Wie man zum Thema „Liebe“ eine Ballade schreibt (Mat779-btl)

Wie entsteht aus einer Thema-Idee eine Ballade

Auf der Seite:
https://schnell-durchblicken.de/thema-formulieren-gedicht-kurzgeschichte
sind wir allgemein darauf eingegangen, wie man das Thema eines Gedichtes oder einer Kurzgeschichte erkennt.

Betrachten wir das noch mal aus einem anderen Blickwinkel, nämlich dem des Autors und des von ihm geschaffenen „Lyrischen Ichs“ und schließlich auch des Lesers:

Kunst und damit auch Literatur entsteht ja nicht irgendwie so nebenbei und ohne Grund: Vielmehr gibt es zumindest bei guter Literatur immer eine Ausdrucksnotwendigkeit – und die wird eben in der Regel aufgespalten, auch wenn der Autor beides beim Schreiben vielleicht schon im Kopf hat:

Da gibt es zunächst eine Sache, die einen beschäftigt, vielleicht sogar bedrückt.
Nehmen wir ein Liebesgedicht. Da hat man sich gerade getrennt, leidet unheimlich und fragt sich eben: Muss das sein?

Die Frage stellt zum Beispiel die folgende Ballade:

Ballade von der fehlenden Mittelmäßigkeit in der Liebe
https://textaussage.de/ballade-von-der-fehlenden-mittelmaessigkeit-in-der-liebe

Oder: Erec und Iwein heute – Versuch, ein Epos aus dem Mittelalter in die heutige Zeit zu übertragen.

Lars Krüsand

Offenes Thema

(1) Er hatte sie gefunden,
doch war er auch gebunden?
Die Liebe war zwar wunderschön,
Doch wollt er auch anderes sehn.

(2) Vielleicht konnt’s ja gemeinsam sein?!
Am Samstag spielte sein Verein.
Kaum stand die Frage knapp im Raum,
schon weg  war, ach, der schöne Traum.

(3) „Geh du zu deinem Fußballspiel,
ich habe noch ein anderes Ziel.
Wir Mädchen brauchen auch mal Zeit,
Für dich verspür ich Dankbarkeit.“

(4) Genau so war’s ne Woche drauf
Die Sache nahm dann ihren Lauf
Die beiden hatten sich entzweit
vorbei wars mit der Dankbarkeit.

(5) Beim nächsten Mal: es sollte besser werden
Gemeinsamkeit ist angesagt auf Erden
Die Wochenpläne abgestimmt
Man gerne halt mal Rücksicht nimmt.

(6) So ging es Tage ging es Wochen
Dann war wohl irgendwas zerbrochen
Der Mensch braucht halt auch Zeit für sich
Sonst wird das Leben fürchterlich

Das Thema der Ballade ist die Frage, was eine Liebe gefährden kann und schließlich auch zerbrechen lässt.

Die Intention des Textes, seine Aussage gibt dann die Antwort:
Das Gedicht zeigt,

  • dass auch verliebte Menschen ihre eigenen Interessen behalten,
  • was zu Spannungen und schließlich zum Auseinanderleben führen kann,
  • dass aber auch das Bemühen um zu viel Gemeinsamkeit zum Problem werden und zum Bruch führen kann.

Als der Autor die Ballade geschrieben hat, war ihm nicht nur das Problem klar, sondern auch zwei Lösungsansätze, die nicht funktionierten und dann eben zum Ende der Gemeinsamkeit führten.

Der Leser oder auch der Interpret erlebt das dann nach, indem er zunächst sagt:
– Tja, das mit den unterschiedlichen Interessen kenne ich.
– O, diese Aufteilung der Zeit ist doch eine gute Idee.
– Dann erkennt er, dass das auch zur kompletten Teilung führen kann.
– Dann freut er sich über das Gegenmodell
– und wird dann zu dem Punkt geführt, dass das auch schiefgehen kann – und zwar dann meistens nicht schleichend, sondern im Knall.

Tja, die schön ist es, wenn man sich in einem schönen Gedicht wiederfinden kann – dann fühlt man sich vielleicht nicht so ganz allein.
Und gute Ratschläge kann man von einem guten Gedicht sowieso nicht erwarten, es kann einen nur anregen, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln.

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