„Der Trafikant“ – Inhalt und wichtige Textstellen
Wenn man nur Inhaltsangaben oder ähnliche Zusammenfassungen liest, weiß man zwar ungefähr, worum es geht, hat aber keine wirkliche Ahnung vom Text.
Das zeigt sich dann, wenn man über den Text sprechen soll.
Deshalb wählen wir hier einen anderen Ansatz.
Wir geben einen Überblick über den Inhalt des Romans, konzentrieren uns aber auf Schlüssel-Stellen. Auf die kann man dann schnell zurückgreifen, wenn man sie in einer Klausur oder in einer mündlichen Prüfung braucht.
Wir beziehen uns im Folgenden auf die E-Book-Ausgabe des Romans, die man zum Beispiel hier bekommen kann:
https://www.amazon.de/dp/B009CTQABS/ref=dp-kindle-redirect?_encoding=UTF8&btkr=1
Dort sind glücklicherweise auch Seitenangaben vorhanden, so dass man das gut mit der eigenen Textausgabe abgleichen kann.
- 236: Ottos Hose wird als Zeichen des Widerstands auf einem Gestapo-Fahnenmast gehisst
- In einer seltsamen Erzählweise, bei der man das Gefühl hat, dass einer da verschiedene Zeugenaussagen zusammenträgt, wird das Schlüsselereignis des Romans präsentiert, das ´Hissen der Hose des toten Trafikanten an Stelle der vor der Gestapodienststelle eigentlich vorzufindenden Fahne.
- Letztlich entspricht das, was Franz hier macht, genau dem, was Sigmund Freud in einem Gespräch halb resignierend, halb ermutigend festgestellt hat:
- S. 223
- „Man tapst sozusagen in einer immerwährenden Dunkelheit herum,
und nur mit viel Glück sieht man manchmal ein Lichtlein aufflammen.
Und nur mit viel Mut oder Beharrlichkeit oder Dummheit oder am besten mit allem zusammen kann man hie und da selber ein Zeichen setzen!'“
- Was die seltsame Erzählweise angeht, so beginnt es mit einem Statement einer unbekannten Figur, vielleicht des Erzählers, die sich dann direkt an den Leser wendet (S. 236): „Eine ist ja schon irgendwie komisch: Je länger sich die Tage ziehen, desto kürzer kommt einem das Leben vor. Ein Widerspruch, aber so ist es halt. Und jetzt frage ich Sie, was tun die Leut, um sich das Leben zu verlängern und die Tage zu verkürzen? Sie reden. Sie reden, plappern, plaudern und erzählen, und zwar praktisch ohne jede Unterbrechung.“
- Und genau das geschieht dann im Folgenden, wenn zum Teil die Figur selbst eigene Wahrnehmungen und Gedanken äußert, zum Teil Gesprächselemente integriert, wie man sie etwa beim mehr oder weniger geselligen Einkauf in einem Geschäft hören kann, aber einem kleinen, wie man sie heute noch in einem Dorf finden kann, weniger im Supermarkt: „Und jetzt geben S‘ mir bitte einen Liter Milch …“
- Davor findet man den Hinweis: „Zumindest bei uns, in unserer seligen Wienerstadtd gibt es viele Wahrheiten wie Fenster, hinter denen Leut‘ sitzen, die irgendetwas gesehen oder gehört oder gerochten oder immer schon gewusst haben wollen.“
Hier wird klar aus der Perspektive eines in Wien schon lange ansässigen Menschen gesprochen, es kann sich also nicht um Franz handeln. Am besten ist es wohl so zu verstehen, dass es entweder der Erzähler selbst ist, der sich hier mal klar aus der Deckung wagt – oder aber er erfindet eine nicht näher beschriebene Figur, die in einer entsprechenden Einkaufssituation das alles von sich gibt. - Was sich dabei an Fakten ergibt, ist das Folgende:
- 238: „Es muss letzte Nacht gewesen sein …“
- 239: „Und es war nur einer. Eine Person allein. Natürlich ein Mann, weil nämlich eine Frau auf eine derartige Hirnrissigkeit nicht einmal eine Sekunde verschwenden würde. Die einen sagen, er war eher mittelalter. Die anderen schwören Stein und Bein, dass er jung gewesen sein muss, weil er so schnell rennen hat können.“
- 239: „es ist ja nur das reine Glück, dass sie den nicht gleich erwischt haben.“
- 239: Unzweifelhaft jedenfalls ist, dass er sich, unbehelligt von der Gestapo und seinem eigenen Gewissen, direkt vor dem Hotel Metropol an einer von den drei großen Standartenmasten zu schaffen machen hat können.“
- 240: „Dass er noch in den Nachthimmel hinauf salutiert haben soll, halte ich für ein Gerücht, wenn nicht gar für die blanke Übertreitungsangeberei von einigen wenigen Fensterhockern.“
- 241/2: „Ein plötzlicher Windstoß … Und für einen kurzen Augenblick hat dieses braune, zerknitterte und schon ein bisserl ausgebeulte Hosenbein dort oben im Himmel ausgesehen wie ein Zeigefinder. Wie ein riesiger Zeigefinder, der den Leuten einen Weg weist. Wohin der genau gezeigt haben soll, bleibt natürlich allerhöchstens Spekulation. In jedem Fall aber weg, wenn Sie mich fragen, weit, weit weg.“
- 242: Dann wechselt der Schauplatz hin zum Attersee, wo Franz‘ Mutter eine „merkwürdige Unruhe“ spürt, nicht schlafen kann und mit Sorge an ihren Sohn denkt.
