Zusatzpunkte in Klausuren: Wie erreicht man sie? (Fach Deutsch)

Worum geht es hier:

  • Zu Klausuren in der Schule gehört heute nicht nur ein ausgearbeiteter Erwartungshorizont, in den dann für den Schüler transparent die jeweils erreichten Punkte eingetragen werden. Diese Art eines vorab festgelegten Bewertungsrahmens erforderte auch immer die Möglichkeit, Leistungen zu berücksichtigen, die über den Horizont des für möglich bzw. notwendig Gehaltenen hinausgingen.
  • Zu dem Zweck wurde eine Zeile eingefügt, die zum Beispiel
    „zusätzliche Punkte für ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium (max. 4P)“
    lauten kann.
  • Bei insgesamt 100 Punkten, die erreicht werden können (einschließlich der Darstellungsleistung) kann das leicht darüber entscheiden, ob man statt eines „befriedigend plus“ noch ein „gut minus“ oder natürlich gerne am Ende auch sicher  die Note „sehr gut (plus) erreicht 🙂
  • Grundsätzlich ist wichtig, dass man mit seinem Lehrer rechtzeitig vor einer Klausur über die Möglichkeit der Zusatzpunkte spricht.
  • Vor allem sollte man ihm dabei klarmachen (soweit es nötig ist ;-)), dass diese Zusatzpunkte ja gerade die besonderen Leistungen sind, die selbstständiges Denken zeigen.
  • Außerdem sollte man darüber diskutieren, dass die Vorgaben des Erwartungshorizontes ja immer erst mal eine vorläufige Vorgabe sind. Jeder Lehrer kennt das, dass bei einem von ihm erstellten Erwartungshorizont es durchaus sein kann, dass er bei der Korrektur der Klausur noch mit weiteren Ideen und Möglichkeiten konfrontiert wird.

Wir zeigen im Folgenden mal an Beispielen auf, wie man zu solchen Zusatzpunkten kommen kann. Im Laufe der Zeit werden wir das erweitern und möglichst für viele wichtige Klausursituationen entsprechende Übersichten erstellen.

Beispiel Goethe, „Faust“

  • Bei der Analyse einer Dramenszene kann man zum Beispiel darauf hinweisen, dass das Verhalten einer Figur im Widerspruch steht zu einer anderen Szene, was natürlich auch für die aktuell gegebene Szene und deren Bedeutung eine Rolle spielt.
    Das ist wichtig, weil man Zusatzpunkte nur über Hinweise oder Überlegungen bekommt, die etwas mit der Aufgabenstellung zu tun haben.
  • Auf jeden Fall kann es immer lohnen sein, Querverbindungen im Rahmen einer Lektüre herzustellen. Das setzt natürlich voraus, dass man sich sehr gut im Text auskennt. Hier sind vor allem Übersichten hilfreich, die auf wichtige Textstellen verweisen.
  • Wenn es zum Beispiel in Goethes „Faust“ um die Verhandlungen des Protagonisten mit Mephisto geht, kann man etwa darauf verweisen, dass das, was Mephisto mit Faust plant, zum einen im Widerspruch steht zu dessen wirklichen Wünschen, zum anderen aber auch der Generallinie widerspricht, die der Herr (also Gott) im „Prolog im Himmel“ vorgegeben hat. Wenn man hier zum Beispiel das folgende Video
    Videolink
    https://youtu.be/-ohLS8PeL0Y

    gesehen hat, nach dem Mephisto keine Chance hat, ist man gut gerüstet und kann den Lehrer entsprechend positiv überraschen.

Beispiel Dürrenmatt, „Die Physiker“

  • Oder nehmen wir Dürrenmatts „Die Physiker“. Da soll man die „21 Punkte“, die der Dichter seinem Werk hinzugefügt hat, mit der Handlung vergleichen.
  • Wenn man dann auf die Probleme dieser Punkte eingeht und nicht in Ehrfurcht vor ihnen erblasst, wird sich vielleicht auch die Lehrkraft freuen, dass es in ihrem Kurs soviel kritische Intelligenz gibt.
  • Näheres dazu auf der Seite:
    https://www.schnell-durchblicken2.de/phy-21-punkte

Beispiel Lessing, „Nathan der Weise“

  • Oder nehmen wir Lessings berühmtes Drama.
  • Wenn es da um die Ringparabel geht, kann man natürlich, wenn man sich mit Religionen etwas genauer auskennt, schon eine zentrale Eigenart verweisen, die jede mehr oder weniger hat:
  • Es geht darum, dass eine „Religion“ meistens auch eine tiefere Bindung bedeutet, die sich nicht mit der besten Wirkung von etwas begnügt. Wenn man dann darauf verweist, dass Lessing in der Ringparabel eine rein innerweltliche Vorstellung, die sich mit wechselseitiger Nettigkeit begnügt, dann hat man einen zentralen Schwachpunkt herausgestellt.
    Näheres zum Begriff der Religion findet sich zum Beispiel hier:
    https://www.dwds.de/wb/Religion
    und es könnte ja in einem parallelen Grundkurs Religion behandelt worden sein.
    Und selbstverständlich hat es etwas mit der Aufgabenstellung zu tun, die Ringparabel genau zu analysieren. Irgendwann ist man nämlich bei der Interpretation, nämlich der Einordnung der Ergebnisse in größere Zusammenhänge.
  • Und jeder kluge Lehrer wird froh sein, wenn bei der Besprechung der Klausur nicht nur Defizite bzw. Probleme besprochen werden müssen, sondern sich auch noch Aspekte ergeben haben, die über die bisherigen Unterrichtsinhalte hinausgehen.

Beispiel Böll, „An der Brücke“

  • Wenn man das Gedicht des Romantikers Novalis kennt: „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“, merkt man, wie sehr diese Kurzgeschichte etwas zu tun hat mit einer Welt, in der Gefühle mehr zählen als reine Rationalität.
    Anmerkung: Das ist so eine typische Verbindung, mit der man in einer Klausur z.B. Zusatzpunkte bekommen kann.
    Siehe dazu das Video:
  • Videolink
  •  https://youtu.be/hHi-g5NWAVU

Beispiel: Erörterung der Rolle der Figur der Schwester in Kafkas „Die Verwandlung“

Hier wird gezeigt, wie man ein literarisches Werk über sein Ende hinaus“denken“ oder auch gestalten kann. In einer Klausur dürfte es zumindest zu schaffen sein, die Idee einzubringen.

Am Ende einer Erörterung: Shen Te in „Sezuan“

Wir zeigen hier, wie man Brechts Stück ohne Lösung um einen Schritt erweitern kann, indem man auf „Die Physiker“ von Dürrenmatt verw
https://schnell-durchblicken.de/brecht-der-gute-mensch-von-sezuan-shen-te-ein-guter-mensch


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