Die „schöne Seele“ – eine zentrale Idee der Weimarer Klassik (Mat7284-video)

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Das Video dazu werden wir noch erstellen.
sind wir ausführlich auf die Frage eingegangen:
  • was mit der „schönen Seele“ in der Zeit der Klassik gemeint war,
  • warum sie wichtig ist und auch heute noch eine Rolle spielen könnte/sollte
  • wie man selbst mal ausprobieren kann, sich als „schöne Seele“ zu präsentieren.
  • Gleichzeitig haben wir noch geklärt,
    • was „Anmut“ ist – zumindest in den Augen Schillers
    • und was er unter „Würde“ versteht.
Hier nun wollen wir das alles kurz zusammenfassen
  1. Auch große Geister können irren
    • das ist zum Beispiel Friedrich Schiller,
    • einem der größten deutschen Dichter
    • und Freund Goethes passiert.
    • Als die Französische Revolution ausbrach,
    • glaubte er nämlich: Jetzt wird eine Art Paradies auf Erden beginnen.
    • Die Menschen sind frei – und machen das Beste draus.
  2. Die Realität ist stärker als jeder große Geist
    • Statt auf ihrer Freiheit das Beste zu machen,
    • zeigte sich in Frankreich, dass die Leute damit nicht das Richtige anfangen konnten.
    • Und bald darauf
      • rettete sich die neue Regierung in Krieg
      • was auch nicht gut lief
      • und so kamen radikalere Kräfte an die Macht
      • und alle, die nicht mitspielten,
      • kamen unter die Guillotine: einer Maschine, mit der man optimal den Kopf eines Menschen abtrennen konnte – angeblich eine schmerzlose Sache.
      • Allerdings kann das hinterher keiner bestätigen.
  3. Aber jemand die Schiller gibt nicht auf:
    • Er ist inzwischen ein berühmter Theaterdichter.
    • Als sein Theaterstück „Die Räuber“ aufgeführt wurde,
    • sind die Leute fast vor Begeisterung ausgerastet.
    • Also lag es doch nahe: Die Leute sollen im Theater für die richtigen Dinge begeistert werden.
    • Also nicht für Räuber, sondern für Menschen, die das Richtige tun – selbst unter den schlimmsten Umständen.
  4. Schiller nannte das „ästhetische Erziehung“:
    • d.h. etwas Schönes sehen und dann Lust haben, auch so zu sein.
      Typische Vorbild-Geschichte.
  5. Beispiel „Maria Stuart“ – Teil 1: Das Problem – ein schweres Schicksal
    • Also schrieb Schiller ein Stück, in dem die schottische Königin Maria Stuart in die Gefangenschaft ihrer Konkurrentin, der Königin von England geriet.
    • Ihr wurden allerlei schlimme Dinge vorgeworfen – bis hin zur Ermordung ihres Ehemannes.
    • Schließlich fand man verräterische Briefe in ihrem Schrank, in denen sie sich an Englands Feinde in Frankreich um Unterstützung wandte.
    • So wurde sie zum Tode verurteilt.
  6. Teil 2: Die Lösung: die „schöne Seele“
    • Und jetzt kommt das, was für Schiller wichtig war.
    • Maria Stuart fand sich mit ihrem Schicksal ab,
    • nahm es sogar an
    • und vergab sogar der Frau, die für ihre Hinrichtung sorgte.
    • Schiller interpretierte das so:
      Es geht um den Kampf zwischen „Pflicht“ und „Neigung“

      • Das Gefühl ist, dass Maria leben und nicht sterben will. Dass sie in ihrem Sinne Gerechtigkeit bekommt.
      • Das nennt Schiller „Neigung“.
      • Wichtiger ist ihm die „Pflicht“: Das bedeutet, dass man das tut, was moralisch höherwertig ist, in diesem Fall, sein Schicksal annehmen – dann gibt es auch keine Anhänger, die sich hinterher rächen wollen.
  7. Fazit: Schiller glaubte ernsthaft:
    • Wenn man so was sieht: Pflichterfüllung, statt der ganz menschlichen Neigung (meistens Egoismus) folgen  – dann will man auch so sein.
    • Nicht nur in großen Dingen wie Warten auf den Tod,
    • sondern auch in kleinen Dingen des Alltags.
  8. Übertragung auf heute:
    • Man sieht einen Film, in dem es um schlimme Dinge geht
    • und man macht das zu seiner Angelegenheit, will etwas dagegen tun.
    • Oder wenn das nicht geht,
    • dann will man wenigstens als Held untergehen.
    • Das kann man übrigens nach jeder Enttäuschung im Sport erleben
    • zumindest grundsätzlich, wenn der Sportler vorher „Maria Stuart“ gesehen hat.
    • Er verliert, vielleicht sogar durch ein Fehlurteil des Schiedsrichters.
    • Er schüttelt sich kurz – und verabschiedet sich dann freundlich vom Schiedsrichter – denn „Irren ist menschlich“.
    • Wenn man mal schaut, wie oft so was vorkommt, dann sieht das auch für Schillers Idee der „ästhetischen Erziehung“ des Menschen nicht gut aus.
    • Aber wir freuen uns über jeden, der sich so verhält – nur ist fraglich, ob er das auf Grund eines Theaterstücks macht
    • Oder einfach, weil er eine gute Erziehung genossen hat – und überhaupt einen entsprechenden Charakter hat.
  9. Noch ein kleiner Nachtrag: Schiller unterscheidet zwei Arten von „schönen Seelen“
    • „Erhabenheit“
      • Maria Stuart oder auch der Spieler, der wegen des Schiedsrichters verloren hat und das akzeptiert, haben die Stufe der „Erhabenheit“ erreicht.
      • Man hat freiwillig das getan, was Pflicht war.
      • Wer also morgens freiwillig aufsteht und zur Schule geht und sich nicht einfach krank meldet, obwohl man es nicht ist, der kann sich ab jetzt „erhaben“ nennen.
      • Und zu dem kann man wie zu einem Denkmal aufschauen.
      • Und die Welt wird schön, wenn viele auch so denken und handeln, also unseren Denkmal-Helden nachahmen.
    • „Anmut“:
      • Anmut nennt Schiller, wenn jemand etwas Schönes tut oder kann – ohne gegen seine Gefühle ankämpfen zu müssen.
      • Wer also aus vollem Herzen etwas „schön“ macht, der zeigt Anmut.
      • Zum Beispiel eine Ballett-Tänzerin, die ihren Körper beherrscht und dabei noch lächeln kann. Man spricht hier auch von „Grazie“.
      • oder eine Reiterin, die mit ihrem Pferd zusammen beim Turnier eine richtige Einheit bildet – und alle staunen.
      • Aber diese Menschen sind deswegen noch nicht erhaben, es sind gewissermaßen Genies der Schönheit, die das auch zeigen können.