- 245: Franz‘ Verhaftung und Abtransport in ein ungewisses Schicksal – Anezka findet kurz vor Kriegsende einen Traumzettel von Franz an der Trafik
- 244: Als Franz am nächsten Morgen aufwacht, schreibt er noch einmal seine Träume auf und hängt einen Zettel damit ans Fenster der Trafik.
- Dann sieht er einen Wagen vorfahren und er wird von den gleichen Leuten abgeholt, die auch schon seinen Chef in die Gestapozentrale gefahren haben.
- Er sorgt noch dafür, dass der Zettel am Fenster gut kleben bleibt und antwortet auf den Hinweis, das habe doch alles keinen Sinn mehr: „Was Sinn hat und was nicht, wird sich erst herausstellen.“
- Mehr erfährt man über den jungen Mann und sein Schicksal nicht.
- 249/250: Stattdessen wird nach einem Zeitsprung von sieben Jahren ans Ende des II. Weltkrieges berichtet, wie kurz vor einem Bombenangriff Anezka zu der immer noch vorhandenen, aber leeren Trafik kommt und den Zettel mit dem letzten Traum von Franz findet: „Anezka atmete tief ein, dann löste sie behutsam das Klebeband, faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in ihre Manteltasche.“
- Auf dem Zettel vom 7.6.1938 geht es um den Attersee, leuchtende Geranien in der Nacht und der Hinweis auf ein Feuer und ständiges Tanzen. Die Heimat kommt also noch einmal ins Spiel, die Natur und auch das kurze Glück, das Franz in der Liebe noch hat erfahren können. Der untere Teil des Textes fehlt, man ahnt, dass es heißen sollte: „das Licht ver“-lischt, was auch für das Leben des jungen Mannes gelten dürfte, wenn man an das Schicksal seines Chefs denkt.
Übersicht über die Teile:
So findet man schnell den richtigen Bereich.
- „Der Trafikant“ – Inhalt und wichtige Textstellen (Mat1708-T1)
Teil1:
https://schnell-durchblicken.de/trafikant-inhalt-u-textstellen- Informationen zum historischen Hintergrund und zur Geografie
- 7: Der Tod eines reichen Geschäftsmannes und das Ende einer lockeren Liebesbeziehung
- 10: Die Bedeutung der Geldzahlungen des reichen Liebhabers
- 16: Franz muss jetzt nach Wien umziehen und seinen Lebensunterhalt als Mitarbeiter eines „Trafikanten“ verdienen
- 19/20: Erste Großstadterfahrungen:
- 21: Erster Kontakt mit dem Trafikanten und seinem Kiosk für Presse und Tabakwaren
- 33: Kontakt zwischen Mutter und Sohn nur über Ansichtskarten
- Teil 2:
https://schnell-durchblicken.de/der-trafikant-inhalt-und-wichtige-textstellen-teil-2- 34: Erster Kontakt mit Sigmund Freud
- 46: Nach gutem Beginn letztlich doch misslungener Versuch, sich ein Mädchen zu suchen
- 59: Ein erster Nazi-Anschlag auf die Trafik
- 63 Vergebliche Suche nach dem Mädchen und schließlich der entscheidende Tipp – ab zu Sigmund Freud
- 81 Franz trifft das Mädchen wieder und lernt die körperliche Liebe kennen
- 96 Vergeblicher Versuch, das Mädchen zu vergessen und die große Enttäuschung in einem Nachtlokal
- 125 Weiteres Gespräch mit Sigmund Freud
- Teil 3:
https://schnell-durchblicken.de/der-trafikant-inhalt-und-wichtige-textstellen-teil-3- 143 Der „rote Egon“ und sein Opfertod im Widerstand sowie ein Gespräch über die Nazi-Propaganda
- 151 Die Verhaftung des Trafikanten und Franz‘ Entwicklung
- 179: Erfahrungen im Gestapo-Hauptquartier
- 185ff: Mitteilung vom Tod Ottos und Franz‘ Besuch beim Fleischermeister
- 196: Endgültiger Abschied von Anezka, die mit einem SS-Mann zusammen ist
- 209: Abschied von Sigmund Freud, der in die Emigration geht
- Teil 4:
https://schnell-durchblicken.de/der-trafikant-inhalt-und-wichtige-textstellen-teil-4- 236: Ottos Hose wird als Zeichen des Widerstands auf einem Gestapo-Fahnenmast gehisst
- 245: Franz‘ Verhaftung und Abtransport in ein ungewisses Schicksal – Anezka findet kurz vor Kriegsende einen Traumzettel von Franz an der Trafik
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Der Trafikant – Themenseite
https://textaussage.de/trafikant-themenseite
—
- Youtube-Playlist:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLNeMBo_UQLv0V-5XzuI9t8HFF4G8Cj24Y
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos