was mit der „schönen Seele“ in der Zeit der Klassik gemeint war,
warum sie wichtig ist und auch heute noch eine Rolle spielen könnte/sollte
wie man selbst mal ausprobieren kann, sich als „schöne Seele“ zu präsentieren.
Gleichzeitig haben wir noch geklärt,
was „Anmut“ ist – zumindest in den Augen Schillers
und was er unter „Würde“ versteht.
Hier nun wollen wir das alles kurz zusammenfassen
Auch große Geister können irren
das ist zum Beispiel Friedrich Schiller,
einem der größten deutschen Dichter
und Freund Goethes passiert.
Als die Französische Revolution ausbrach,
glaubte er nämlich: Jetzt wird eine Art Paradies auf Erden beginnen.
Die Menschen sind frei – und machen das Beste draus.
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Die Realität ist stärker als jeder große Geist
Statt auf ihrer Freiheit das Beste zu machen,
zeigte sich in Frankreich, dass die Leute damit nicht das Richtige anfangen konnten.
Und bald darauf
rettete sich die neue Regierung in Krieg
was auch nicht gut lief
und so kamen radikalere Kräfte an die Macht
und alle, die nicht mitspielten,
kamen unter die Guillotine: einer Maschine, mit der man optimal den Kopf eines Menschen abtrennen konnte – angeblich eine schmerzlose Sache.
Allerdings kann das hinterher keiner bestätigen.
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Aber jemand die Schiller gibt nicht auf:
Er ist inzwischen ein berühmter Theaterdichter.
Als sein Theaterstück „Die Räuber“ aufgeführt wurde,
sind die Leute fast vor Begeisterung ausgerastet.
Also lag es doch nahe: Die Leute sollen im Theater für die richtigen Dinge begeistert werden.
Also nicht für Räuber, sondern für Menschen, die das Richtige tun – selbst unter den schlimmsten Umständen.
Schiller nannte das „ästhetische Erziehung“:
d.h. etwas Schönes sehen und dann Lust haben, auch so zu sein.
Typische Vorbild-Geschichte.
Beispiel „Maria Stuart“ – Teil 1: Das Problem – ein schweres Schicksal
Also schrieb Schiller ein Stück, in dem die schottische Königin Maria Stuart in die Gefangenschaft ihrer Konkurrentin, der Königin von England geriet.
Ihr wurden allerlei schlimme Dinge vorgeworfen – bis hin zur Ermordung ihres Ehemannes.
Schließlich fand man verräterische Briefe in ihrem Schrank, in denen sie sich an Englands Feinde in Frankreich um Unterstützung wandte.
So wurde sie zum Tode verurteilt.
Teil 2: Die Lösung: die „schöne Seele“
Und jetzt kommt das, was für Schiller wichtig war.
Maria Stuart fand sich mit ihrem Schicksal ab,
nahm es sogar an
und vergab sogar der Frau, die für ihre Hinrichtung sorgte.
Schiller interpretierte das so:
Es geht um den Kampf zwischen „Pflicht“ und „Neigung“
Das Gefühl ist, dass Maria leben und nicht sterben will. Dass sie in ihrem Sinne Gerechtigkeit bekommt.
Das nennt Schiller „Neigung“.
Wichtiger ist ihm die „Pflicht“: Das bedeutet, dass man das tut, was moralisch höherwertig ist, in diesem Fall, sein Schicksal annehmen – dann gibt es auch keine Anhänger, die sich hinterher rächen wollen.
Fazit: Schiller glaubte ernsthaft:
Wenn man so was sieht: Pflichterfüllung, statt der ganz menschlichen Neigung (meistens Egoismus) folgen – dann will man auch so sein.
Nicht nur in großen Dingen wie Warten auf den Tod,
sondern auch in kleinen Dingen des Alltags.
Übertragung auf heute:
Man sieht einen Film, in dem es um schlimme Dinge geht
und man macht das zu seiner Angelegenheit, will etwas dagegen tun.
Oder wenn das nicht geht,
dann will man wenigstens als Held untergehen.
Das kann man übrigens nach jeder Enttäuschung im Sport erleben
zumindest grundsätzlich, wenn der Sportler vorher „Maria Stuart“ gesehen hat.
Er verliert, vielleicht sogar durch ein Fehlurteil des Schiedsrichters.
Er schüttelt sich kurz – und verabschiedet sich dann freundlich vom Schiedsrichter – denn „Irren ist menschlich“.
Wenn man mal schaut, wie oft so was vorkommt, dann sieht das auch für Schillers Idee der „ästhetischen Erziehung“ des Menschen nicht gut aus.
Aber wir freuen uns über jeden, der sich so verhält – nur ist fraglich, ob er das auf Grund eines Theaterstücks macht
Oder einfach, weil er eine gute Erziehung genossen hat – und überhaupt einen entsprechenden Charakter hat.
Noch ein kleiner Nachtrag: Schiller unterscheidet zwei Arten von „schönen Seelen“
„Erhabenheit“
Maria Stuart oder auch der Spieler, der wegen des Schiedsrichters verloren hat und das akzeptiert, haben die Stufe der „Erhabenheit“ erreicht.
Man hat freiwillig das getan, was Pflicht war.
Wer also morgens freiwillig aufsteht und zur Schule geht und sich nicht einfach krank meldet, obwohl man es nicht ist, der kann sich ab jetzt „erhaben“ nennen.
Und zu dem kann man wie zu einem Denkmal aufschauen.
Und die Welt wird schön, wenn viele auch so denken und handeln, also unseren Denkmal-Helden nachahmen.
„Anmut“:
Anmut nennt Schiller, wenn jemand etwas Schönes tut oder kann – ohne gegen seine Gefühle ankämpfen zu müssen.
Wer also aus vollem Herzen etwas „schön“ macht, der zeigt Anmut.
Zum Beispiel eine Ballett-Tänzerin, die ihren Körper beherrscht und dabei noch lächeln kann. Man spricht hier auch von „Grazie“.
oder eine Reiterin, die mit ihrem Pferd zusammen beim Turnier eine richtige Einheit bildet – und alle staunen.
Aber diese Menschen sind deswegen noch nicht erhaben, es sind gewissermaßen Genies der Schönheit, die das auch zeigen können.