere Textstellen hinzuzieht, die die Beziehung zwischen Mutter und Sohn und ihre Veränderungen deutlich werden lassen.
  • Ansonsten sind zwei Dinge interessant: die recht stark formalisierte Art der Kommunikation über Ansichtskarten: „Eine Karte pro Woche, nicht mehr und nicht weniger, das war die Abmachung […] weil eine Mutter muss schließlich wissen, wie es ihrem Kind geht.“ (34)
  • Dann eine Textstelle, die deutlich macht, welche Bedeutung diese Kommunikation hat:
    „Es waren Rufe aus der Heimat in die Fremde hinaus und wieder zurück, wie kurze Berührungen, flüchtig und warm. Franz legte die Karten der Mutter in die Schublade seines Nachtkästchens und sah zu, wie der Stapel Woche für Woche anwuchs, lauter kleine, glitzernde Atterseen. Manchmal, an stillen Abenden, kurz vor dem Einschlafen, konnte er es leise gluckern hören in der Lade. Aber das mochte auch Einbildung sein.“ (34)
  • Damit ist klar, wie wichtig die Mutter für Franz ist, als jemand, mit dem er sich doch vertrauensvoll austauschen kann.
  • Inwieweit die Bereitschaft der Mutter zu mehr oder weniger heimlichen Beziehungen auch für Franz eine Rolle spielt, bleibt erst mal offen, weil man bei den entsprechenden Informationen zu Alois Preininger nicht sicher weiß, ob da nur der auktoriale Erzähler spricht oder auch Franz davon weiß. Auf jeden Fall ist die Mutter in moralischen Fragen (für die damalige Zeit) relativ liberal eingestellt.
  • Wichtig für die Beziehung ist noch eine recht ausgeprägte Fürsorglichkeit, die Mutter möchte nämlich nicht, dass ihr Sohn „den ganzen Tag in irgendwelchen Salzstollen oder Misthaufen herumkriechen“ (12) muss. Zu dieser Betreuung kann auch durchaus mal eine gut gemeinte Ohrfeige gehören (vgl. 16).

Übersicht über die Teile:

So findet man schnell den richtigen Bereich.

  • „Der Trafikant“ – Inhalt und wichtige Textstellen (Mat1708-T1)
    Teil1:
    https://schnell-durchblicken.de/trafikant-inhalt-u-textstellen

    • Informationen zum historischen Hintergrund und zur Geografie
    • 7: Der Tod eines reichen Geschäftsmannes und das Ende einer lockeren Liebesbeziehung
    • 10: Die Bedeutung der Geldzahlungen des reichen Liebhabers
    • 16: Franz muss jetzt nach Wien umziehen und seinen Lebensunterhalt als Mitarbeiter eines „Trafikanten“ verdienen
    • 19/20: Erste Großstadterfahrungen:
    • 21: Erster Kontakt mit dem Trafikanten und seinem Kiosk für Presse und Tabakwaren
    • 33: Kontakt zwischen Mutter und Sohn nur über Ansichtskarten
  • Teil 2:
    https://schnell-durchblicken.de/der-trafikant-inhalt-und-wichtige-textstellen-teil-2

    • 34: Erster Kontakt mit Sigmund Freud
    • 46: Nach gutem Beginn letztlich doch misslungener Versuch, sich ein Mädchen zu suchen
    • 59: Ein erster Nazi-Anschlag auf die Trafik
    • 63 Vergebliche Suche nach dem Mädchen und schließlich der entscheidende Tipp – ab zu Sigmund Freud
    • 81 Franz trifft das Mädchen wieder und lernt die körperliche Liebe kennen
    • 96 Vergeblicher Versuch, das Mädchen zu vergessen und die große Enttäuschung in einem Nachtlokal
    • 125 Weiteres Gespräch mit Sigmund Freud
  • Teil 3:
    https://schnell-durchblicken.de/der-trafikant-inhalt-und-wichtige-textstellen-teil-3

    • 143 Der „rote Egon“ und sein Opfertod im Widerstand sowie ein Gespräch über die Nazi-Propaganda
    • 151 Die Verhaftung des Trafikanten und Franz‘ Entwicklung
    • 179: Erfahrungen im Gestapo-Hauptquartier
    • 185ff: Mitteilung vom Tod Ottos und Franz‘ Besuch beim Fleischermeister
    • 196: Endgültiger Abschied von Anezka, die mit einem SS-Mann zusammen ist
    • 209: Abschied von Sigmund Freud, der in die Emigration geht
  • Teil 4:
    https://schnell-durchblicken.de/der-trafikant-inhalt-und-wichtige-textstellen-teil-4

    • 236: Ottos Hose wird als Zeichen des Widerstands auf einem Gestapo-Fahnenmast gehisst
    • 245: Franz‘ Verhaftung und Abtransport in ein ungewisses Schicksal – Anezka findet kurz vor Kriegsende einen Traumzettel von Franz an der Trafik

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