Video zu Daniel Kehlmann, „Du hättest gehen sollen“ (Mat950-kg-part-hgs)

Worum es hier geht:

Auf der Seite
https://schnell-durchblicken.de/anmerkungen-zu-daniel-kehlmann-du-haettest-gehen-sollen
haben wir gezeigt, wie man zu einer komplizierten Gesprächs-Darstellung eine Inhaltsangabe schreiben kann.

Video und Dokumentation

Das Video ist hier zu finden:
https://youtu.be/hYOjzjkOl1E

Hier die Sprungmarken zu den einzelnen Teilen
00:00 Einleitung: Ziel des Videos – Inhaltsangabe trotz Gesprächschaos 00:52 Warum sind Gespräche so schwer inhaltlich zu fassen? 01:31 Schwierigkeit bei kommunikationsbasierten Kurzgeschichten 02:00 Einstieg in Kehlmanns Textauszug 02:25 Ausgangssituation: Rückzug in die Berge zum Drehbuchschreiben 03:00 Konfliktauftakt: Ehefrau stellt Streit in den Raum 03:40 Erwartungshaltungen und Spannungen in der Ehe 04:48 Streit um den Begriff „Werk“ und Qualität von Kunst 05:45 Flucht in Fantasie: Der Mann plant Film über den Streit 06:13 Rechtfertigung des Mannes mit Geld und Familienunterhalt 06:45 Persönliche Verletzungen & Vorwürfe – Bildung & Anerkennung 07:11 Zwei emotionale Ausbrüche: Hysterie und kindliches Verhalten 08:00 Der abgebrochene Puppenarm als Metapher für Familienspannung 08:40 Tipp für die Klausur: Positionen und Gedanken klar trennen 09:01 Kommunikationstheorie: Watzlawick und die Vorgeschichte 10:00 Interpretationsansätze: Verengte Sicht, Image-Streit, Rollenbilder 11:30 Metaphorik: Klebstoff als Symbol für den Zustand der Ehe 12:00 Erstellung einer strukturierten Inhaltsangabe 13:00 Fokus auf Hauptfigur, Vorgeschichte & Konfliktursachen 14:00 Inhalt ohne Interpretation: Sicherer Weg für Klausuren 15:00 Fazit: Struktur hilft, selbst chaotische Gespräche zu fassen 17:00 Ausblick: Weitere Infos auf der Webseite & Einladung zu Feedback

Mat950-kg-part-hgs unb Kehlmann gehen sollen pcf5

Hier packen wir die Infos zu dem Video dazu:

Wo ist das Problem?

  • Inhaltsangabe von Kurzgeschichten
    das kennt man aus früheren Klassen.
  • Wenn es dann aber auch noch um Kommunikation geht, wird es sehr viel schwieriger.
  • Wenig Handlung – dafür aber ein Gespräch, das im Streit schnell zu Chaos werden kann.
  • Und wenn ein Autor das auch noch verstärkt, indem er alles einfach aneinandergefügt: Bericht, Sprech”Akte” und Gedanken …
  • Wir zeigen hier links mal, wie das in der Geschichte “Du hättest gehen sollen” von Daniel Kehlmann aussieht.

Überblick über die Erzählschritte

Vorab-Info zur eigentlichen Geschichte: • Rückzug in die Berge – Ich-Erzähler = Drehbuchautor • Ziel: Fertigstellung des 2. Teils einer Filmkomödie • Keine entspannte Stimmung

  1. Einstieg der Ehefrau • Frage, warum dauernd streiten • angespannte Situation bestätigt
  2. Bericht aus Sicht des Ehemanns • Frau nimmt vorwurfsvolle Haltung ein • Mann erwartet Vorwurf, der kommt • Frau möchte: erst mal Familie
  3. Streit um den Begriff des “Werks” • Mann hat Sorge wegen seines Drehbuchs – Frau zieht sich am Begriff hoch • Mann reflektiert sein Verhalten, dass er mit hochgeht. • Der wehrt sich dagegen, dass Filmdrehbücher keine Werke sein sollen. • Frau antwortet etwas unlogisch: Ein Drehbuch sei ein Werk, aber kein Werk. • Das hat sie wohl so betont, dass der Mann den Unterschied in der Qualität heraushört.
  4. Nachdenken des Mannes • Bedauert, nicht geschwiegen • Erinnert an Lebensunterhalt • Geld wichtig für Frau und Kind
  5. Gedanken: Fantasie-Rettung des Mannes • Film schreiben • Aufbau, der zu ihrer Situation passt. • Titel “Ehe” noch frei – Freude
  6. Reaktion der Frau • Qualitätsunterschiede • (Film-)Komödien – gegen Klassiker
  7. Gedanken: Mann stört sich an “Klassiker” • Vor-Einstellung: Sie hat studiert • Er nicht – sieht er als Vorwurf • Dazu: “Marotte”: Er schreibt per Hand • Frau: Schriftsteller-Pose
  8. Schluss: Doppelter Ausbruch • Frau lacht hysterisch • Mann ist erschrocken • hält das für schlechte Schauspielerei • Unterbrechung durch das Kind • Hat Arm der Puppe abgebrochen • will Klebstoff haben — • Woher in den Bergen nehmen?

Anmerkungen/Notizen -> Analyse/´Interpretation

  1. Watzlawick: Kommunikation hat immer Vorgeschichte
  2. Vorurteile werden zu o Vor-Erwartungen o und eigene Deutungen
  3. Verengte Sicht: Frau sieht nur ihre Situation Der Mann auch plus Ernährer-Hinweis
  4. Streit um Begriff wird zum Image-Streit
  5. Mann flüchtet in Film-Idee Übersprunghandlung
  6. Beim Mann: ansatzweise Selbstkritik
  7. Frau erzähltechnisch ausgeblendet. So erfährt man nicht, wie sie wirklich denkt, evtl. mehr Neid und Selbstschutz durch Aufwerbung der eigenen Situation als „Nur-Mutter“

 

Beispiel für eine mögliche Inhaltsangabe

  1. In der Geschichte geht es um ein Drehbuchautor …
  2. der mit seiner Frau und der kleinen Tochter in die Berge gefahren ist, um dort in Ruhe ein weiteres Drehbuch fertigstellen zu können.
  3. Dabei gibt es aber einen intensiven Streit, bei dem eine Vorgeschichte sichtbar wird.
  4. Diese beruht im wesentlichen auf unterschiedlichen Auffassungen im Hinblick auf die Qualität von Werken. Die Frau hat vor dem Hintergrund ihrer Universitätsausbildung eine hohe Vorstellung von anerkannter Literatur und macht deshalb deutlich, dass man das, was ihr Mann schreibt, nicht auf die gleiche Stufe stellen kann. Zusätzlich ärgert die Frau, dass ihr Mann seine Arbeit handschriftlich verfasst. Sie unterstellt ihm, dass er damit die Pose eines Dichters einnehmen wolle.
  5. Der Mann zieht sich auf die Notwendigkeit zurück, mit seiner Arbeit den Unterhalt der Familie zu sichern.
  6. Der Schluss besteht aus zwei Ausbrüchen aus dem Streitgespräch. Die Frau findet den Vergleich so lächerlich, dass sie in ein gekünsteltes Lachen verfällt, das den Mann zusätzlich aufregt.
  7. Parallel dazu hat die Tochter ihrer Puppe den Arm abgebrochen und als Leser kann man auf den Gedanken kommen, dass sie damit impulsiv auf den Streit der Eltern reagieren könnte.
  8. Am Ende steht die Frage, woher man in den Bergen  Klebstoff nehmen könnte. Diese Frage kann dem Leser doppeldeutig erscheinen, nämlich auch die Situation der Ehe mit einschließen.

Alternative ohne jede eigene “Zugabe”

  1. Am Ende lacht die Frau wohl so hysterisch, dass ihren  Mann das regelrecht erschreckt.
  2. Gleichzeitig hat die Tochter ihrer Puppe den Arm abgebrochen.
  3. Am Ende steht die Frage, wo man in den Bergen den Klebstoff holen soll, den das Kind weinend verlangt.

Anmerkungen zur Erstellung dieser Inhaltsangabe

  • Wir entscheiden uns hier für ihn als Ausgangspunkt für die weitere Beschreibung. Er ist immerhin als Ich-Erzähler, dessen Gedanken wir auch erfahren, die Hauptfigur.
  • Hier wird das von der Vorgeschichte aufgenommen, was als Info ja mitgeliefert wird.
  • Hier entscheiden wir uns dafür, nicht in der Reihenfolge der Handlung (Sprechakte und Reflexionen) zu bleiben, sondern diese inhaltlich zusammenzufassen
  • Zunächst haben wir die Sicht der Frau zusammengefasst.
  • Ganz natürlich ergibt sich jetzt der nächste Schritt, nämlich die Sicht des Mannes.
  • Hier haben wir dem Inhalt schon ein gemeinsames Dach gegeben.
    Das geht über die reine Inhaltsangabe hinaus, Alternative dazu weiter unten

    • Frau hysterisches Lachen
    • erschrockene Reaktion des Mannes
  • Auf die Tochter gehen wir separat ein, weil das ein neues Handlungselement ist – allerdings kann man es zu dem gemeinsamen Dach des Ausbruchs ziehen.
  • So kann man etwas formulieren, was gewissermaßen einfach im Raum steht und erzählt wird und sich auf beide Eltern bezieht. Sie sind jetzt abgelenkt, auf die Realität konzentriert.

Analyse der Kommunikation in der Geschichte

Wenn man es selbst herausbekommen möchte, könnte man alle Textstellen markieren, die etwas mit der Kommunikation, ihren Hintergründen und Zielen zu tun hat.

Das haben wir ausgelagert auf die folgende Seite:
https://schnell-durchblicken.de/tipps-zur-kommunikation-daniel-kehlmann-du-haettest-gehen-sollen

Weitere Infos, Tipps und Materialien